Football-Team Detroit Lions:Arbeit, Arbeit, Arbeit!

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Vor drei Jahren noch blamierten sich die US-Football-Spieler der Detroit Lions, als sie kein einziges Saisonspiel gewinnen konnten. In dieser Saison steht der Verein in den Playoffs - und will nicht nur die Partie gegen die New Orleans Saints gewinnen, sondern gar die Meisterschaft.

Jürgen Schmieder

Am 28. Dezember 2008 ging eine miserable Saison für die Detroit Lions zu Ende: Kein einziges ihrer 16 Saisonspiele hatten sie gewonnen, das war noch nie einem Verein in der National Football League (NFL) passiert. Die Fans reagierten zynisch: "Kein Spiel zu gewinnen, ist auch eine Form von Perfektion", war auf vielen T-Shirts zu lesen. Es passte zu Detroit, gebeutelt von Finanz- und Autokrise und zur gefährlichsten Stadt der USA verkommen, dass das Footballteam auch nichts taugte.

Artistisch: Detroits Wide Receiver Calvin Johnson (weißes Trikot). (Foto: AP)

Nur drei Jahre später stehen die Lions nach einer Bilanz von 10:6-Siegen in den Playoffs, zum ersten Mal seit zwölf Jahren und 54 Jahre nach der letzten Meisterschaft. Am Samstag treten sie in der ersten K.o.-Runde bei den New Orleans Saints (13:3) an. "Das ist nicht unser letztes Saisonspiel", versichert Trainer Jim Schwartz, "wir haben die Möglichkeit, die Meisterschaft zu gewinnen. Ich will keine Uhr, die mich an diese Saison erinnert. Ich will die Trophäe!"

Schwartz ist eine der beiden prägenden Figuren für den rasanten Aufstieg der Lions. Über unbezahlte Scoutingjobs an Universitäten hat er sich hochgearbeitet in die NFL, 2009 wurde er Chefcoach der Lions. Bei Spielen hüpft er herum wie Rumpelstilzchen, bei Ansprachen ans Team verwendet er mehr Schimpfwörter als ein Rapper. "Wir mögen nicht immer, wie er Dinge anspricht - aber so versteht jeder, was er meint", sagt Receiver Nate Burleson.

Der andere Verantwortliche ist Manager Martin Mayhew, die emotionale Antithese zu Schwartz. Er hat talentierte Uni-Akteure wie Spielmacher Matt Stafford und Ndamakong Suh verpflichtet, dazu die erfahrenen Verteidiger Kyle Vanden Bosch, Justin Durant und Corey Williams nach Detroit geholt. "Er hat ein 0:16-Team genommen und in einen Playoff-Klub verwandelt", sagt Schwartz über den Manager.

Mayhew hat die Mannschaft gebaut, Schwartz hat ihr eine Philosophie verpasst. Die lautet, passend zur Arbeiterstadt Detroit: Arbeit, Arbeit, Arbeit! "Andere Teams sind in der Vorbereitung ins Kino gegangen, um die Stimmung zu lockern", sagt Burleson, "wir haben die Stimmung angehoben, indem wir härter gearbeitet haben."

Die Lions agieren in dieser Saison erfolgreich und überaus spektakulär. Quarterback Matt Stafford (5038 Yards Raumgewinn durch Pässe) verfügt über einen äußerst kräftigen und durchaus präzisen Wurfarm, mit dem er am liebsten zu Calvin Johnson passt.

Harte Arbeiter: die Lions-Verteidiger Chris Houston (23) und Chris Harris. (Foto: AP)

Der gilt als der derzeit bester Passempfänger der Liga, Statistiker haben errechnet, dass er aufgrund seiner außergewöhnlichen Physis in der Lage ist, aus dem Stand einen Ball zu erreichen, der im Umkreis einer Garage in seine Richtung geworfen wird. Die 1681 Yards Raumgewinn, die Johnson mit gefangenen Pässen erzielt hat, sind der beste Wert in der NFL.

Die Lions gewannen zudem Spiele, die bereits verloren zu sein schienen. Viermal lagen sie mit 13 oder mehr Punkten zurück und siegten noch - das ist Rekord in der NFL. "Wir schüchtern die anderen ein", sagt Burleson, "niemand kann sicher sein, dass wir nicht doch zurückkommen."

Die New Orleans Saints indes sind derzeit nur schwer einzuschüchtern. Die Mannschaft hat zuletzt acht Spiele nacheinander gewonnen, darunter eins gegen die Lions, 31:17 am 4. Dezember. Saints-Spielmacher Drew Brees hat den 27 Jahre gültigen NFL-Rekord für den meisten Raumgewinn (5087 Yards) mit seinen 5476 Yards geradezu pulverisiert und seine Offensive zu 34,2 Punkten pro Spiel geführt.

Es dürfte eine punktereiche Partie werden, schließlich verfügen beide Teams über eine eher unterdurchschnittliche Abwehr. "Wir sind bereit", sagt Schwartz, "wir schauen nie auf unseren Gegner, ausschließlich auf uns." Obwohl: Die Saints könnten durchaus Inspiration für die Lions sein. New Orleans gewann 2009 die Meisterschaft, obwohl die Bilanz vier Jahre zuvor noch 3:13 gelautet hatte. Eine ähnliche Entwicklung würde auch den Lions und den Menschen in Detroit gefallen.

© SZ vom 07.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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