Marcel Kittel bei der Tour de France:"Es gibt im Radsport auch gute Typen"

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Hier wird Ihnen geholfen: Sprinter Marcel Kittel erhält in Bastia das Gelbe Trikot. (Foto: Getty Images)

Mit Champagner begoss Marcel Kittel seinen Etappensieg zum Start der Tour de France Zum Feiern ist ihm trotzdem nicht zumute. Im SZ-Interview spricht Kittel darüber, warum das Thema Doping so wichtig ist, der Sport allerdings wieder eine gewisse Kenntnisnahme verdient.

Von Andreas Burkert, Bastia

Hoch über den Klippen am Tyrrhenischen Meer hat Marcel Kittel am Samstagabend eine Flasche Champagner geöffnet für die Kameraden seiner holländischen Argos-Equipe. Im traumhaft gelegenen Mannschaftsquartier am Stadtrand von Bastia feierte der deutsche Sprinter seinen mit dem Gelben Trikot belohnten Etappensieg zum Start der 100. Tour de France.

Zuvor hatte er mit der Familie in Erfurt telefoniert, "meine Mutter hatte am Mittwoch ihren 50. Geburtstag, und ich musste einen Tag vorher abreisen, aber ich habe ihr ein nachträgliches Geschenk versprochen", erzählte Kittel im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (Montagsausgabe): "Sie hat am Telefon natürlich geheult."

Der Thüringer warb in dem Gespräch zudem um Vertrauen für seinen im Imagetief steckenden Sport. Sein Erfolg sei "auch ein bisschen als Zeichen gesehen wird, dass bei uns nicht alles schlecht ist", sagte der 25-Jährige. "Dass das große Thema Doping angesprochen werden muss, ist mir ganz klar, das muss so sein. Aber trotzdem hat der Sport noch etwas anderes zu bieten und einfach mal wieder eine gewisse Kenntnisnahme verdient." Kittel meint: "Es gibt im Radsport auch gute Typen."

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Wichtig hält Kittel jedoch auch, eine klare Haltung im Anti-Doping-Kampf einzunehmen. Er selbst hatte vergangenes Jahr den spanischen Mitfavoriten Alberto Contador wegen dessen Zuspruchs für Lance Armstrong scharf kritisiert und in diesem April den türkischen Überraschungs-Sieger der Türkei-Rundfahrt, Mustafa Sayar, mit abfälligen Komentaren bedacht: Sayar hatte die Rundfahrt 2012 noch als Drittletzter beendet, mit fast zwei Stunden Rückstand auf einen später des Dopings überführten Teamkollegen.

"Wir wissen ja nun von den alten Skandalen, dass es lange im Radsport diese Omertà gab, ein Schweigegelübde: Die Fahrer haben sich einfach nicht geoutet und keine Missstände unseres Sports angeprangert - nicht ohne Grund, wie jetzt klar ist", sagte Kittel. "Ich habe aber nichts zu verschweigen, und wenn mir persönlich Dinge gegen den Strich gehen, die dem Radsport schaden, dann muss und will ich etwas dazu sagen."

Kittel - der am Sonntag auf der zweiten Korsika-Etappe der Tour von Bastia nach Ajaccio erwartungsgemäß das Gelbe Trikot wieder verlor - forderte zudem eine schonungslose Dopingbeichte von Jan Ullrich. "Das wünsche ich mir wirklich schon länger, dass vor allem Jan Ullrich - wenn er sich denn schon zu seinem Thema äußert - endlich mal komplett reinen Tisch macht und sich ohne Abstriche zu seinen Fehlern bekennt. Es kann doch eigentlich auch für ihn nur die beste Lösung sein, dass er so für sich mal seinen Frieden findet. So ist das jedes Mal ärgerlich für uns."

Das gesamte Interview mit Marcel Kittel lesen Sie in der Süddeutschen Zeitung vom Montag, 1. Juli, auf dem iPad und Windows 8.

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