Freiburg - Ingolstadt:Zuspruch in bitteren Zeiten

Lesezeit: 2 min

Die Schanzer verabschieden sich ehrenhaft aus der ersten Liga und erreichen beim Euro-Leauge-Aspiranten Freiburg ein 1:1-Unentschieden. Freiburgs Trainer Streich findet - wie so häufig - die richtigen Worte.

Von Christoph Ruf, Freiburg

Trost kommt oft von unerwarteter Seite. Und so war es der gegnerische Trainer, der als Erster kondolierte, als der Abstieg des FC Ingolstadt aus der ersten Liga besiegelt war. "Vor drei Jahren ging es uns wie euch", sagte der Freiburger Coach Christian Streich mitleidig, an den Kollegen Maik Walpurgis gewandt. Dann erzählte er von seiner eigenen Erfahrung, und dass auch die schlimmste Zeit bald ein Ende habe: "Heute geht's noch", sagt er voraus: "Morgen wird die Hölle, und die zwei Wochen danach auch." Dann aber würden sich die Wolken lichten, und man werde als Trainer wieder "für die gute Arbeit belohnt, die man geleistet hat".

Es hat nicht gereicht für den Klub. An der Qualität lag es nicht

Walpurgis nickte dankbar. Aber er verharrte noch erkennbar in der Dramatik der Schlussminuten und seiner Trauerphase. Bis zwei Minuten nach Spielende nämlich hatte es so ausgesehen, als könnten er und sein Team noch auf die kommende Woche und ein mögliches Abstiegs-Endspiel gegen Schalke hoffen. Denn von dort, aus Gelsenkirchen, war ein Last-Minute-Treffer zum 2:1 für Schalke vermeldet worden, der den Drittletzten HSV wieder in Abstiegsnähe gebracht hätte. Dann kam die Ernüchterung: Das vermeintliche Schalker Tor war aberkannt worden, und Ingolstadts Geschäftsführer Harald Gärtner schlug die Hände vors Gesicht. "Wir haben alles probiert und alles gemacht, wurden für unseren Kampf aber nicht belohnt", sagte er. Das war nicht nur auf dieses Spiel, das insgesamt fahrige 1:1 gegen Freiburg, gemünzt, sondern auf Ingolstadts Gesamtvorstellung und die Widrigkeiten der Saison. Die Mannschaft an sich hatte selten einmal enttäuscht und mit viel Kampfkraft und Kondition das wettzumachen versucht, was spielerisch mit einem kleinen Etat nicht zu stemmen ist. Der FCI ist ein eher ungewöhnlicher Absteiger. Nie stand - anders als etwa bei Darmstadt - zu fürchten, dass die Qualität nicht reicht. Nur ein Mal verlor die Elf in dieser Spielzeit mit mehr als einem Tor Unterschied. Der FC Ingolstadt warf nicht mit den Millionen um sich, leistete sich keine Eskapaden. Und doch dürfte es außerhalb der überschaubaren eigenen Fangemeinde nicht viele geben, die über diesen Abstieg Tränen vergießen. Überregional blieb der Klub zwei Jahre lang unterm Radar - was ungerecht, aber nicht zu ändern war.

Ehrenwert war das Auftreten der Ingolstädter auch in Freiburg bis zum Schluss. Trainer Maik Walpurgis wollte weder in der angeblich zu späten Entlassung seines Vorgängers Markus Kauczinski im November noch in widrigen Schiedsrichter-Entscheidungen einen Grund für den Abstieg erkennen. "Wir hatten genügend Möglichkeiten, um die Punkte zu holen", sagte er stattdessen tapfer. Das misslang wegen der bis zum Schluss miserablen Chancenverwertung: Auch in Freiburg vergab das Team fünf ausgezeichnete Möglichkeiten. "Mit mehr Glück und einem schlechteren gegnerischen Torwart hätten wir heute vielleicht gewonnen", sinnierte Walpurgis dennoch. Mit seiner Mannschaft will er nun den sofortigen Wiederaufstieg angehen. In zwei Wochen, wenn er aus dem Gröbsten raus ist.

© SZ vom 15.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: