Formel 1: Michael Schumacher:Fast wie auf Eis

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Die Formel-1-Teams müssen sich für die kommende Saison auf neue Reifen einstellen. Die sind selbst für erfahrene Piloten wie Michael Schumacher eine Herausforderung.

René Hofmann

Es sind nur zwei Kurven mehr, die aber könnten es in sich haben. An diesem Donnerstag treffen sich die Formel-1-Teams auf dem Circuito de Jerez zum zweiten Test für die Saison 2011, die Mitte März beginnt. Die Strecke mit ihren 13 Kurven ist beliebt für Übungsfahrten; sie gilt als fordernd, auch für die Reifen. Und genau da könnte das Problem liegen. Denn bereits in der vergangenen Woche, als es für Tests auf dem fünfhundert Meter kürzeren Circuit Ricardo Tormo bei Valencia rund ging, der lediglich elf Biegungen aufweist, bereiteten die Pneus Probleme.

Auch ihn fordern die neuen Reifen in der Formel 1 heraus: Mercedes-Pilot Michael Schumacher. (Foto: Getty Images)

Von Rekord-Weltmeister und Mercedes-Lenker Michael Schumacher ist ein hübsches Zitat dazu überliefert: "Mit bestimmten Mischungen hatte ich ein paar heikle Situationen", sagte der 42-Jährige, "das war teilweise wie Fahren auf Eis." Dabei war es an jenen Tagen bis zu 18 Grad warm.

Ähnliche Werte werden in den kommenden Tagen für Jerez prognostiziert. Normale Autofahrer wechseln da gefahrenlos von Winter- auf Sommergummis. In der Formel 1 aber ist die Reifenfrage kniffeliger. Die Pneus bestimmen maßgeblich, wie schnell die Autos bewegt werden können, vor allem in den Kurven.

Um die Geschwindigkeiten dort zu senken, beschloss der Automobilweltverband vor Jahren schon: Auf diesem Gebiet schließen wir Wettbewerb aus. Es soll nur noch eine Reifenfirma geben, die alle mit den gleichen Produkten beliefert. Bis 2010 war das Bridgestone. Nun hat es einen Wechsel gegeben, zu Pirelli. Und damit fing der Ärger an.

"Pirelli hatte nur ein paar Monate, um diese Reifen zu entwickeln", sagt Aldo Costa, der Technische Direktor von Ferrari. Und Nikolas Tombazis, der Chefdesigner des Rennstalls, erklärt: "Wenn man die Reifen wechselt, muss man auch einige Aspekte am Auto verändern; die Gewichtsverteilung, das Verhältnis zwischen vorne und hinten, aber auch einige Aerodynamik-Sachen." Leicht ist das nicht.

Adrian Newey, der Schöpfer von Sebastian Vettels Weltmeisterauto 2010, sagt: "Es ist schwierig, ein Auto für diese Reifen zu entwickeln." Vielmehr gehe es nun darum, die von Test zu Test ein bisschen besser zu verstehen. Die Eindrücke von den ersten Kilometern aber waren ernüchternd, nicht nur für Michael Schumacher.

"Es ist nicht leicht, die Rundenzeiten mit diesen Reifen konstant zu halten", fiel Ferrari-Fahrer Fernando Alonso auf, "nach einer Runde wird man schon zwei bis drei Sekunden langsamer". "Die Reifen halten nur zehn Runden", bemerkte McLaren-Ingenieur Tim Goss, "sie länger am Leben zu halten, ist eine ziemliche Herausforderung."

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Renault-Fahrer Robert Kubica, der vor seinem schweren Unfall bei einer Rallye in Italien am Sonntag noch Formel-1-Tests bestritten hatte, meinte: "Plötzlich sind die Reifen weg." Das könne auch ein Gefahr darstellen. Wer seine Reifen im Eifer des Rennens überstrapaziere, laufe Gefahr, dass ein Pneu explodieren könne.

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Eine Grand-Prix-Distanz mit nur einem Reifenwechsel zu bestreiten, sei künftig illusorisch. Nur wenn man fünf oder sechs Boxenstopps einlegen wolle, sei der Reifen okay, scherzte Kubica im Gespräch mit dem britischen Fachmagazin Autosport: "Aber dann brauchen wir mehr davon!"

Die Zahl der Reifen, die jedem Fahrer an einem Rennwochenende zur Verfügung stehen, bleibt aber limitiert. Freuen über die neuen Gummiwalzen können sich deshalb nur diejenigen im Feld, die einen besonders feinfühligen Umgang mit ihnen pflegen. Jenson Button zum Beispiel. Der 31-jährige Brite, Weltmeister des Jahres 2009, frohlockt: "Unsere Simulationen legen die Vermutung nahe, dass die neuen Reifen gut zu meinem ganz besonderen Fahrstil passen sollten. Deshalb bin ich hoffnungsvoll, während der Rennen durchaus einen Vorteil aus ihnen ziehen zu können."

Auch Nico Rosberg, Mercedes-Fahrer wie Michael Schumacher, entdeckt nicht nur Schlechtes an den neuen Reifen. "Ich bin nicht beunruhigt", sagt der 26-Jährige, der in seine sechste Formel-1-Saison geht. Im Gegenteil. "Die Rennen könnten deshalb aufregender werden." Der große Vorteil frischer Reifen könnte zu mehr Überholmanövern führen, hofft Rosberg.

Ein Dauergast aber soll dieses Phänomen in der Rennserie nicht bleiben. Pirelli hat angekündigt, seine Produkte ständig weiterentwickeln zu wollen. Vom Automobilweltverband sind dafür sogar Extra-Schichten erlaubt worden. Falls nötig, darf der zwei Jahre alte Rennwagen, den Pirelli aus den Restbeständen des Formel-1-Teams von Toyota erwarb, am Freitagstraining für die Grands Prix teilnehmen. Oder am Montag nach jedem Rennen noch ein paar Runden drehen.

© SZ vom 10.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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