Es geht also um Käse. Nicht um das cremige oder herzhafte Molkereiprodukt, damit hätten sie bei Hannover 96 gar kein Problem. Als Trainer André Breitenreiter "Käse" sagte, meinte er den Trainingsplatz, auf dem seine Mannschaft trainieren soll. Breitenreiter hat auch noch "Mist" gesagt und dass die Situation "echt gefährlich" sei. Der Trainer ist ziemlich wütend.
Die Rasenfrage hat sich beim Bundesliga-Zehnten zum Politikum entwickelt. So musste Manager Horst Heldt zum "Rasen-Gipfel" bei Klubchef Martin Kind antreten, wie es die Lokalpresse so schön formulierte. Die Lage ist die: Eigentlich stehen Hannover 96 mehrere Trainingsplätze auf der Mehrkampfanlage zur Verfügung. Doch der eine leidet unter Pilzbefall, ist zu rutschig. Der andere verfügt weder über eine Drainage, die das Regenwasser abfließen lässt, noch über Flutlicht. Die meiste Zeit steht er unter Wasser.
Waldemar Anton verletzt sich - ohne Fremdeinwirkung
Drei Spieler, so rechnet Breitenreiter vor, haben sich auf dem seifigen, frischkäsigen Untergrund schon verletzt. So wie Abwehrspieler Waldemar Anton, der sich am Dienstag ohne Fremdeinwirkung am Knie wehtat und für die Bundesliga-Partie am Sonntag gegen Hoffenheim (15.30 Uhr) auszufallen droht. Auch Stürmer Jonathas (Sehnenriss) und Edgar Prib (Kreuzband) fallen lange aus: Sie waren im Training im Rasen hängen geblieben.
"Wir schädigen uns selbst", klagte Breitenreiter nach der Anton-Verletzung. Nun legte er nach: "Wenn die Spieler zum Platz gehen, denken sie: Hoffentlich passiert mir heute nichts." Die Plätze seien eine "Katastrophe", sagte auch Abwehrspieler Florian Hübner: "Man hat immer im Hinterkopf, wie viele sich da schon verletzt haben." Pirmin Schwegler, der zu Saisonbeginn aus Hoffenheim kam, zeigte sich "sehr überrascht, dass es in der Bundesliga noch Trainingsplätze ohne Flutlicht gibt". Ein bisschen peinlich ist die Angelegenheit auch.
Breitenreiter hat das Training deshalb in die große Arena am Maschsee verlegt (auch im Talentzentrum nahe der Eilenriede sind die Plätze zu rutschig). Doch eine Lösung ist das nicht. Hier sind sie eigentlich zufrieden mit dem neuen Rollrasen, nachdem der alte im Oktober ausgesehen hatte, als sei eine Büffelherde drübergepflügt. Manche Gegner waren erbost gewesen. Etwa der BVB, der nach der 2:4-Niederlage beklagt hatte, dass Andrej Jarmolenko nur deshalb eine hundertprozentige Torchance verballert hätte, weil die Löcher im Strafraum so riesig gewesen seien. Im November waren deshalb die Bagger angerückt.
Trainieren die Spieler nun täglich auf dem neuen Rasen, ist auch dieser schnell wieder ruiniert. So wird diskutiert, ob Hannover im Winter doch ins Trainingslager fährt. Eigentlich wollte der Verein das Geld einsparen, jetzt heißt es: Lieber wegfahren, bevor sich noch mehr Spieler verletzen. Das Sommertrainingslager hatte der Klub noch in Velden/Österreich verbracht. Dort war der Rasen spitze. Guten Käse gab es auch.