Fußball-Bundesliga:Zwei Trainer mit einem guten Händchen

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Hamburgs Coach Martin Jol legt mit einem Tausch in der Startformation den Grundstein zum 2:1 gegen Hannover, Herthas Trainer Favre wechselt beim 2:1 gegen Bremen den Sieg ein.

Mit dem ersten Heimsieg gegen Hannover 96 seit fast sieben Jahren hat der Hamburger SV seine Ambitionen im Kampf um die deutsche Meisterschaft unterstrichen. Drei Tage nach dem Einzug ins Uefa-Cup-Halbfinale genügten den Hanseaten am Sonntag gegen die auswärtsschwächste Mannschaft der Fußball-Bundesliga ein Doppelpack von Mladen Petric und der Schongang, um mit dem 2:1 (1:0) den Kontakt zu Spitzenreiter VfL Wolfsburg zu halten.

Hamburgs Angreifer Mladen Petric traf gegen Hannover zwei Mal. (Foto: Foto: Reuters)

Petric erzielte seine Saisontore elf und zwölf (2./52.) für den Tabellen-Dritten, der vor 56.554 Zuschauern erst in der zweiten Halbzeit Werbung für das erste von vier bevorstehenden Duellen gegen Werder Bremen am Mittwoch im DFB-Pokal machte. Hannover, das durch einen fragwürdigen Handelfmeter von Mikael Forssell (70.) zum Anschlusstreffer kam, enttäuschte bei der ersten Niederlage an der Elbe seit August 2002 auf ganzer Linie, hielt aber den Abstand von sechs Punkten zu den Abstiegsrängen.

Von einem Kräfteverschleiß durch die Terminhatz in drei Wettbewerben wollte Bernd Hoffmann nichts wissen. "Wir reden nicht über Dreifachbelastung, sondern über Dreifachfreude. Wir bewegen uns im Moment auf einer Wolke der Glückseligkeit und das sollte wenn möglich noch weit bis in den Mai so bleiben", sagte der HSV- Vorstandsvorsitzende im Fernsehsender "Premiere". Dennoch war der Elf von Martin Jol das Bemühen deutlich anzumerken, nach der frühen Führung mit ihren Kräften sparsam umzugehen.

Dabei wies HSV-Trainer Martin Jol ein gutes Händchen: Er rotierte im Vergleich zum Spiel gegen Manchester City Icia Olic aus der Mannschaft und brachte dafür Mladen Petric. Und dieser Petric, der am Donnerstag in Manchester erst in der Schlussphase eingewechselt worden war, wurde einmal mehr zum Matchwinner für den HSV. Gleich beim ersten Angriff gelang ihm nach gerade einmal 62 Sekunden das 1:0, als er eine Flanke von Jerome Boateng per Direktabnahme im Gehäuse der Niedersachsen versenkte.

Wer danach einen Sturmwirbel des HSV erwartet hatte, sah sich getäuscht. Zwar musste 96-Schlussmann Robert Enke in der 12. Minute gegen Piotr Trochowski noch einmal sein ganzes Können aufbieten, um das 2:0 zu verhindern, doch danach schalteten die Gastgeber einen Gang zurück.

Die ohne acht Stammspieler angetretenen Hannoveraner konnten aus dem sich bietenden Raum allerdings kein Kapital schlagen. Die auf fremden Plätzen weiter sieglosen 96er kamen nur selten über Ansätze hinaus, so dass die HSV-Abwehr auch ohne den gesperrt fehlenden Joris Mathijsen wenig Mühe hatte. Ein Schuss von Gaetan Krebs (42.) über das Tor von Frank Rost war die ganze Ausbeute der ersten Halbzeit. Für wesentlich mehr Unterhaltungswert sorgte auf der Gegenseite allein Petric, der in der 40. Minute ans Außennetz schoss.

Sieben Minuten nach Wiederbeginn demonstrierte der 28-Jährige erneut seine Torgefährlichkeit. Nachdem Enke einen Flachschuss von Paolo Guerrero nicht festhalten konnte, reagierte Petric schneller als die schwerfällige Abwehr der Gäste und staubte zum 2:0 ab. Erst ein umstrittener Elfmeter brachte Hannover ins Spiel zurück. Als Guy Demel bei einem Abwehrversuch der Ball an die Hand sprang, zeigte Schiedsrichter Markus Schmidt zur Überraschung der Hausherren auf den Punkt. Forssell ließ sich die Chance nicht entgehen. Anschließend bewahrte Rost den HSV gegen Mike Hanke (75.) sogar vor dem Ausgleich.

Mit dem ersten Heimsieg gegen Werder Bremen seit siebeneinhalb Jahren hat Hertha BSC seinen Champions-League-Traum erhalten. Der Brasilianer Raffael erzielte am Sonntag in einem energischen Schlussspurt der Berliner drei Minuten vor dem Ende das entscheidende und erlösende 2:1 (0:1) in einem ansonsten eher mittelmäßigen Bundesliga-Siel. Zuvor hatte Josip Simunic (71.) die Bremer Führung durch Per Mertesacker (43.) ausgeglichen. Zuletzt hatte Hertha im eigenen Stadion im Oktober 2001 gegen Bremen gewonnen.

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Mit 52 Zählern haben die Berliner als Tabellenvierter nun weiter zwei Punkte Rückstand auf einen Champions-League-Platz. Vier Tage nach dem Einzug ins Uefa-Pokal-Halbfinale verpassten die Bremer ihren zweiten Auswärtssieg in dieser Bundesliga-Saison und die richtige Einstimmung auf das anstehende Dauerduell gegen den Hamburger SV. In der Tabelle rangiert Werder als Zehnter im Niemandsland.

Hertha-Trainer Favre hatte sein Team nach drei Niederlagen in Folge umgestellt. Wegen der Rotsperre für Andrej Woronin zählte Stürmer Marko Pantelic erstmals seit Ende Januar zur Startformation. Erst zum zweiten Mal durfte Abwehrspieler Cufré von Beginn an ran. Er traf erstmals seit dem WM-Viertelfinale 2006 seiner argentinischen Nationalmannschaft gegen Deutschland in Berlin auf Werders Mertesacker, dem er damals bei einem Gerangel nach dem Spiel in den Unterleib getreten hatte.

Die Bremer interessieren indes ohnehin nur noch die nationalen und internationalen Pokal-Wettbewerbe. Trainer Thomas Schaaf wirbelte vor den Derby-Wochen mit vier Duellen gegen den HSV im DFB-Pokal am Mittwoch, Uefa-Cup und Bundesliga ebenfalls seine Mannschaft kräftig durcheinander. Drei Tage nach dem 3:3 im UEFA-Pokal-Viertelfinale bei Udinese Calcio wurden die angeschlagenen Kreativkräfte Diego (Muskelprobleme) und Mesut Özil (Kniebeschwerden) geschont. Deren Part übernahm Aaron Hunt. Auch Sebastian Boenisch fehlte wegen Verletzung. In der Abwehrkette rückte Clemens Fritz auf die ungewohnte linke Seite, Kapitän Frank Baumann ging ins defensive Mittelfeld.

Hertha BSC suchte die Flucht nach vorn. Doch auch die Bremer spielten munter mit. Die besseren Chancen hatten zunächst die Gastgeber: Gojko Kacar trat nach Pantelic-Vorabeit (3.) erst über den Ball und verzog dann im zweiten Versuch. Mertesacker rettete gegen Cicero (10.) in letzter Sekunde. Der Brasilianer (26.) hatte dann Pech mit einem Kopfball gegen den Pfosten.

Doch dann war ein Bruch im Hertha-Spiel. Die Gastgeber ließen die Bremer immer stärker kommen. Baumann (30.) und Alexandros Tziolis (36.) vergaben aus aussichtsreichen Positionen. Wenig später prüfte Sebastian Prödl (41.) Hertha-Keeper Jaroslav Drobny, ehe Mertesacker nach der siebten Ecke den Ball über die Linie zur Führung der Bremer stocherte. Die Berliner protestierten gegen Treffer wegen eines angeblichen Handspiels des Nationalverteidigers.

Zur zweiten Halbzeit musste Schaaf wegen einer Verletzung von Hunt erneut umstellen und brachte Peter Niemeyer. Am Geschehen änderte sich zunächst nichts. Die Bremer verwalteten die Führung und hätten durch Rosenberg (59.) und Niemeyer (60.) alles klar machen können. Dann bewies Herthas Trainer Lucien Favre ein ähnlich gutes Händchen wie HSV-Coach Martin Jol: Er brachte in der 66. Minute den tunesischen Angreifer Amine Chermiti, und den bekamm Bremen nicht in den Griff. Zunächst köpfte er an den Pfosten, dann bereitete er den Ausgleich durch Simunic vor. Das war das Startsignal für den Endspurt, den Raffael mit seinem Fernschuss krönte.

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