Fußball: Manipulationsvorwurf in Spanien:Aus dem Müll gezogen

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Gibt es in Spanien einen neuen Manipulationsskandal? Hércules Alicante soll sich den Aufstieg gekauft haben. Profitieren könnte am Ende die Mannschaft von David Odonkor.

Javier Cáceres

Über dem soeben vollzogenen Aufstieg von Hércules Alicante in die erste spanische Liga liegt der Schatten der Manipulation. Im Zuge der Aufarbeitung eines Müll-Skandals um Lokalpolitiker der konservativen Volkspartei PP in Südspanien haben Ermittler hand- feste Indizien dafür gefunden, dass der Hauptaktionär von Hércules, der Bauunternehmer Enrique Ortíz, versucht haben soll, mindestens vier, möglicherweise aber auch fünf Gegner zu kaufen, um den Aufstieg zu sichern. In mindestens einem Fall soll er Erfolg gehabt haben.

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Medienberichten zufolge gehe aus Abhörprotokollen hervor, dass Ortíz dem Torwart des andalusischen Zweitligisten Córdoba CF, Raúl Navas, 100.000 Euro geboten und Navas dieses Angebot angenommen habe. Zuvor soll die Mannschaft eine Offerte über 300.000 Euro für eine Niederlage ausgeschlagen haben. Córdoba unterlag 0:4. Navas leugnete jede Beteiligung an angeblichen Manipulationen und drohte mit juristischen Schritten. Unter Verdacht ist auch der 2:0-Sieg bei Real Unión Irún am letzten Spieltag, der dazu beitrug, dass Hércules in einem Herzschlagfinale hinter Real Sociedad San Sebastián als Tabellenzweiter aufsteigen konnte - der punktgleiche Tabellenvierte Betis Sevilla, bei dem der frühere deutsche Nationalspieler David Odonkor spielt, blieb in der zweiten Liga.

Betis hat bereits vom spanischen Verband RFEF und der obersten Sportbehörde CSD eine Aufklärung der Vorkommnisse gefordert. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, stehe Betis ein Platz in der ersten Liga zu, ließ der Klub in einem Kommuniqué verlauten. Der Onlinedienst El Confidencial behauptet allerdings, dass die Versuche von Hércules, auch die Zweitligisten Salamanca, Girona und Huelva zu schmieren, nur deshalb fehlschlugen, weil diese Teams bereits Siegprämien von Aufstiegsrivalen erhalten hatten - darunter von Betis Sevilla.

Für Hércules war der Aufstieg über- lebensnotwendig. Allein beim Fiskus und den Sozialkassen stand der Klub mit 15Millionen Euro in der Kreide. Die Zeitung El País zitiert einen ungenannten, führenden Angestellten einer lokalen Bank so: Er habe "die Überzeugung" gehabt, dass Hércules am Saisonende die nötigen Punkte sammeln werde.

Die angeblichen Mauscheleien wurden bekannt, weil der Untersuchungsrichter des Müllskandalverfahrens von einer etwaigen Strafverfolgung der angeblichen Spielmanipulation absah und die Unterlagen dazu öffentlich wurden. Nach geltender Gesetzeslage sind Spielmanipulationen in Spanien nicht strafrechtlich verfolgbar, hieß es zur Begründung. Eine kürzlich verabschiedete Gesetzesnovelle, die Schiebung zum gefängnisbewehrten Delikt erklärt, tritt erst am 22. Dezember in Kraft. Die Staatsanwaltschaft forderte den Untersuchungsrichter allerdings auf, das Abfallprodukt des Müllskandals dem Verband und dem CSD zur Verfügung zu stellen.

© SZ vom 31.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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