Rouven Schröder trug am Sonntag das Trikot mit der Nummer "5" in den Pressekonferenzraum des alten Bruchwegstadions. Dort hatten sich ein paar Journalisten eingefunden, um den neuen Spieler zu befragen, der genau dieses rote Hemd in der Rückrunde für den FSV Mainz tragen wird. Der Nullfünf-Sportvorstand Schröder setzte sich auf einen Stuhl, zeigte auf den Mann, der neben ihm Platz genommen hatte, und sagte: "Wir haben Nigel de Jong mit vollster Überzeugung verpflichtet, weil wir glauben, dass er mit seiner Erfahrung und Vita dem Verein und der Mannschaft unheimlich viel geben kann."
De Jong war von 2006 bis 2009 beim Hamburger SV in der Bundesliga unter Vertrag, danach für Manchester City, den AC Mailand und Los Angeles Galaxy aktiv; inzwischen ist er 33 Jahre alt. Seit Sommer 2016 war der Nationalspieler der Niederlande (81 Einsätze), der 2010 mit der Elftal das WM-Finale gegen Spanien verlor, bei Galatasaray Istanbul angestellt. Am Freitag löste de Jong seinen Kontrakt am Bosporus auf, um ablösefrei in die Bundesliga zurückzukehren. Zwar ist der Amsterdamer schon länger Inhaber eines Autohauses für Luxuskarossen in Hamburg, aber die neue Nummer 5 der Mainzer versichert: "Ich bin noch nicht fertig mit Fußball."
Bundesliga:Duell der Strafraumstürmer
Mario Gomez und Sandro Wagner haben am Wochenende bereits für ihre neuen Klubs getroffen. Weil das Angebot an Angreifern in Deutschland so groß ist wie lange nicht, wird Joachim Löw aber nur einen zur WM mitnehmen.
Nach seiner Ausmusterung bei Galatasaray strotz de Jong vor Motivation
In Mainz ist die Zusammenarbeit zunächst bis zum Ende dieser Saison besprochen. Nach all den Stationen in großen Metropolen nimmt de Jong in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt einen neuen Anlauf, er sagt: "In Mainz geht es nur um Fußball, genau das brauche ich jetzt."
In der aktuellen Saison bestritt der defensive Mittelfeldspieler keine einzige Partie für Galatasaray. Nachdem Landsmann Jan Olde Riekerink im Februar 2017 als Trainer entlassen wurde und der ehemalige Nationalmannschaftskollege Wesley Sneijder im Sommer in Richtung Nizza weiterzog, wurde de Jong bei Galatasaray ausgemustert. Mit 2,5 Millionen Euro pro Jahr gehörte er dort zu den Topverdienern.
Rouven Schröder versichert, dass das "Wirtschaftliche bei dieser Verpflichtung eine untergeordnete Rolle" gespielt habe. Die fehlende Spielpraxis und die damit zusammenhängende Frage nach der Fitness des Routiniers begleiten diesen Transfer viel eher. Schröder sagt: "Wir haben einen Leader verpflichtet." Und die Mainzer brauchen Spieler mit Widerstandskraft, mit 17 Punkten rangieren sie nach der Vorrunde nur zwei Zähler vor dem ersten direkten Abstiegsrang, den de Jongs alter Verein, der Hamburger SV, belegt. Am kommenden Wochenende startet die Rückserie für Mainz mit dem Spiel in Hannover.
De Jong in Bestform könnte Stabilität in die Mittelfeldzentrale bringen, zumal die Mainzer Fabian Frei, 28, einen erfahrenen Profi auf dieser Position, gerade zum FC Basel ziehen ließen. "Ich bin fit", beteuert de Jong, der die letzten Monate in Istanbul "als schwere Zeit" in Erinnerung behält; und er gibt zu, dass er Spielpraxis brauche. Bei der 0:3-Niederlage am Sonntag im Test gegen Mönchengladbach wurde er erst nach der Halbzeit eingewechselt.
Rückkehrer Anthony Ujah soll Tore zum Klassenerhalt schießen
Neben de Jong holten die Mainzer in dieser Wintertransferperiode einen zweiten prominenten Spieler zurück in die Bundesliga: Anthony Ujah, 27. Rund 3,8 Millionen Euro flossen für den Mittelstürmer an den chinesischen Klub Liaoning Hongyun. Der Nigerianer Ujah hatte 2011/2012 schon einmal das Mainzer Trikot getragen, bevor er in Köln und Bremen reüssierte. Jetzt soll er Tore für den Klassenerhalt schießen.
De Jong sagt: "Den Abstiegskampf möchten wir gewinnen." Seinen aggressiven Spielstil habe er beibehalten, versichert der im Gespräch stets freundliche Niederländer. Es ärgere ihn nicht, noch immer auf sein berüchtigtes Foul im WM-Finale 2010 angesprochen zu werden. Damals streckte er, seltsamerweise nur mit Gelb geahndet, mit einem Kung-Fu-Tritt Xabi Alonso nieder. Nicht nur diese Aktion brachte ihm den Ruf eines notorischen Raubeins ein. Sein bisher letztes Bundesligaspiel bestritt de Jong im Oktober 2008 gegen Cottbus. Nigel de Jong muss jetzt in Mainz beweisen, dass er 2018 immer noch der Alte ist.