Früherer Meister-Trainer:FC Bayern trauert um Pál Csernai

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Führte den FC Bayern zweimal zur Meisterschaft: Pál Csernai (Foto: imago sportfotodienst)

Er galt als einer der prägendsten Trainer des FC Bayern und führte den Klub zu zwei Meisterschaften. Später coachte er auch in Dortmund, Frankfurt und Berlin. Nun ist Pál Csernai gestorben. Der Ungar wurde 80 Jahre alt.

Der Mann mit dem Seidenschal an der Seitenlinie war eine frühe Stilikone der Fußball-Bundesliga. Pal Csernai machte sich in den siebziger und achtziger-Jahren nicht nur als zweifacher Meistermacher des FC Bayern München einen Namen; er lenkte auch abseits des grünen Rasens gern die Aufmerksamkeit auf sich.

In einer Zeit, in der die meisten Trainer allein den spröden Trainingsanzug als Kleidungselement bevorzugten, setzte der Ungar mit seinem berühmten Schal ein modisches Signal, das in Erinnerung bleiben wird: Am Sonntag starb Csernai nach einer langen Krankheit im Alter von 80 Jahren, wie der deutsche Rekordmeister am Montag mitteilte.

Auf mehr als ein Dutzend Stationen brachte es Csernai in seiner Trainerkarriere - zu echten Erfolgen führte er aber vor allem den FC Bayern. Zweimal feierte er in seiner Münchner Zeit zwischen 1978 und 1983 die Meisterschaft, einmal gewann er den DFB-Pokal. Auf internationaler Ebene blieb ihm nur knapp ein gewichtiger Eintrag in die Fußball-Geschichtsbücher verwehrt. Im Mai 1982 erreichte Csernai mit den Bayern im Europapokal der Landesmeister das Finale - und musste dann mitansehen, wie sein bestens besetztes Team um Paul Breitner, Dieter Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge gegen den englischen Topklub Aston Villa in Rotterdam mit 0:1 verlor.

Bis zuletzt hatte er eine gute Beziehung zu dem Verein, der ihm in Deutschland zum Durchbruch verhalf. Später coachte er auch noch unter anderem Borussia Dortmund, Eintracht Frankfurt und Hertha BSC. "Der gesamte FC Bayern drückt allen engsten Vertrauten und Freunden Csernais sein tiefstes Mitgefühl aus und wird ihm stets ein ehrendes Gedenken bewahren", schrieben die Münchner auf ihrer Internetseite über Csernai, der zunächst lediglich als Assistent des damaligen Coaches Gyula Lorant in der Landeshauptstadt angefangen hatte.

Als sein neun Jahre älterer Boss im Februar 1979 geschasst wurde, übernahm Csernai. Der Interimstrainer war äußerst beliebt in der Mannschaft - und durfte auch deshalb auf Dauer bleiben, weil sich die Führungsspieler um Breitner intern so vehement für ihn einsetzten, dass sie den von Präsident Wilhelm Neudecker als Lorant-Nachfolger auserkorenen Max Merkel verhinderten. Mit ihrem Aufstand jagten die Spieler obendrein Neudecker aus dem Amt.

Csernai durchbrach zuvor festgefahrene Hierarchien und schuf eine neue Form von Miteinander beim FC Bayern. Zudem machte er spätere Modebegriffe wie "4-4-2" und "Stretching" salonfähig. "Dass nicht ein bekannter Trainer mit großem Namen die Mannschaft übernommen hat, sondern der Assistent, und ich sie aus einer schwierigen Lage zum Erfolg geführt habe, das war etwas Besonderes", erzählte Csernai.

Bis vor wenigen Jahren reiste er zumindest einmal pro Jahr aus seiner Heimat Budapest für ein Bundesligaspiel der Bayern an. Alle weiteren Engagements des kantigen Ungarn in Deutschland blieben allerdings weitgehend erfolglos. In Dortmund (1985-1986), Frankfurt (1988-1989) und Berlin (1990-1991) war er seine Jobs schnell wieder los. Auch, weil er trotz seiner fachlichen Kompetenz immer eine Reizfigur blieb.

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