Hoher Bayern-Sieg gegen Bamberg:Gedemütigt wie auf der Playstation

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Auch nicht von zwei Bambergern aufzuhalten: Bayern-Profi Vasilije Micic (Mitte), flankiert von Dawan Robinson (links) sowie Daniel Theis (Foto: dpa)

Das nächste Spektakel: Beim 87:63-Erfolg im Eurocup über Bamberg untermauern die Bayern-Basketballer, dass sie ihre Form gefunden haben - und lassen den Rivalen verunsichert zurück.

Aus der Halle von Jonas Beckenkamp

Wer sich von Svetislav Pesic belehren lassen will, muss nicht unbedingt unter ihm Basketball spielen - es reicht die Teilnahme an einer Pressekonferenz mit dem Trainer des FC Bayern. Thema diesmal: die Statistik. Pesic hatte den sogenannten Spielberichtsbogen, der das Spiel in Zahlen zusammenfassen soll, genau studiert. "Gucken wir alle zusammen, damit es jeder versteht. Wir haben 22 Punkte mehr als der Gegner gemacht, wenn Stimac gespielt hat. Und 25 mehr, wenn Gavel auf dem Feld war. Das ist vorbildlich."

Auf dem Papier fanden sich noch weitere Auffälligkeiten, etwa der Endstand der Eurocup-Begegnung zwischen Pesic' Mannschaft und den Brose Baskets aus Bamberg: 87:63 (43:26), ein Ergebnis, das aus Sicht der Gäste durchaus mit dem volkstümlichen Begriff "Packung" zu beschreiben ist. Zum Abschluss der Gruppenphase schickten die Bayern die Bamberger mit dem sechsten Sieg im sechsten Spiel auf die Autobahn nach Norden - dabei war die Partie vermeintlich ein Ananas-Event gewesen. Beide Teams hatten sich bereits für das Achtelfinale des zweitwichtigsten europäischen Wettbewerbs qualifiziert.

Bayern demütigen Bamberg bereits zum zweiten Mal

Aber so unwichtig gestaltete sich die Angelegenheit dann doch nicht. Bayern gegen Bamberg ist ja nicht irgendeine Daddelnummer auf dem Freiplatz, sondern ernster Sport. Ernster geht es kaum im deutschen Basketball. Übrig blieb von diesem Abend voller Spektakel die Erkenntnis, dass die Münchner ihren BBL-Rivalen nun schon zum zweiten Mal binnen kurzer Zeit veritabel demütigten. Im Hinspiel hatte der Abstand sogar 38 Punkte betragen, im Basketballsport gibt es sowas sonst nur in der A-Jugend oder auf der Playstation.

"Wir haben in der Gruppe alle Spiele gewonnen, das ist außergewöhnlich", dozierte Pesic, "wenn uns andere nicht loben, dann tun wir es eben selbst." In der Tat gäbe es einiges hervorzuheben. Der Verteidigung etwa, sie schnappt seit einigen Spielen endlich so zu, wie sie sich das beim deutschen Meister vorstellen. "Es hat sich bestätigt, dass unsere Defensive Akzente gesetzt hat", erklärte der Trainer. Einen Defensivprediger wie Pesic musste diese Vorstellung zufrieden stimmen. Er hätte auch auf einen weiteren Hingucker des Spielberichtsbogens hinweisen können: Bei den Ballverlusten verbuchten die Bamberger die verblüffend hohe Anzahl von 18.

So oft hatten die Bayern den Gegner dazu gezwungen, unter Druck den Ball wegzuwerfen, Offensivfouls zu begehen oder den altbekannten Schrittfehler aufleben zu lassen. Es war eine katastrophale Vorstellung der Bamberger - beim Zuschauen fühlte es sich sogar so an, als seien die 18 Ballverluste vom Zählcomputer noch wohlwollend gerechnet. Auch Andrea Trinchieri, den Coach der Franken, schienen die Mängel seiner Männer in den Wahnsinn zu treiben. Er holte sich wegen Meckerei früh das zweite technische Foul ab und stapfte beleidigt aus der Halle.

Vielleicht auch besser so, denn er hätte wohl nur noch mehr rumgeschrien, als zuvor ohnehin schon. Die Bayern zerlegten ihren Gegner cool, sie trafen erneut exzellent von der Dreierlinie und hatten in Center John Bryant (15) und Dusko Savanovic (15) ihre treffsichersten Akteure. Letzterer fand hinterher klare Worte Richtung Bamberg, schließlich sieht man sich im womöglich im Pokal und in den Playoffs wieder. "Das ist natürlich auch ein Statement für weitere Treffen. Wir wollten ihnen zeigen, dass wir jetzt so gut spielen können." Ähnlich äußerte sich Anton Gavel, der Bambergs sonst so gefährlichen Spielmacher Bradley Wannamaker (sechs Ballverluste) wie ein Terrier verteidigte: "Wir wissen jetzt, wie Bamberg spielt und waren gut vorbereitet. Sie sollen unsere Qualität ruhig spüren."

Die Münchner spielen immer flüssiger

Gleich mehrfach klauten Gavel und seine Kollegen ihren Gegnern einfach den Ball, weil sie Spielzüge antizipierten - gutes Scouting macht bei einem ständigen Widersacher in Liga und Europapokal durchaus Sinn. Bis auf den am Ellbogen verletzten Nihat Djedovic (er soll bis zu den Playoffs fit werden) sind die Münchner nun endlich als die Einheit zusammen, mit der man zu Beginn der Saison geplant hatte. Das macht sich bemerkbar. Trainer Pesic kann munter durchwechseln, die Offensive funktioniert immer flüssiger, alles läuft "mit mehr Confidence", so der Coach.

Zum Schluss gab es noch ein paar Gratis-Infos vom Erklärbär aus Novi Sad: "Wir haben jetzt im Eurocup bis zum Finale Heimrecht, das bedeutet, dass wir im Rückspiel zu Hause antreten. Das ist ein kleiner Vorteil." Den Beweis können seine Männer am 4.3. und am 11.3. im Achtelfinale gegen Titelverteidiger Valencia Basket antreten. Deren Trainer hieß in den Jahren 2010 und 2011 übrigens: Svetislav Pesic.

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