Joshua Kimmich beim FC Bayern:Herausforderer der eigenen Helden

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Joshua Kimmich geht mit positiven Gefühlen nach München - ob er dort auch spielen wird? (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Mit dem DFB will er Erfahrung sammeln, dann wartet eine Riesenaufgabe bei den Bayern: Joshua Kimmich hofft bei Pep Guardiola auf seine Chance.
  • Dass er bei den Bayern mit seinen Vorbildern konkurriert, macht die Sache nicht leichter.

Von Ulrich Hartmann, Prag

Josua war ein alttestamentarischer Anführer, er leitete sein Volk ins gelobte Land. Joshua Kimmich hätte eigentlich auch Josua heißen sollen: "Wie der in der Bibel", sagt er. Aber dann hat sich aus optischen Gründen ein "h" in seinen Namen geschlichen, und jetzt wird Kimmich bei Fußballspielen, wenn im Stadion sein Name aufgerufen wird, eben "Joschua" genannt, nicht "Josua". "Meine Mutter", sagt er, "dreht dann fast durch."

Kimmichs Mutter hat zuletzt beim 3:0-Sieg der deutschen U21 gegen Dänemark im Prager Eden-Stadion zugeschaut. Die DFB-Junioren hatten dabei dem zähen 1:1 zum Auftakt gegen Serbien - mit einer schlechten und einer mittelmäßigen Halbzeit - 90 gute Minuten folgen lassen. Kimmich selbst stand bloß bei der schwachen ersten Halbzeit gegen die Serben nicht auf dem Platz.

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In den drei anderen EM-Halbzeiten führte er an der Seite von Emre Can auf der Doppel-Sechs vorteilhaft vor, wie leidenschaftlich er Räume verengen, Gegenspieler blockieren, Bälle ergrätschen und aus der Balleroberung unverzüglich in die Gegenbewegung umschalten kann. Kimmich spielt als 20-Jähriger bereits mit großer Souveränität. Er scheint auf dem Weg zu einem wirklich großen Mittelfeldspieler zu sein.

Kimmich ist stolz darauf, dass er nach der EM vom Zweitligisten Leipzig zum erfolgreichsten deutschen Klub wechseln darf: "Bayern München kann sich jeden Sechser der Welt kaufen - wenn sie dann mich möchten, ist das eine große Auszeichnung", sagt er. Der gebürtige Schwabe entwickelt gemischte Gefühle für Bayerns Glanz und Gloria.

Er verehrt namhafte FCB-Helden, die er in der kommenden Saison im Kampf um einen Platz im Team herausfordern muss: "Bastian Schweinsteiger zum Beispiel ist ein großes Vorbild", sagt Kimmich respektvoll, um dann selbstbewusst hinterherzuschieben: "Aber ab der nächsten Saison sind wir gewissermaßen auch Konkurrenten." Dazu muss man allerdings abwarten, wer von den denkbaren Mitbewerbern (Schweinsteiger, Philipp Lahm, Thiago Alcántara, Sebastian Rode, Xavi Martinez, David Alaba und Xabi Alonso) wirklich zum Konkurrenten wird.

Lahm vermutlich schon. Kimmich besitzt in diesen Tagen die Gelegenheit, ihn für sich einzunehmen, denn Kimmich arbeitet zurzeit an Lahms Traum von Olympia mit. Wenn die deutsche U21 an diesem Dienstag gegen Tschechien (ZDF, 20.45 Uhr) mindestens ein Unentschieden holt, hätte sie das EM-Halbfinale erreicht - und dann dürfte auch eine deutsche Mannschaft 2016 bei Olympia mitspielen.

Dabei könnte Lahm in Rio mit seinen dann fast 33 Jahren im deutschen U23-Olympiakader einen jener drei Plätze ohne Altersbeschränkung einnehmen, die jedem Olympia-Teil- nehmerteam zustehen. Lahm drückt Kimmich deshalb derzeit die Daumen. Vom Sommer an sind sie dann aber Konkurrenten im Münchner Mittelfeld.

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Kimmich spielte bis 2013 beim VfB Stuttgart, danach 53 Mal für Leipzig in der dritten und zweiten Liga. Er wechselt auf Wunsch des Bayern-Trainers Pep Guardiola nach München. Die geschätzten 8,5 Millionen Euro, die sich der FC Bayern Kimmich kosten lässt, haben den 20-Jährigen ein bisschen erschreckt, aber schrecken lassen darf man sich beim FC Bayern weder von finanziellen Ausmaßen noch vom Personal, mit dem man konkurriert.

Kimmich will diesen Spagat daher auch mutig versuchen: "Ich will lernen und mir viel abschauen, aber ich will auch spielen", sagt er: "Ich wechsle doch nicht zu einem Verein, von dem ich glaube, dass ich dort keine Rolle spiele", betont er - "das wäre ja total sinnlos."

© SZ vom 23.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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