French-Open-Rekord von Rafael Nadal:Dominator in einer anderen Dimension

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Riesige Erleichterung: Rafael Nadal siegt bei den French Open. (Foto: dpa)

Als erster Spieler überhaupt gewinnt Rafael Nadal zum achten Mal ein und dasselbe Grand-Slam-Turnier - und überholt mal eben Pete Sampras und Roger Federer. Wie besonders dieser Triumph ist und wie groß die Zweifel während seiner Verletzungszeit waren, zeigt der Spanier nach dem Match.

Von Milan Pavlovic, Paris

Rekordhalter war er schon, jetzt bewegt sich Rafael Nadal in eigenen Dimensionen. Der Spanier gewann durch das 6:3, 6:2, 6:3 am Sonntag gegen seinen Landsmann David Ferrer nicht bloß zum achten Mal die French Open, er ist der erste Spieler der Profi-Ära, der die Trophäe eines einzelnen Grand-Slam-Turniers häufiger als sieben Mal stemmen durfte. Die Wimbledon-Seriensieger Pete Sampras und Roger Federer, die die Bestmarke bisher teilten, sind überholt.

"Das hätte ich mir als Kind nie erträumen können", sagte Nadal, bevor er den Coupe des Mousquetaires vom Sprinter Usain Bolt überreicht bekam. Zudem feierte er seinen 59. Sieg im Stade Roland Garros, so viele kann kein anderer Spieler vorweisen, ob nun Guillermo Vilas, Björn Borg oder Roger Federer. Die einzige Niederlage des Spaniers bleibt jene aus dem Jahre 2009, als er im Achtelfinale dem Schweden Robin Söderling unterlag.

Nadals achter Triumph am Bois de Boulogne war einer seiner deutlichsten. Dafür waren die Begleitumstände kurios. Erstens wurde ein großer Teil der Partie bei Nieselregen ausgetragen. Ende des zweiten Satzes versuchten dann politische Aktivisten das Spiel zu unterbrechen. Zunächst mussten zwei Demonstranten am oberen Rang der Tribüne entfernt werden; fünf Minuten später sprang ein anderer Störenfried auf das Feld und entzündete rund fünf Meter von Nadal entfernt einen Bengalo, bevor das Sicherheitspersonal den maskierten Zuschauer überwältigen konnte.

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Der spanische Spieler schaute irritiert, dankte einem Sicherheitsmann - und verlor prompt sein Service. Der Favorit konnte beruhigt sein, dass er zu diesem Zeitpunkt bereits 6:3, 5:1 führte; zudem hatte auch Ferrer die Konzentration verloren.

Im vierten Finale zweier Spanier in Paris kam der Außenseiter unter den Augen von Kronprinz Felipe nie richtig in die Partie. Ferrer hatte sogar mehr Probleme als Nadal mit den Bedingungen, die über Nacht wieder so herbstlich geworden waren wie zu Beginn des Turniers, als der Titelverteidiger ungewohnte Probleme in den ersten Runden gehabt hatte. Diesmal jedoch ließ Nadal sich nicht aus dem Konzept bringen. Sein Topspin kam zwar weitaus weniger hoch als an den sonnigen Tagen gegen Stanislas Wawrinka oder Novak Djokovic, war aber dennoch wesentlich effektiver als irgendein Schlag von Ferrer.

Über ein halbes Jahr hatte Nadal nach seinem Aus in Wimbledon Ende Juni 2012 pausieren müssen. Die Patellasehne am linken Knie war entzündet, an Tennis nicht mehr zu denken. Er musste die Olympischen Spiele, die US Open und die Australian Open auslassen und konnte die Turniere nur daheim auf Mallorca am Fernsehen verfolgen, was den Tennisfan Nadal fast so sehr schmerzte wie die Verletzung.

Wie groß die Skepsis gewesen war, dass Nadal nach seiner zweiten langen Auszeit nach 2009 noch einmal zu alter Form finden könnte, dass es sogar Zweifel gab, ob er überhaupt zurückkommen könnte, hatte eine Szene am Freitag offenbart. Nachdem der Spanier seinen derzeit ärgsten Konkurrenten, den Serben Djokovic, in einem epischen Halbfinale mit 9:7 im fünften Satz niedergekämpft hatte, wurde Toni Nadal, Rafaels Onkel und Trainer, befragt.

Als die Sprache auf die Zweifel am Comeback kamen, brach Nadal in Tränen aus, stoppte das Interview und verschwand zur Umkleide, wo er und sein Neffe sich bald danach laut Augenzeugenberichten weinend in den Armen lagen. "Dies ist einer meiner ganz besonderen Siege", sagte Nadal. "Wenn meine Familie mich in den Monaten nicht unterstützt hätte, könnte ich heute bestimmt nicht hier sein."

Rafael Nadal ist also nicht bloß auf die Tour zurückgekehrt, er hat ihr sogleich sein Spiel wieder aufgedrückt. Sollte der Spanier die Anstrengungen der vergangenen vier Monate gut wegstecken, in denen ihm sieben Turniersiege gelangen (davon sechs auf Sand), dürfte auch seinem Comeback in der Weltrangliste nichts im Weg stehen.

Dort rutscht er am Montag nach diesem Finale auf den fünften Platz ab, weil er seine Punkte aus dem Vorjahr "nur" verteidigt hat, während Ferrer eine Runde weiter kam als 2012 und auf Platz vier vorrückt. Doch bis Februar 2014 hat Nadal kaum Punkte zu verteidigen, während Novak Djokovic, Andy Murray, Roger Federer und David Ferrer den alten Widersacher hinter sich spüren.

© SZ vom 10.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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