Fürth-Trainer Frank Kramer:Strukturiert, entspannt und ein bisschen brav

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Fühlt sich wohl in der Außenseiterrolle: Frank Kramer (Foto: Bongarts/Getty Images)

Mit ansehnlichem Offensivfußball hat Frank Kramer Greuther Fürth in die Relegation geführt. Gegen den HSV nehmen sie nun das Projekt Aufstieg in Angriff. Es geht um viel, doch Kramer blickt den Spielen gelassen entgegen.

Von Benedikt Warmbrunn

Natürlich ist Frank Kramer irgendwann in der bisher wichtigsten Woche seiner Karriere auch gefragt worden, wie sich das eigentlich anfühlt: ein großes Fußballspiel. Kramer antwortete brav und strukturiert, er berichtete von einem "Kribbeln im Bauch", das er immer verspüre, sobald er ein Stadion betrete. Dass das ein sehr schönes Gefühl sei. Und dass er es immer wieder aufs Neue genieße.

Kribbeln im Bauch. Für Frank Kramer war das ein gewaltiger Euphorieanfall.

Dem Fußballtrainer Frank Kramer, 42, könnte in dieser Woche eine der größten Fußballsensationen der Bundesligageschichte gelingen. Er könnte mit der SpVgg Greuther Fürth aus der Zweiten Liga aufsteigen. Und absteigen würde der Hamburger SV, der einzige Verein, der in allen 51 Jahren in der Bundesliga gespielt hat, genannt: Der Dino.

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Letzter Spieltag in der 2. Bundesliga: Der SC Paderborn verteidigt Platz zwei und steigt zum ersten Mal in die Fußball-Bundesliga auf. Fürth trifft in der Relegation auf den HSV. In Dresden provozieren Fans eine Spielunterbrechung und bedrohen die Spieler.

In den Relegationsspielen an diesem Donnerstag in Hamburg und am Sonntag in Fürth ist also einiges an Aufregung garantiert. Weswegen Kramer findet, dass er nicht auch noch zusätzlich aufgeregt reden muss.

Kramer, geboren in Memmingen, entdeckte seine Leidenschaft für den Beruf des Fußballtrainers bei der SpVgg Greuther Fürth, als sich seine unscheinbare Karriere als Spieler in der zweiten Mannschaft dort einem unscheinbaren Ende näherte. Und so ähnelt der Trainer Kramer dem Fußballstandort Fürth. Sehr strukturiert. Und ein bisschen brav.

Kramer zählt zu der zurzeit sehr angesagten Generation der jungen, modernen, kommunikativen Fußballlehrer, die angeführt wird von dem bisherigen Mainzer Thomas Tuchel. Passformen, Laufwege, Kramer seziert die Geometrie des Spiels bis ins kleinste Detail; im vergangenen Jahr beendete er die Ausbildung zum lizenzierten Fußballlehrer als Jahrgangsbester.

Er nimmt die Elemente des Spiels auseinander, wägt sie gegeneinander ab, setzt sie neu zusammen. Fürth, das im vergangenen Sommer nach nur einem Jahr aus der Bundesliga abgestiegen ist, spielt unter Kramer einen gepflegten Offensivfußball, mit vielen Ansätzen aus der modernen Fußballlehre. Fokus auf eigenen Ballbesitz, abgestimmte, dynamische Angriffswege - in einer Liga, in der viele Trainer auf die defensive Seite des Spiels achten, war Fürth ein erfrischendes Mitglied.

Kramer selbst ist keiner, der außerhalb des Fußballfeldes auffällt. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder, geht gerne ins Kino, am liebsten isst er Spaghetti Mare. Als ihn Fürth im Frühjahr 2013 verpflichtete, sagte er, damals Trainer der zweiten Mannschaft der TSG Hoffenheim, dass er nicht gekommen wäre, wenn sich seine Familie gegen den Umzug gewehrt hätte. Keine Skandale, keine verbalen Ausrutscher. Wenn Kramer auffallen will, spricht er über Fußball. Als Fachmann.

Manchmal hat Kramer auch den Witz, der sein Team auszeichnet. Das schönste Erlebnis seiner Karriere, sagte er einmal, war es, als er Torschützenkönig in der E-Jugend wurde.

© SZ vom 15.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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