Bundesliga:Hoffenheims Trainer schafft Probleme

Lesezeit: 2 min

Kaum da, schon bereitet er seinen Kollegen Probleme: Hoffenheim-Trainer Julian Nagelsmann. (Foto: Bongarts/Getty Images)

In nur 180 Minuten verleiht Julian Nagelsmann 1899 Hoffenheim eine neue Frische - und macht den Abstiegskampf endlich wieder richtig spannend.

Kommentar von Christof Kneer

Bernd Stöber wird zurzeit immer vergessen, und man kann ruhig mal sagen, dass das nicht ganz gerecht ist. Stöber, 63, hat zum Beispiel mal ein paar Jahre die U16-Nationalmannschaft des DFB trainiert und dort unter anderem die Bender-Zwillinge unterrichtet.

Auch an der Trainerakademie des Deutschen Fußball-Bundes hat sich Stöber in verschiedenen Funktionen mehrere Verdienste erworben, und deshalb darf bei aller Euphorie um den Trainerakademie-Absolventen Julian Nagelsmann dieser Fakt nicht unterschlagen werden: Stöber, nicht Nagelsmann, war der jüngste Mensch, der in der 1963 gegründeten Fußball-Bundesliga bisher auf einer Trainerbank Platz nahm.

Nagelsmann schafft Dreifachrekord

Am 23. Oktober 1976 - knapp elf Jahre vor der Geburt von Julian Nagelsmann - coachte Stöber als Nachfolger des entlassenen Slobodan Cendic ein Erstligaspiel des 1. FC Saarbrücken, im Alter von 24 Jahren und 47 Tagen. Zur historischen Wahrheit zählt allerdings auch, dass die Partie 1:5 endete - worauf Stöbers Interimstrainer-Erstligakarriere nach exakt einem Spiel endete. Eine Woche später übernahm Manfred Krafft, an den sich zumindest jene Älteren noch erinnern, die auch noch wissen, wer Slobodan Cendic ist.

An Julian Nagelsmanns Dreifachrekord ändert das freilich gar nichts: Der 28-jährige Coach der TSG Hoffenheim bleibt - erstens - der bisher jüngste Cheftrainer auf einer Bundesliga-Bank. Somit ist er - zweitens - auch der bisher jüngste Bundesligatrainer, der je einen Punkt geholt hat, vor einer Woche in Bremen. Und seit diesem Wochenende, seit dem 3:2 gegen Mainz ist er - drittens - auch der jüngste Trainer, dem jemals ein Sieg gelang.

Nur 180 Erstliga-Minuten hat Nagelsmann gebraucht, um die Architektur der Liga zu verändern. Er hat den Abstiegskampf wieder richtig spannend gemacht. Die TSG Hoffenheim schien auf ihrem Weg in Richtung zweite Liga ja schon ein bemerkenswertes Stück vorangekommen zu sein, zuletzt drohte der Liga ein eigenartiges Szenario: zwei seit Ewigkeiten bekannte Trainer (Thomas Schaaf, Huub Stevens), die mit ihren Teams aus Hannover und Hoffenheim erstaunlich früh abgehängt sind.

Nach vier Punkten unter Stevens' Nachfolger Nagelsmann sind die Hoffenheimer jetzt aber dabei, einem ebenfalls seit mehreren Ewigkeiten bekannten Trainer Sorgen zu bereiten: Armin Vehs Frankfurter sind nur noch vier Punkte von Hoffenheim entfernt, Werder Bremen nach der Niederlage in Ingolstadt sogar nur noch zwei.

Es folgt das Duell gegen den Mentor, gegen Thomas Tuchel

Ob die Liga hier gerade einen neuen großen Trainer kennenlernt oder ob Julian Nagelsmann auf Dauer eher ein Nagelsmännle bleibt, kann im Moment nicht mal Bernd Stöber seriös abschätzen.

Festhalten lässt sich einstweilen immerhin, dass der 28-Jährige seine Mannschaft mit jugendlicher Leidenschaft und ein paar taktischen Kniffen so erfrischt hat, dass sein Mentor Thomas Tuchel, dessen Assistent er einst bei der zweiten Mannschaft des FC Augsburg war, vielleicht sogar ein bisschen stolz auf ihn ist. Aber es wird nicht leichter für Julian Nagelsmann und die TSG Hoffenheim. Am nächsten Wochenende geht es zu Thomas Tuchels Dortmundern.

© SZ vom 21.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Bayern-Debütant Serdar Tasci
:Wackliger als die Zwerge

Erstmals verteidigt Serdar Tasci für den FC Bayern - und patzt prompt vor dem Darmstädter Gegentor. In der Champions League gegen Juventus dürften andere den Vorzug erhalten.

Aus dem Stadion von Martin Schneider

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: