Leichtathletik-WM:Storl hadert mit Silber

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David Storl: Diesmal Vize-Weltmeister (Foto: dpa)
  • Er liegt in Führung, fällt zurück, dann ist es WM-Silber: Kugelstoßer David Storl verpasst seinen dritten WM-Titel in Folge.
  • Joe Kovacs aus den USA wird Weltmeister, ein Jamaikaner überrascht.
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Von vier auf zwei

Den Hattrick verpasst, im Kugel-Krimi von Peking aber Silber gerettet: Für David Storl hat es trotz einer starken kämpferischen Leistung nicht zum dritten WM-Triumph in Folge gereicht. 24 Stunden nach dem Gold-Coup seiner Trainingspartnerin Christina Schwanitz musste der 25-Jährige im Vogelnest von Peking seinem großen Rivalen Joe Kovacs (USA) den Vortritt lassen - belohnte sich aber mit Platz zwei für eine beeindruckende Aufholjagd.

In einem packenden Wettkampf rückte Storl mit 21,74 m im vorletzten Versuch von Platz vier auf zwei vor, Gold und seinen ersten großen Titel sicherte sich Kovacs mit 21,93. Bronze ging überraschend an den Jamaikaner O'Dayne Richards (21,69). Storl verpasste es damit, einen historischen Erfolg perfekt zu machen: Nie zuvor waren beide Weltmeister-Titel im Kugelstoßen in dasselbe Land gegangen. Zudem wurde erst ein Stoßer dreimal in Serie Weltmeister: Der Schweizer Werner Günthör triumphierte 1987, 1991 und 1993.

Leichtathletik-WM
:David Storl beeindruckt

Raus, einmal Stoßen, zurück ins Hotel: Kugelstoßer David Storl macht bei der Leichtathletik-WM in Peking einen starken Eindruck. Die deutschen Sprinterinnen hingegen nicht.

Storl begann den Wettkampf mit einem ungültigen Versuch, Kovacs mit 21,23 m. Der Deutsche übernahm in Runde zwei mit 21,46 die Führung, gab sie aber an den jamaikanischen Überraschungs-Mann Richards ab.

Zur Halbzeit musste sich Storl an der rechten Wade behandeln, danach auch den Neuseeländer Walsh vorbeiziehen lassen. Der Leipziger haderte mit seiner Leistung. Als sich dann Kovacs auf 21,93 steigerte, stand Storl sogar ohne Medaille da, schlug dann aber im fünften Versuch zurück.

Storl, der mit im Juli in Lausanne erzielten 22,20 m als Nummer zwei der Welt hinter Kovacs (22,56) nach Peking gekommen war, landete zum vierten Mal bei einer großen Meisterschaft auf dem Silberrang: Bei Olympia 2012 lag er drei Zentimeter hinter dem Polen Tomasz Majewski, bei der Hallen-Weltmeisterschaften 2012 und 2014 hinter dem Amerikaner Ryan Whiting.

Probleme mit dem Knie

Für Storl spiegelt WM-Silber ein Jahr der großen Erfolge, aber auch der großen Schmerzen wider. Anfang Juli hatte er in Lausanne mit jenen 22,20 m als dritter Deutscher endlich die 22-m-Marke geknackt, der er fast vier Jahre lang hinterher gejagt war.

Allerdings hatte Storl auch durch die gesamte Saison mit Knieschmerzen zu kämpfen, musste sich regelmäßig spritzen lassen - eine Knie-OP im vergangenen Herbst hatte keine Linderung gebracht. "Die entzündete Sehne ist doppelt so dick wie im vergangenen Jahr", sagte Storl.

Die körperlichen Probleme hielt er mit der ihm eigenen Gemütsruhe aus. Einer Ruhe, die auch Coach Sven Lang mitunter zur Weißglut treibt. So verpasste Storl vorvergangene Woche den Flieger ins WM-Trainingscamp nach Südkorea - er hatte den Reisepass daheim in Chemnitz vergessen. Storl flog dem Team auf eigene Faust hinterher, und kam nur zwei Stunden nach den Kollegen an.

"Das war eine Nummer", sagte Lang: "Aber manche sind eben nur auf der Welt, um Glück zu haben." Das Glück reichte diesmal aber nicht ganz.

Mit Tränen in den Augen ging Jessica Ennis-Hill auf ihre Ehrenrunde. Nur 13 Monate nach der Geburt ihres Sohnes Reggie ist die Olympiasiegerin aus Großbritannien am Sonntag zum zweiten Mal Weltmeisterin im Siebenkampf geworden. Die 29-Jährige siegte bei der Leichtathletik-WM in Peking mit 6669 Punkten vor der Kanadierin Brianne Theisen-Eaton (6554) und der Lettin Laura Ikauniece-Admidina (6516). "Das ist definitiv einer der größten Momente meiner Karriere", sagte Ennis-Hill. "So zurückzukommen und hier in Peking zu gewinnen, ist großartig. Mein Coach und ich haben unglaublich hart gearbeitet, um an diesen Punkt zu kommen."

Beste Deutsche wurde Claudia Rath, die sich durch einen starken 800-Meter-Lauf zum Abschluss noch auf Platz fünf mit 6441 Punkten verbesserte. "Ich bin sehr zufrieden", meinte die Frankfurterin. "Ich habe zwar keine persönliche Bestleistung geschafft, aber die gute Platzierung macht das mehr als wett."

Ennis-Hill profitierte bei ihrem Erfolg auch davon, dass ihre Teamkollegin und Verfolgerin Katarina Johnson-Thompson zu Beginn des Tages drei ungültige Versuche im Weitsprung hatte. Vor allem bei ihrem dritten und entscheidenden Sprung trat die 22-Jährige nur um wenige Millimeter über. Wäre er gültig gewesen, hätte Johnson-Thompson die späte Siegerin zumindest vorrübergehend vom ersten Platz verdrängt.

Ein ähnliches Missgeschick passierte auch Mitfavoritin Carolin Schäfer vom TV Friedrichstein. Auch sie trat beim Weitsprung dreimal über und sagte in der ARD: "So einsam habe ich mich in einem großen Stadion noch nie gefühlt." Zum abschließenden 800-Meter-Lauf trat sie gar nicht mehr an. Die Leverkusenerin Jennifer Oeser, die wie Ennis-Hill im vergangenen Jahr Mutter geworden war, kam am Ende auf Rang zehn. 6308 Punkte bedeuteten eine Saisonbestleistung für die frühere WM-Zweite.

Fajdek wieder Hammerwurf-Weltmeister

Hammerwerfer Pawel Fajdek hat seinen WM-Titel bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Peking erfolgreich verteidigt. Der 26 Jahre alte Pole siegte am Sonntag mit 80,88 Metern vor dem Tadschiken Dilschod Nazarow sowie Fajdeks polnischem Landsmann Wojciech Nowicki. Beide warfen 78,55 Meter weit, Silber ging jedoch aufgrund der besseren weiteren Versuche an Nazarow. Olympiasieger Krisztian Pars aus Ungarn wurde mit 77,32 Metern nur Vierter. Der früher einmal für Deutschland gestartete Russe Sergej Litwinow verpasste als Fünfter mit 77,24 Metern ebenfalls nur knapp die Bronzemedaille. Deutsche Werfer hatten sich nicht für diese WM qualifiziert.

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