Ski alpin:Nachts unter Männern

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Überlegen: Mikaela Shiffrin (Foto: AFP)

Mikaela Shiffrin fährt so überlegen Slalom, dass eine Forderung auftaucht: Sie soll weitermachen - aber bei den Männern. Eine gute Idee?

Kommentar von René Hofmann

Steven Nyman reagierte prompt. Der Ski-Rennläufer aus dem Team USA teilte mit, er sei echt froh, dass er nicht mehr im Slalom antrete. Dort tummle sich ja bald ein Gegner, der ihn sicherlich schlecht aussehen lassen würde: seine Teamkollegin Mikaela Shiffrin.

Die 20-Jährige hat am Wochenende zwei Slalomrennen in Aspen gewonnen. Das an sich ist schon bemerkenswert. Was Shiffrins Leistung aber wirklich herausragen ließ, war der Abstand, den sie zwischen sich und ihre Konkurrentinnen legte. Beim ersten Auftritt war sie 3,07 Sekunden schneller als die Zweit-schnellste, beim zweiten 2,65. Shiffrin fuhr so überlegen, dass es fast so aussah, als führe sie auf einem anderen, einem steileren Hang. Sie war derart dominant, dass es nun tatsächlich Ideen gibt, die in diese Richtung gehen: Shiffrin soll weiter Slalom fahren, das schon, aber künftig vielleicht mit den Männern.

Die Protagonistin selbst findet: "Das wäre richtig cool." Eine Gelegenheit, bei der sie den ungewöhnlichen Vergleich am liebsten suchen würde, hat sie auch schon genannt: in Schladming in Österreich, wo sich ihre Kollegen jeden Winter unter Flutlicht einer begeisterten Menge entgegenstürzen. Schladming - das ist quasi der Ballermann des Ski-Winters. Es lässt sich leicht ausmalen, welcher Radau dort losbrechen würde, wenn Shiffrin mit hinten über dem Hemd flatternden Haaren dort den Männern eine gute Zeit vorlegen würde. 2012 hat das Marlies Schild schon einmal vorgeführt. Die Österreicherin durfte allerdings nur als Vorläuferin ran.

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Die deutschen Skirennfahrer erleben ein düsteres Wochenende - der Vergleich mit der Konkurrenz ist in der ersten Saisonphase ein ziemlicher Stimmungskiller.

Von Johannes Knuth

Der direkte sportliche Vergleich zwischen Männlein und Weiblein - das Thema hat wenig an seinem prinzipiellen Reiz verloren, auch wenn es mittlerweile schon 42 Jahre her ist, als die damals 29-jährige Billie Jean King den damals 55-jährigen Bobby Riggs in Houston zu einem Tennis-Vergleich herausforderte, der zum Battle of the Sexes überhöht wurde, weltweit aber tatsächlich viel Aufmerksamkeit fand. Kings 6:4, 6:3, 6:3-Erfolg vor mehr als 30 000 Augenzeugen galt zurecht als bahnbrechend: Er führte nicht nur vor, zu was Frauen auf dem Sportplatz fähig sind. Er trug dazu bei, generelle Vorurteile zu schleifen und stieß eine gesellschaftliche Diskussion an.

Seitdem hat es zahlreiche Versuche gegeben, den reizvollen Vergleich der Geschlechter wiederzubeleben. Im Tennis. Im Golf. Um wirklich neue Spiel- regeln aber ging es dabei nie. Die Idee keimt immer dann, wenn ein Sport langweilig zu werden droht. Wie das Frauen-Skifahren jetzt. In diesem Winter sind acht weitere Slalomrennen geplant.

© SZ vom 01.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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