Letztes Olympia-Rennen von Höfl-Riesch:Furcht vor dem Loch

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Zwei Medaillen in Sotschi hat sie schon: Maria Höfl-Riesch (Foto: AP)

Maria Höfl-Riesch geht im Slalom in ihr letztes Olympia-Rennen - auch das Karriereende zum Saisonende scheint möglich. Der Deutsche Skiverband könnte den Rücktritt der Frontfrau kaum verkraften.

Von Carsten Eberts, Krasnaja Poljana

Maria Höfl-Riesch hat gelacht, als es darum ging, ob sie bei diesen Winterspielen noch Druck verspüre. Nein, wirklich nicht, sagte sie. Sie hat Gold in der Super-Kombination geholt, dazu Silber im Riesenslalom, die Spiele in Sotschi sind bereits jetzt ein großer Erfolg für Höfl-Riesch. Sie werde "glücklich nach Hause" fahren, egal, was im Slalom an diesem Freitag noch kommt.

Mit einem Sieg im Slalom bei der WM 2009 in Val d'Isere hatte ihre große internationale Karriere begonnen. Nun könnte sie mit einer Slalom-Medaille in Sotschi enden. Das wird schwierig, für eine Allrounderin wie sie, gegen all die Spezialistinnen. Aber nicht unmöglich. Fest steht indes, dass sich Höfl-Riesch danach von Olympia verabschieden wird. In vier Jahren in Pyeongchang, wenn sie 33 ist, will sie nicht mehr professionell auf Skiern stehen.

Mit dem Ende dieser Winterspiele rückt auch ein anderes Ereignis näher, dass die Verantwortlich seit Wochen versuchen, so weit wie möglich wegzuschieben. Nicht nur Höfl-Rieschs Karriere bei Olympia, sondern gleich ihre ganze Karriere könnte nach dieser Saison zu Ende gehen.

Wirklich definitiv hat sie sich dazu noch nicht geäußert, doch dürfte ihre Bilanz am Ende der Saison eine große Rolle spielen. "Wahrscheinlich hängt es damit zusammen", sagt Tom Stauffer, ihr Trainer. Zwei Medaillen hat sie in Sotschi bereits, eine dritte im Slalom wäre ihr Traum. Gewinnt sie dazu den Gesamtweltcup, auch die kleine Kristallkugel in der Abfahrt ist drin - das Karriereende wäre fast schon die logische Konsequenz.

Ihre große Konkurrentin Lindsey Vonn hat das große Ziel, 2015 bei ihrer Heim-WM in Beaver Creek den Titel zu holen. Höfl-Riesch hat solche Anreize nicht mehr. Egal, was noch kommt, sagte sie kürzlich einmal, "wenn ich weitermache, besser kann's nicht mehr werden".

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Dreifache Olympiasiegerin, Weltmeisterin, Gesamtweltcup-Siegerin: Maria Höfl-Riesch hat alles gewonnen, was der alpine Skisport zu bieten hat. Doch das reicht ihr nicht. Sie versucht sich auch als Schauspielerin und Buchautorin - jetzt beendet sie ihre Karriere.

Seit einigen Jahren schon lässt Höfl-Riesch durchklingen, dass ihr der Rummel zu viel wird. Sie startet in allen vier Disziplinen, kaum eine fährt so viele Rennen wie sie. Dazu kommt, dass sie nicht nur Skifahrerin ist, sondern auch Frontfrau des Frauen-Teams, was den Rummel nicht kleiner macht.

Es fällt ihr zunehmend schwer, im Sommer in den Skikeller zu gehen, wenn die anderen zum Baden an den See fahren. Nach der Winterspielen habe sie einige Tage Zeit, da will sich Höfl-Riesch laut eigener Aussage "tiefgründige Gedanken machen".

Die Zeit ohne Höfl-Riesch wird für den deutschen Skisport zunächst hart, egal ob nach dieser oder nach der kommenden Saison. Beim Deutschen Skiverband (DSV) wissen sie das. "Sie ist ein echter Champion", sagt Trainer Stauffer. Auch Alpin-Direktor Wolfgang Maier hat mehrfach durchklingen lassen, dass die Frauen-Mannschaft nach ihrem Rücktritt in ein Loch fallen werde. Vor allem eignet sich keine andere Fahrerin dazu, die Rolle der Teamleaderin zu übernehmen, wie Höfl-Riesch es gerade tut.

In Viktoria Rebensburg gibt es eine weitere Fahrerin auf Weltklasseniveau, jedoch nur im Riesenslalom. Gerade in den Speed-Disziplinen kommt hinter Höfl-Riesch: nicht viel. Veronique Hronek, 22, ist mal für ein Top-15-Ergebnis gut. Gina Stechert, die schon 26 ist, hat nach manch gutem Rennen den Durchbruch bislang nicht geschafft.

Es dürfte ein paar Jahre dauern, bis junge Talente nachkommen, das wissen sie. Bei den Männern, denen in absehbarer Zukunft ebenfalls das Karriereende ihres Frontmans droht, sieht es ähnlich aus. Hört Felix Neureuther auf, haben die deutschen Männer keinen Siegfahrer mehr.

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Jetzt aber zunächst der Slalom am Freitag, der Abschied von Olympia. "Die Maria hat nichts mehr zu verlieren, kann locker drauflosfahren", sagt die Österreicherin Michaela Kirchgasser, eine ihrer Konkurrentinnen, "das macht sie so gefährlich." Höfl-Riesch will das Rennen genießen, dann nach Hause fahren. Und sich wirklich tiefgründige Gedanken machen.

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