Leverkusens Sieg gegen San Sebastian:Gut genug für die große Bühne

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Da stand es plörtzlich 2:1: Leverkusens Spieler feiern den Sieg gegen San Sebastian. (Foto: dpa)

Mit etwas Glück und viel Willen ringt Leverkusen in der Champions League die Spanier aus San Sebastian nieder - zum Helden wird bei Bayer ausgerechnet Einwechselspieler Hegeler, der sonst selten trifft. Jetzt fühlt sich der Tabellendritte der Bundesliga auch bereit für das Duell mit den Bayern.

Es wurde dann doch noch ziemlich laut in Leverkusen an diesem kühlen Herbstabend. In der Arena hatten sich viele Besucher schon damit abgefunden, dass es wieder nicht klappte - Bayer und die Champions League, in den vergangenen Jahren gab es da meistens einen Haken. Auch diesmal sah es nach einem Frusterlebnis aus, denn der Bundesliga-Dritte steuerte gegen elf nicht allzu bekannte Spanier aus San Sebastian auf ein enttäuschendes 1:1 zu. Doch manchmal dauert ein Fußballspiel eben sogar länger als 90 Minuten und so brüllte in der Nachspielzeit plötzlich das ganze Stadion.

Der eingewechselte Jens Hegeler hatte mit der allerletzten Aktion einen Freistoß ins Gehäuse der Gäste gezirkelt - von rechts mit dem rechten Fuß, es war der Siegtreffer zum 2:1 (1:0). Eine untypische Schussposition, so schien es, doch wie genau Hegelers Wundertat entstand, interessierte nach dem Ende eh keinen mehr.

Entscheidend war nun: Bayer kann es auch in der Champions League, dabei hatte die Elf von Trainer Sami Hyypiä ja erst vor kurzem beim 2:4 gegen ManUnited ziemlich chancenlos auf dieser großen Bühne gewirkt. Diesmal war es trotz einiger erneuter Wackler anders, weshalb die Verantwortlichen den Erfolg als perfektes Signal einsortierten.

Selbst der eher zurückhaltende Hyypiä ging in die Offensive, vielleicht war auch er berauscht von dieser späten Großtat gegen Real Sociedad. "Jetzt schon aufzugeben, wäre dumm. Wir wollen noch mehr", kündigte der Finne selbstbewusst an - ganz Trainer in seinem Element blickte der Finne natürlich schon nach vorne, schließlich geht es am Samstag in der Bundesliga gegen die Bayern. Die Siege im Bundesliga-Topspiel gegen Hannover 96 (2:0) und gegen die Spanier haben den Leverkusenern Auftrieb gegeben, auch wenn auf kollektives Abheben noch verzichtet wird.

"Bayern ist die beste Mannschaft der Welt, da müssen wir alles abrufen", meinte Hegeler, der Held des Abends. "Das ist eine Riesennummer, aber wir spielen zu Hause und werden alles versuchen, unsere Chance zu nutzen." Der 25-jährige war in dem schwierigen Spiel gegen San Sebastian erst in der 85. Minute eingewechselt worden, doch das hielt ihn nicht davon ab, sich kurz vor Abpfiff gegen ein paar Widerstände den Ball zu schnappen und zu schießen.

Dabei hatte er sich der Forderung seines Kollegen Stefan Kießling nach einer Flanke widersetzt. "Ich hatte ein kleine Diskussion mit ihm, aber die Situation war zu verlockend", erzählte er nach seinem höchst erfolgreichen Champions-League-Debüt. "Ich bin spät reingekommen und habe das Siegtor geschossen. Unbeschreiblich!" So klingt einer, der sein vielleicht größtes Spiel als Fußballer erlebte.

Unerklärlich war dabei auch, wie die sonst so souveränen Leverkusener nach guter erster Hälfte und dem 1:0 von Simon Rolfes (45.) im Rücken nach der Pause von der Rolle waren - und verdient das 1:1 durch einen verwandelten Foulelfmeter von Carlos Vela (51.) kassierten. "Nach der Halbzeit haben wir den Faden verloren", bekannte Kapitän Rolfes, der seit Wochen glänzend spielt und die WM 2014 in Brasilien nicht abgehakt hat. "Mal schauen, ob ich noch ein zweites Comeback schaffe", sagte der 26-malige Nationalspieler, der wegen einer Knieverletzung die WM 2010 verpasst hatte.

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Bei den Bayern zeigen sich die Beteiligten nach dem starken 3:1 in Manchester überglücklich - Uli Hoeneß findet, Guardiolas Männer hätten sich ein "summa cum laude" verdient. Leverkusen freut sich über Siegtorschütze Jens Hegeler und die britische Presse feiert Arsenals Mesut Özil.

Die Reaktionen im Überblick

Wie es derweil um eine Rückkehr von Bayer-Torjäger Stefan Kießling in die Nationalelf steht, ist weiter fraglich. Bundestrainer Löw braucht wegen der Verletzungen von Miroslav Klose und Mario Gomez bekanntlich Ersatz für die WM-Qualifikation gegen Irland (11. Okotber), weshalb der Name Kießling immer wieder die Runde macht. "Ich sage zu dem Thema noch nichts", lautete der Kommentar des schon lange von Löw ausgemusterten Stürmers, der im Spiel gegen die Basken dem DFB-Coach auf der Tribüne wenig bieten konnte. Doch diese Episode geriet angesichts des umjubelten Erfolges der Bayer-Mannschaft in den Hintergrund.

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An diesem speziellen Abend überworg bei allen Beteiligten die pure Freude. Bayers neuer Geschäftsführer Michael Schade wirkte ordentlich mitgenommen, als er sich wieder erholt hatte, waren von Sätze der Erleichterung zu hören. "Solche Spiele muss man nicht haben, sonst muss ich in Frühpension gehen", bekannte er, das Happy End hatte ihm aber den Glauben zurückgegeben: "Jetzt ist es ein wunderbarer Tag."

Schließlich ist Bayer 04 nach dem 2:4 in Manchester mit dem Erfolg über San Sebastian in der Gruppe A wieder gut im Rennen - Schachtjor Donezk und ManU spielten nur 1:1, auch das eine gute Nachricht. Bevor die Leverkusener am 23. Oktober im Heimspiel gegen Schachtjor um den Winter-Verbleib in der "Königsklasse" kämpfen, warten nun also die Bayern. Und in der Liga geht es auch um die Anerkennung von Bayer als dritte Kraft im deutschen Fußball. "Wir können jetzt befreit in das Spiel gehen und werden sehen, wie weit uns unsere Füße noch tragen", meinte Mittelfeldspieler Stefan Reinartz.

In der vergangenen Saison waren die Rheinländer die Einzigen, die die übermächtigen Münchner unter Trainer Heynckes besiegen konnten. "Das spricht aber auch für die Bayern, dass sie seitdem nicht mehr verloren haben", meinte Rolfes anerkennend. Dass Guardiolas Männer mit einem beeindruckenden 3:1 in Manchester im Gepäck in den Westen reisen, besorgt die Leverkusener nicht.

"Die Bayern waren ganz stark in Manchester, aber vielleicht sind sie am Samstag nun etwas müde", hofft Hyypiä - und glaubt es selber nicht wirklich: "Sie können die ganze Mannschaft wechseln und gewinnen auch dann Spiele." In Leverkusen sind sie erst einmal nur über einen Sieg in der Champions League glücklich.

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