Karriereende von Martin Schmitt:Er wusste, wie süß der Erfolg schmeckt

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Martin Schmitt beendet seine Karriere. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Wann sollten Spitzensportler ihre Karriere beenden? Martin Schmitt ist nach seinen großen Erfolgen nie zurückgekommen. Er ist trotzdem einfach immer weiter gesprungen. Damit war er letztlich sogar konsequenter als Boris Becker oder Michael Schumacher.

Ein Kommentar von René Hofmann

Nun also final und definitiv: "Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich meine Karriere beende", erklärte Martin Schmitt am Freitag. Am Wochenende will sich der 36-Jährige beim Weltcup in Willingen von seinen Fans verabschieden. Danach wird er endgültig als Skispringer a.D. geführt - und offen bleibt eigentlich nur eine Frage: Hat da einer gerade noch rechtzeitig den Absprung geschafft? Oder hat Schmitt den besten Moment verpasst?

Das Timing ist wichtig beim Skispringen. Aber nicht nur in diesem Sport. Im Fußball kommt es darauf an, im entscheidenden Augenblick da zu sein, beim Tennis kann ein Wimpernschlag über Sieg oder Niederlage entscheiden, in der Formel 1 sowieso. Den Kampf mit der Uhr lernt fast jeder Sportler im Laufe seiner Karriere. Wenn diese sich dem Ende zuneigt, greifen die trainierten Reflexe aber nicht mehr: Es gibt kein natürliches Ende einer Karriere im Sport.

Boris Becker hörte einst auf, weil er nicht mehr recht konnte und wollte. Kurz darauf kehrte er zurück auf den Center Court, bis die Jüngeren ihn endgültig verscheuchten. Bei Michael Schumacher lief es im Prinzip auch so. Aber konnte ihnen die Ehrenrunden jemand ernsthaft vorwerfen? Auch als überreife Sportsmänner faszinierten die beiden noch ein großes Publikum. Die Karriere-Verlängerung schadete niemandem, und sie beschädigte höchsten eines: den Nimbus der Unbezwingbarkeit, der beide an manchen Tagen zuvor umgeben hatte.

Karriereende von Martin Schmitt
:Alles probiert, nichts mehr zu machen

Er bekam 300 Briefe Fanpost pro Tag, die Illustrierten berichteten ganzseitig, Skispringen wurde zum Publikumssport. Nun beendet Martin Schmitt seine Karriere. Nach großen Erfolgen und ebenso großen Misserfolgen.

Von Lisa Sonnabend

Martin Schmitt ist nie zurückgekommen. Er ist einfach immer weiter- gesprungen. Selbst als er aus den lichten Höhen stürzte und in der Versenkung verschwand. Insofern war er konsequenter als Becker oder Schumacher. Viermal wurde er Weltmeister, 1999 und 2000 gewann er den Gesamtweltcup: Schmitt wusste nicht nur, wie Schokolade schmeckt. Er wusste auch, wie süß Erfolg sein kann. Dass er so lange durchhielt, als dieser ausblieb, spricht eher für als gegen ihn.

"Der Leistungssportler definiert sich über Leistung" - und deshalb sei es an der Zeit, den Platz zu räumen: Das musste sich Abfahrer Stephan Keppler von den Ski-Granden jüngst sagen lassen, vor dem Rennen in Garmisch, bei dem der 30-Jährige sich verabschieden wollte. Weil ihm die Tempojagd viel Spaß bereitete, kündigte Keppler anschließend gut gelaunt an: Jetzt fahre er die Saison doch zu Ende. Trotz kann ein guter Antrieb sein auf den letzten Metern. So lange es noch ein Ziel gibt, und sei es bloß ein bescheidenes, liegt es nahe weiterzumachen. Martin Schmitt wollte noch mal zu Olympia. Das hat er nicht geschafft. Deshalb hört er jetzt auf.

© SZ vom 01.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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