Fußball-Bundesliga:Später Funkenflug für den FC Bayern

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Spät, aber immerhin: Die Bayern jubeln in Freiburg. (Foto: REUTERS)
  • Bei eisiger Kälte gewinnt der FC Bayern 2:1 in Freiburg und ist damit zum 22. Mal Hinrundenmeister.
  • Das entscheidende Tor gelingt Robert Lewandowski in der Nachspielzeit.
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Es war einer dieser Sätze, die nur von Uli Hoeneß kommen können. Der FC Bayern sei "wieder mal klüger" gewesen, hatte der Präsident zum politisch umstrittenen Trainingslager in Katar gesagt und auf das herrliche Wetter in Doha verwiesen. Das Problem an der bayerischen Klugheit war nur: Das Wetter zum Neustart im Jahr 2017 hatten die Münchner in ihren Planungen offenbar übersehen. Freiburg empfing die aufgewärmten Münchner mit knackigen minus sechs Grad, und zumindest ein Teil des Rasens sah nicht ganz so edel aus wie der Seidenteppich, der in der Aspire Academy in Doha unter den Münchner Füßen lag.

Entsprechend lange brauchten die anfangs doch etwas eingefroren wirkenden Münchner, um sich wieder in der heimischen Liga zu akklimatisieren: Aber am Ende durften sie sich immerhin bei minus sechs Grad Herbstmeister nennen, das Spiel in Freiburg war ja nicht der Rückrunden-Auftakt, sondern der nachgereichte letzte Vorrunden-Spieltag.

Als das eiskalte Stadion sich schon auf ein 1:1 eingesellt hatte, gelang Robert Lewandowski in der Nachspielzeit noch ein spektakulärer Treffer zum 2:1: Er stoppte einen hohen Ball mit der Brust, legte ihn sich mit rechts noch mal vor und schoss dann mit links - alles in einer einzigen fließenden Bewegung. Das Siegtor war deutlich schöner als das Spiel, das die Bayern am Ende dennoch verdient gewannen - auch wenn sie sich 90 Minuten lang sehr schwer getan hatten, entscheidend zum Schuss zu kommen.

Plötzlich trifft Haberer zum 1:0

"Wir haben vor allem in der ersten Hälfte nicht gut gespielt", sagte Trainer Carlo Ancelotti später, "aber Willen und Charakter haben mir gefallen." Es war aber auch nicht leicht gegen einen SC Freiburg, der "nicht viel falsch gemacht" hatte, wie Trainer Christian Streich betrübt feststellte. Es wurde also der erwartet schwere Jahresauftakt für die Bayern, denn zur unkatarischen Kälte gesellte sich eben dieser Gegner, der keinerlei Interesse daran hatte, den Bayern den Seidenteppich auszurollen. Die Freiburger gelten als laufstärkstes und zweikampffreudigstes Team der Liga, was den Bayern den Zugang zum Spiel erschwerte.

Frech drängten die Freiburger die Münchner anfangs in deren Hälfte zurück, sie standen ihnen auf den Füßen und fielen ihnen auf die Nerven, stellvertretend zu sehen in der fünften Minute, als sich Robert Lewandowski nach David Alabas Einwurf plötzlich von mehreren Freiburgern umstellt sah. Ohne ihn um Erlaubnis zu fragen, klauten sie ihm in der Münchner Hälfte den Ball und spielten ihn blitzschnell nach vorne, zwei, drei Kontakte, ein missglückter Rettungsversuch von Mats Hummels, und so stand nach Vincenzo Grifos Pass plötzlich Janik Haberer frei vor Manuel Neuer und traf zum 1:0. Von den vielen eher mäßig bekannten Freiburger Profis dürfte Janik Haberer der unbekannteste sein. Er spielte übrigens, den Bayern sei's gesagt, drei Jahre bei der SpVgg Unterhaching.

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Von Jonas Beckenkamp, Freiburg

In dieser Anfangsphase sahen die Münchner nicht aus, als seien sie in irgendetwas klüger, vor allem nicht die Abwehr, die den mäßig bekannten Freiburger oft hinterherrannte. Auch das Mittelfeld stellte sich ohne den verletzten Thiago nicht übermäßig schlau an, der Ball wurde kaum kontrolliert und oft verloren, was der Abwehr die Arbeit weiter erschwerte.

Zu diesem Zeitpunkt stellten sich die beiden klassischen Reporterfragen: Wer von den beiden Mannschaften ist hier eigentlich Tabellenführer? Und was haben die Bayern in Doha eigentlich trainiert?

Es dauerte noch eine kleine Weile, aber mit zunehmender Spieldauer gelang es den Bayern allmählich, zumindest Frage eins halbwegs standesgemäß zu beantworten. Sie fanden nun zumindest zu jener Art von Dominanz, die den Tabellenführer erkennen lässt; zwar fehlten den Spielzügen Schärfe und Tempo, dennoch besorgten sich die Bayern jetzt durch ihr gewohntes Passspiel zumindest die Sicherheit, die sie brauchten. Sie wirkten nicht vollends aufgetaut, aber auf jeden Fall nicht mehr eingefroren. Die Freiburger liefen immer noch viel und führten auch immer noch Zweikämpfe, aber sie standen jetzt weiter hinten und schafften es nicht mehr, die gelegentlich noch aufblitzenden Konterräume wirklich zielstrebig zu nutzen.

Man konnte geradezu mitzählen, wie die Bayern sich nun Meter um Meter näher herankombinierten, leicht sah das nicht aus, aber wenigstens einigermaßen kontrolliert. Sogar Chancen ergaben sich nun: Vidal scheiterte an Torwart Schwolow (28.), später scheiterte Lewandowski per Drehschuss nach Vorarbeit von Douglas Costa, den Ancelotti anstelle von Franck Ribéry für die Startelf nominiert hatte.

Ancelotti schöpft all seine Wechseloptionen aus

Und nun folgte sogar die Antwort auf Frage zwei: Offenbar haben die Bayern in Katar auch Standards trainiert. Nach Costas Eckball rauschte Lewandowski aus der Tiefe heran und lenkte den Ball ins Netz (35.) - ein 1:1, das sich angedeutet hatte und inzwischen auch verdient war.

Die zweite Hälfte geriet dann zu einer logischen Fortsetzung der ersten. Die Bayern blieben überlegen, aber die Freiburger liefen immer noch viel und führten immer noch Zweikämpfe. Und sie hatten auch immer noch einen guten Torwart im Tor, Schwolow boxte einen Schuss von Robben aus dem Winkel (56.). Ancelotti schöpfte all seinen Wechseloptionen aus, brachte auch Ribéry, aber für die zündende Idee war es immer noch zu kalt. Freiburg hatte durch Philipp und Petersen sogar Chancen zum 2:1, aber dann schnappte sich Ribéry den Ball, und seine Flanke lenkte Lewandowski dann mit dieser artistischen Brust-rechts-links-Kombination ins Tor. Es war ein vereinzelter leuchtender Funkenflug in der Freiburger Kältekammer, den Christian Streich so kommentierte: "Deshalb spielt der Lewandowski bei Bayern."

© SZ vom 21.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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