Fußball-Bundesliga: FC Schalke:Bauherr der Verschwendung

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Schalke hat viele Jahre gebraucht, um sich als Spitzenklub zu etablieren - und nur ein paar Monate, um das zunichte zu machen. Dafür verantwortlich ist Manager Andreas Müller.

Philipp Selldorf

Als Rudi Assauer noch das Sagen hatte in Gelsenkirchen - Schalke-Fans werden sagen: in den guten alten Zeiten -, als jedenfalls Assauer noch Manager von Schalke 04 war, hat er mal einen Kampf um die Gleichberechtigung in Deutschland ausgetragen. Seine Gegner waren ARD, ZDF und der FC Bayern, und es ging darum, dass die öffentlich-rechtlichen Sender nicht immer nur die Pokalspiele der Bayern übertragen (und teuer honorieren) sollten, sondern beispielsweise auch mal die von Schalke. Sollte Assauer am Dienstag aber zugeschaut haben beim ZDF, dann dürfte er sich über seinen späten Sieg nicht sehr gefreut haben. Mit Schalke ist Assauer zwar mittlerweile so harmonisch verbunden wie Richard Burton mit Elizabeth Taylor nach der zweiten Scheidung, aber dieses Bild des Elends wird auch ihn gerührt haben.

Schalkes Manager Andreas Müller ist ob der Krise seines Klubs sichtlich erschöpft. (Foto: Foto: AP)

Der Auftritt der Schalker Elf war eine vollendete Vorführung ihrer Defizite, eine Entblößung und Entlarvung. Alles was fehlt und schief läuft in der Mannschaft, das hat sie in Mainz bildhaft demonstriert. Die obersten Punkte auf der Mängelliste: kein konstruktiver Spielaufbau; kein Kombinationsspiel in die Spitze; keine Torgefahr durch die Stürmer.

Schalke hat viele Jahre - genau besehen: Jahrzehnte - gebraucht, um sich als deutscher Spitzenklub zu etablieren. Es hat aber nur ein paar Monate und eine Handvoll Fehlentscheidungen benötigt, um diesen Ertrag zunichte zu machen. Die Fehler tragen Namen wie Zé Roberto II, Großmüller, Streit oder Engelaar. Der niederländische Nationalspieler Orlando Engelaar ist ein besonders unseliger Fall, ein Exempel des Versagens. Er hat 5,5 Millionen Euro Ablöse gekostet, und alle, die von Anfang an gesagt haben, dass Schalke weder diesen Spieler noch überhaupt einen Mittelfeldspieler dieser Art benötigt, haben komplett Recht behalten.

Aber wieso hat ihn Schalke angeschafft? Weil der neue Trainer Rutten ihn haben wollte, und weil Manager Müller nicht Nein zu sagen wagte und keinen eigenen Plan hatte. Für Schalkes sportlichen Niedergang ist Müller - so plump das klingen mag - in jeder Hinsicht verantwortlich. Das Geld, das in den Vorjahren erwirtschaftet wurde, hat er mit seinen Fehleinkäufen verschwendet.

Er ist der Bauherr der Mannschaft, in der elementare Dinge nicht passen, die dafür aber irrwitzig teuer ist. Um diese Kosten zu decken, muss Schalke diejenigen verkaufen, die Geld einbringen, Verteidiger Rafinha zum Beispiel. Wie lange wird es beim nächsten Mal dauern, bis sich Schalke wieder als Spitzenklub etabliert? Müller wird es wohl wie Assauer aus der Ferne erleben.

© SZ vom 05.03.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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