Fußball-Bundesliga:FC Augsburg will mehr als Abstiegskampf

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  • Nach nur fünf Monaten trennt sich der FC Augsburg von Trainer Dirk Schuster.
  • Es herrschten "unterschiedliche Auffassungen über die sportliche Ausrichtung", teilt der Klub mit.
  • Die Mitteilung lässt erahnen, welcher Stil dem FC Augsburg für sein Bundesliga-Team vorschwebt.

Von Maik Rosner, Augsburg/München

Als Klaus Hofmann zuletzt über die Strategie des FC Augsburg sprach, klangen die Sätze des Präsidenten wie eine kleine, eher unscheinbare Erinnerung an die Basis der zurückliegenden Erfolge. Unter anderem die Teilnahme an der Europa League in der Vorsaison sei möglich geworden, weil alle "an einem Strang gezogen haben", sagte er, das gelte es fortzusetzen: "Wenn eine der Parteien in eine andere Richtung geht, hat der FCA in der Bundesliga keine Chance." Unvermittelt wirkte diese Reminiszenz am Mittwoch wie ein versteckter Hinweis auf ein gestörtes Binnenklima. "FCA stellt Trainerteam frei", stand in der am Nachmittag versendeten Mitteilung des Tabellen-13., gefolgt von einer ebenso erstaunlichen Begründung für die plötzliche Trennung von Chefcoach Dirk Schuster, 48, die Geschäftsführer Stefan Reuter später präzisierte. "Wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass die Art und Weise, wie wir spielen, nichts mehr mit dem FC Augsburg zu tun hat, wie wir ihn sehen wollen", sagte Reuter. Über die künftige Ausrichtung habe "kein Konsens" bestanden, es sei deshalb nicht sinnvoll, "es unnötig in die Länge zu ziehen". Der Zeitpunkt, räumte er ein, sei "vielleicht etwas ungewöhnlich". Dass der Mannschaft zuletzt die Überzeugung gefehlt habe, habe jedoch zu dem Entschluss geführt, "jetzt zu handeln". Neben Schuster, nach dem Klassenverbleib in der Vorsaison mit Aufsteiger Darmstadt 98 zum Trainer des Jahres gekürt und vom FCA nach einer Ablöse von 1,1 Millionen Euro mit einem Vertrag bis 2019 ausgestattet, wurden die Assistenten Sascha Franz und Frank Steinmetz beurlaubt. Eine grundsätzliche Unterredung zwischen Schuster und Reuter war für diese Woche zwar angekündigt worden, doch dabei sollte es offiziell nur um die Frage gehen, ob der FC Augsburg seinen Kader trotz vieler verletzter Stammkräfte vor allem in der Offensive für gut genug hält, um das Saisonziel erreichen zu können, den Klassenverbleib. Heraus kam nun als Ergebnis dieser Bestandsaufnahme die Pointe, dass sich der FCA im Winter nicht in erster Linie nach kickendem Personal umschaut, sondern nach einem Übungsleiter.

"Bis auf Weiteres" wird der Fußballlehrer, Diplom-Sportwissenschaftler und Cheftrainer des Nachwuchses Manuel Baum, 37, Schusters Amt übernehmen, assistiert von Alexander Frankenberger, 29, der mit der U19 in der Bundesliga als Tabellenerster bereits in die Winterpause gegangen ist.

Neben der A-Jugend war auch die von Christian Wörns trainierte U23 als Tabellenvierter der Regionalliga zuletzt sehr erfolgreich. Die U17 steht in der Bundesliga als Tabellenfünfter ebenfalls gut da. Baum, sagte Reuter, habe "den ganz großen Vorteil, dass er die Philosophie, die Spielweise des FC Augsburg seit zweieinhalb Jahren kennt und intensiv studiert hat". Den jahrelang prägenden Stil, kompakt zu verteidigen und mutig zu kontern, habe Baum erfolgreich von den Profis in den Nachwuchs übertragen. Nun soll der Rücktransfer gelingen. "Es bedarf keinerlei Eingewöhnungszeit. Er kennt alles und weiß genau, was den FC Augsburg stark gemacht in der Vergangenheit", sagte Reuter. Wichtig werde sein, dass die Mannschaft wieder mit einer "gemeinsamen Idee auf dem Platz steht". Das war demnach zuletzt nicht mehr gegeben im sehr defensiven Vorgehen, das Markus Weinzierls Nachfolger Schuster seit Sommer gelehrt hatte. Als mindestens ordentlich darf wegen anhaltender Personalsorgen aber auch seine Zwischenbilanz mit 14 Punkten aus 14 Spielen betrachtet werden. Zwar verlor der FCA zuletzt beim Hamburger SV nach vier Spielen ohne Niederlage ziemlich unnötig 0:1. Doch bei vier Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz 16 war vor den abschließenden Spielen des Jahres gegen Borussia Mönchengladbach an diesem Samstag und bei Borussia Dortmund am Dienstag kein zwingender Handlungsbedarf erkennbar. Anzeichen dafür, dass das Binnenverhältnis zwischen Trainer und Mannschaft gelitten hatte, gab es allenfalls latent. Schuster war nach dem HSV-Spiel erstmals auf Distanz zur Mannschaft gegangen, als er beklagte, es fehle "der letzte Wille und der Killerinstinkt".

Stabil und kompakt war Augsburg unter Schusters Anleitung stets aufgetreten. Nur sechs Mannschaften, alle aus der oberen Tabellenhälfte, kassierten weniger Gegentore. Offensiv agierte Augsburg allerdings meist eher harmlos. Mit elf erzielten Toren stellt der FCA mit Darmstadt, dem FC Ingolstadt und HSV den schwächsten Angriff der Liga.

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Ursprünglich war Schusters Spielidee als passend eingestuft worden. Umso mehr überraschte nun der gewagte und fürs Augsburger Idyll untypische harte Schnitt.

© SZ vom 15.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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