Finale der Frauen-Tennistour:Abschlussball in Istanbul

Lesezeit: 3 min

Das Finale der Frauen-Tennistour in die Türkei zu vergeben, war ein Risiko. Warum sollte ein Turnier, das lange erfolglos um die Welt gewandert ist, ausgerechnet in einem Land ohne herausragenden Tennisprofi die Menschen interessieren? Die Befürchtungen stellen sich als grundlos heraus: Das Turnier ist ein Hit.

René Hofmann

Mintgrün. Natürlich dauerte es nicht lange, bis die Farbe des Platzes für Aufregung sorgte. Das erste Match des Turniers - die Begegnung zwischen der Tschechin Petra Kvitova und der Russin Wera Swonarewa - war erst ein paar Minuten alt, als sich in den Internet-Foren die Fans zu Wort meldeten. Tenor: Das ist hässlich! Und: Vor dem mintgrünen Hintergrund ist der Ball kaum zu erkennen!

Abschlussball: Die Australierin Samantha Stosur, die Tschechin Petra Kvitova, die Dänin Caroline Wozniacki, die Russin Maria Scharapowa, die Chinesin Li Na, die Russin Wera Swonarewa und die Polin Agnieszka Radwanska (von links) posieren vor dem Finale der Tennissaison. (Foto: Getty Images)

Fan-Debatten sind nicht immer ernst zu nehmen. Manchmal aber erzählen sie doch eine Menge. Dass es an den ersten Tagen des Final-Turniers der Frauentennis-Tour WTA dieses Mal oft um die Platzfarbe ging, ist ein gutes Zeichen.

In den vergangenen Jahren waren die Probleme weit drängender. Damals spielten die Frauen in Doha. Der Platz war schön, der Ball war toll zu sehen. Nur: Es sah so gut wie keiner zu. In dem Emirat war die Veranstaltung ein Flop. Ein noch größerer Flop als einige Jahre zuvor, als die Frauen in Los Angeles auftraten - vor so wenig Publikum, dass während der Ballwechsel das Klappern des Bestecks in den Logen zu vernehmen war.

22 Jahre lang - von 1979 bis 2000 - war das Masters, bei dem sich die besten Spielerinnen der Saison noch einmal messen dürfen, im Madison Square Garden in New York ausgetragen worden. Danach begab es sich auf Wanderschaft. Es wurde heimat- und auch ein bisschen seelenlos. Und ein gutes Beispiel dafür, dass so etwas bei einem Sportereignis nicht funktioniert. Nun sieht es so aus, als sei ein Wendepunkt erreicht.

In diesem Jahr wird die Veranstaltung erstmals im Sinan Erdem Dome ausgetragen. In Istanbul. In der Türkei. In einem Land also, das rund 75 Millionen Einwohner hat, 14.000 registrierte Tennisspieler und etwa hundert Tennis-Klubs. Aber keinen herausragenden Profi in dem Sport. Cagla Buyukakcay ist aktuell die beste Türkin in der Weltrangliste; sie wird an Position 208 geführt.

Der Ausflug an den Bosporus war deshalb gewagt. Auch, wenn die Veranstaltung sich früh die Hilfe eines gewieften Profis sicherte: Der Schweizer Markus Günthardt, 54, der auch den Tennis-Grand-Prix in Stuttgart beaufsichtigt, fungiert als Turnierdirektor.

WTA-Turnier in Peking
:Petkovic verliert Duell um einen großen Traum

Sie kämpfte mehr als zweieinhalb Stunden, tat sich wieder am Knie weh, weinte deswegen und spielte trotzdem weiter - phasenweise mitreißendes Tennis. Dass Andrea Petkovic am Ende des Finales von Peking gegen Agnieszka Radwanska als Verliererin dasteht, ist sehr bitter. Vor allem, weil sie nun den Traum vom WTA-Masters aufgeben muss.

In Bildern

Zur Einstimmung zündete die WTA zudem ihr übliches PR-Feuerwerk. Die Teilnehmerinnen posierten für die lokale Ausgabe der Vogue, zur Auslosung erschienen sie selbstverständlich von Profis geschminkt in feinen - und mitunter recht kurzen - Abendkleidern. Die Russin Maria Scharapowa brachte zum ersten Training ihren Verlobten mit, den slowenischen Basketball-Profi Sasha Vujacic. Die Dänin Caroline Wozniacki führte ihren auch nicht unbekannten Freund vor, den Golfer Rory McIlroy. Derlei hilft, gerade in einem Land wie der Türkei, wo auch die Sportmedien stark auf Prominente fixiert sind. Mit einem solch gewaltigen Zuspruch war dann aber doch nicht zu rechnen gewesen.

WTA-Turnier in Peking
:Petkovic verliert Duell um einen großen Traum

Sie kämpfte mehr als zweieinhalb Stunden, tat sich wieder am Knie weh, weinte deswegen und spielte trotzdem weiter - phasenweise mitreißendes Tennis. Dass Andrea Petkovic am Ende des Finales von Peking gegen Agnieszka Radwanska als Verliererin dasteht, ist sehr bitter. Vor allem, weil sie nun den Traum vom WTA-Masters aufgeben muss.

In Bildern

Am ersten Spieltag strömten mehr als zehntausend Zuschauer in den Sinan Erdem Dome. Am Mittwoch mussten zusätzliche Tribünen freigegeben werden, mehr als elftausend Leute wollten sehen, wie sich die Weißrussin Viktoria Asarenka mit der Australierin Samantha Stosur maß (6:2, 6:2), wie die Chinesin Na Li Maria Scharapowa ärgerte (7:6 (4), 6:4) und Wera Swonarewa Caroline Wozniacki 6:2, 4:6 bezwang.

Der Zuspruch ist so groß, dass die Frauen inzwischen deutlich selbstbewusster auftreten. Bis 2013 ist ihr mit stolzen 4,9 Millionen Dollar Preisgeld dotiertes Finale nun fest an Istanbul vergeben, wo es als Teil des Bewerbungsportfolios für Olympische Sommerspiele dient, danach könnte es ein Zusammengehen mit dem der Männer geben, die ihren Saisonabschluss Ende November in London begehen. "Das wäre toll", findet Wozniacki, "aber dafür müssten die Männer ihre Saison definitiv verkürzen."

Die 21-Jährige hat zwar noch keinen Grand-Slam-Titel gewonnen, wird die Saison aber zum zweiten Mal nacheinander als Nummer eins beenden. Sie ist das beste Beispiel dafür, was das Frauentennis im Moment zu bieten hat: Abwechslung und Sex-Appeal. Und gleichzeitig das beste Beispiel, was ihm fehlt: konstante Größen.

Die Belgierin Kim Clijsters, die das Finale dreimal gewann, fehlt in Istanbul verletzungsbedingt ebenso wie Serena Williams, die schon 13 Grand-Slam-Titel sammelte. Die Amerikanerin hatte Anfang der Woche trotzdem einen großen Auftritt. Im bauchfreien Top erschien sie in New York zur Premiere des neuen Eddie-Murphy-Films. So ein Zufall.

© SZ vom 27. Oktober 2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: