Lars und Sven Bender:Bender-Zwillinge kommen sich nahe wie nie

Lesezeit: 2 min

Erstmals seit ihren frühen Jahren bei 1860 München im selben Trikot: Lars und Sven Bender nach dem Sieg gegen den SC Freiburg. (Foto: Jürgen Fromme/firo Sportphoto)
  • Lars und Sven Bender laufen nach acht Jahren erstmals wieder für denselben Verein auf.
  • Bei ihrem gemeinsamen Einsatz zeigen sie, wie wichtig sie für Bayer Leverkusen sind.
  • Hier geht es zu den Ergebnissen und zur Tabelle der Bundesliga.

Von Philipp Selldorf, Leverkusen

Nicht der untote Dinosaurier Hamburger SV und auch nicht Bayern München oder Borussia Dortmund unterhalten die engsten Beziehungen zur Bundesligahistorie, sondern der FC Augsburg. Keine Mannschaft erweist durch die Auswahl ihrer Besetzung den Wurzeln der Liga mehr Referenz.

Gelebte Geschichte wurde am Wochenende wieder lebendig, als der Trainer Manuel Baum seine Elf für die Begegnung mit Eintracht Frankfurt formierte: Darin fand sich außer Rani Khedira, Bruder des vormaligen VfB-Profis Sami Khedira, auch der Sohn des großen Torjägers Martin Max, Philipp Max, der also womöglich nicht von ungefähr den Führungstreffer erzielte, während im Zentrum des Augsburger Spiels wie üblich nur einer das Sagen hatte: Daniel Baier, der Vorarbeiter und Kapitän, der seinem Vater Jürgen Baier wieder alle Ehre machte. Jener Jürgen Baier war bekanntlich in den Achtzigern und Neunzigern des vorigen Jahrhunderts unter anderem bei Fortuna Köln und Darmstadt 98 eine geschätzte Größe.

Was die Konzentration von Verwandtschaftsbeziehungen angeht, können den Augsburgern allenfalls die Familien Hübner und Bender Konkurrenz machen. Die Hübners haben sich über das ganze Liga-Land verteilt: Bruno H., ehedem Profi beim 1. FC Kaiserslautern, dirigiert als Sportdirektor die Angelegenheiten von Eintracht Frankfurt, seine Söhne Florian und Benjamin sind als Abwehrspieler für Hannover 96 und die TSG Hoffenheim tätig.

Die Bender-Zwillinge, 28, hingegen sind sich jetzt bei Bayer Leverkusen näher gekommen als jemals zuvor in ihrem gemeinsamen Fußballerleben. Am Sonntag in der Partie gegen den SC Freiburg gab es deswegen quasi eine Weltpremiere: Nicht nur, dass Sven und Lars Bender als das erst sechste Zwillings-Paar in der Bundesliga-Historie gemeinsam in einer Vereinsmannschaft spielten - zum ersten mal seit ihrem Fortgang vom TSV 1860 München vor acht Jahren. Sie bildeten außerdem kein Promille weniger als 50 Prozent der Leverkusener Viererkette; Lars als Rechtsverteidiger, Sven als links postierter Innenverteidiger. Daran allein hat es zwar nicht gelegen, dass der SC Freiburg bei seiner 0:4-Niederlage einen reichlich jämmerlichen Eindruck hinterließ, was den Trainer Christian Streich auf seine unnachahmliche Art in fatalistische Stimmung versetzte; es war aber für jeden erkennbar, dass die einst vom Bundestrainer Jogi Löw getätigte Expertise, ein Bender pro Team sei genug, zumindest an diesem Sonntagnachmittag keine Gültigkeit hatte.

Bayer-Trainer Heiko Herrlich hat später einiges zur speziellen Mentalität der Bayer-Profis gesagt. Diese stand kürzlich nach dem 1:3 in Mainz wieder mal kritisch in Frage, auch beim Coach Herrlich, weshalb dieser sofort dankbar die Gelegenheit ergriff, außer dem einen Bender auch den zweiten Bender für die Freiburg-Elf zu nominieren. Lars Bender hatte bisher wegen einer Sprunggelenkssache pausieren müssen, nun ist er wieder fit, wie sein gelungenes Comeback bewiesen hat. Der Kapitän sieht sich nicht als Rechtsverteidiger, das war ihm aber erst mal egal. Im Vordergrund stand, dass er froh war, nach all den Verletzungen wieder dabei zu sein: "Ich war lange raus, da ist das wie Balsam für die Seele."

Wie es ja auch beruhigend war für die nervösen Funktionäre und den Trainer Herrlich, das erste Ligaspiel der Saison gewonnen zu haben. Von Anfang an habe man "gezeigt, das Ding holen wir heute", sagte Lars Bender wahrheitsgemäß. Den familiären Aspekt handelte er hingegen zügig ab. "Schöne Geschichte", räumte er ein, aber er habe es "gar nicht so wahrgenommen", dass sein Bruder neben ihm spielte. Ob er den Eindruck von Vetternwirtschaft vermeiden wollte? Schließlich hatten seine Empfehlungen dazu beigetragen, dass Bayer bei Dortmund vorstellig wurde und die Benders nun eine Fraktion in der Leverkusener Kabine bilden.

© SZ vom 19.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Videobeweis
:Warum der Videobeweis beim Köln-Spiel wichtig war

Die Aufregung um das zweite Tor von Dortmund beim 5:0-Sieg gegen Köln zeigt: Der Widerstand gegen den Videobeweis speist sich zu oft aus irrationalen Argumenten. Aber für solche Szenen ist er da.

Kommentar von Thomas Kistner

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: