Joachim Löw hat die Folgen der historischen Ifab-Entscheidung sofort erkannt. Zwar hatte der Bundestrainer jüngst das Branchentreffen in Sotschi geschwänzt und seinen Assistenten Thomas Schneider zum Workshop der WM-Trainer geschickt. Zum Thema Videobeweis, das nebenbei, sagte Schneider in Sotschi, er mache "das Spiel gerechter".
Aber der Videobeweis interessiert Löw nur am Rande. Einschneidend für den Bundestrainer ist hingegen der ebenfalls schon in Sotschi angekündigte Beschluss der Regelhüter, ab sofort technische Hilfsmittel auf der Auswechselbank zu erlauben. Wenn auch nur mit "handlichen mobilen Geräten".
Hochwertige Modelle gibt es bereits ab 49,90 Euro
In Fachmedien kursiert nun folgendes Szenario: Löws zweiter Co-Trainer Marcus Sorg, der die Spiele von der Tribüne aus analysiert, könne seine Erkenntnisse bei der WM per SMS, WhatsApp oder telefonisch an Löw übermitteln, in Echtzeit, womöglich gar "via Headset oder Screenshots" (dpa). Dieses Szenario ist natürlich abwegig. Dass Löw während des Spiels ein Mobiltelefon ans Ohr nimmt, ist allein aus modisch-ästhetischen Erwägungen ausgeschlossen.
Richtig ist vielmehr, dass sich Löw bereits über den Gebrauch handlicher mobiler Espressomaschinen hat unterrichten lassen. Hochwertige Modelle gibt es da bereits ab 49,90 Euro, der Betrieb über USB-Kabel dürfte dafür sorgen, dass die Geräte als "technisches Hilfsmittel" im Sinne der Ifab-Regeln durchgehen.
Zwar teilten die Regelhüter nun mit, der Gebrauch der Geräte sei "auf Coaching-Zwecke" sowie Aspekte der "Spieler- Sicherheit" beschränkt. Aber Regeln werden bei der Fifa ja traditionell großzügig ausgelegt. Außerdem wird die Fifa im Sommer in Russland genug damit zu tun haben, während der WM-Spiele die neuen Videoschiedsrichter zu überwachen. Da wird gewiss keinem auffallen, sollte sich Löw in der zweiten Halbzeit gegen Südkorea online schnell einen neuen Kaschmirpullover bestellen.