FC Bayern siegt im Testturnier:Mario Mandzukic hat schlechte Laune

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Mario Mandzukic (r.) machte gegen Manchester einen ganz starken Eindruck. Der Frust war dennoch nicht zu übersehen. (Foto: AFP)

Der FC Bayern dreht das Spiel gegen Manchester City und gewinnt das nächste Vorbereitungsturnier auf die Saison. Doch in Pep Guardiolas Luxuskader fallen hinten schon die ersten runter und suchen sich neue Klubs - und mittendrin ist die Unzufriedenheit von Stürmer Mario Mandzukic nicht zu übersehen.

Aus dem Stadion von Thomas Hummel

Rogério Ceni, der famose Torwart des FC São Paulo, schritt nach vorne, reichte dem Herrn im Anzug lächelnd die Hand und nahm den silbernen Pokal entgegen. Die Zuschauer applaudierten artig, Ceni ging zu seinen Mitspielern, die verlegen auf dem Rasen herumstanden. Die Szene erinnerte an ein Jugendturnier, wo immer alle Teams einen Pokal bekommen. Auch das letztplatzierte, weil das Ergebnis ja nicht das Wichtigste ist, sondern der Spaß am Sport.

Nun hat in der Fußballarena des FC Bayern München der Spaß am Sport durchaus seine Relevanz, und wenn Franck Ribéry zu seinen anarchischen Dribblings ausholt, jauchzen die Menschen auf der Tribüne. Doch hört der Spaß da auf, wo das Ergebnis beginnt. Dieser Klub ist für Niederlagen einfach nicht geschaffen. Eine Pleite gegen Manchester City im Finale des freundschaftlichen Audi Cups hätte das sensible Gebilde rund um den neuen Trainer Pep Guardiola empfindlich beunruhigt, doch weil Thomas Müller (Elfmeter, 66.) und Mario Mandzukic (72.) die englische Führung von Álvaro Negredo (61.) noch drehten und Geburtstagskind Bastian Schweinsteiger (wurde 29 Jahre alt) den Pokal für den ersten Platz abholen durfte, war erst mal wieder alles in Ordnung. Oder?

"Wir sind zufrieden. Alles ist bei uns gut vorbereitet, sodass wir mit Optimismus die Saison angehen können", sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge. Die Niederlage im Supercup gegen Dortmund erklärt der Klub zum Betriebsunfall. Alle anderen Testspiele wurden gewonnen, der Ball rotiert phasenweise barcelonesisch durch die roten Reihen und alle Profis schwärmen vom neuen Trainer. Fast alle, jedenfalls.

Einige Mitglieder des Luxuskaders wissen oder ahnen, dass sie unter Guardiola nicht die Rolle spielen können, die ihnen lieb wäre. Von Aussortierten will niemand sprechen, doch einige Profis sind auf dem Absprung. So musste der Stammspieler der brasilianischen Nationalmannschaft, Luiz Gustavo, feststellen, dass es in München nun erstens keine Stammspieler mehr gibt und zweitens er nicht einmal zur Ergänzungself gehört. "Ich weiß nicht, was passiert", sagte er am Mittwochabend. "Ich habe noch zwei Jahre Vertrag und bin glücklich hier."

Doch Gustavo weiß, dass er hier nicht mehr spielen wird, weil Guardiola kurzerhand 50 Prozent seiner Planstellen im defensiven Mittelfeld wegrationalisiert hat und auf der einen verbleibenden Stelle mit Schweinsteiger, Thiago und Javi Martínez die Konkurrenz stark ist. Also sucht Gustavo nach einem neuen Klub, "bis 31. August kann alles passieren".

Für den 19-jährigen Emre Can gilt das Gleiche. Can hat seit der U15 alle Jugend-Nationalmannschaften durchlaufen, doch für Guardiola ist der robuste Mittelfeld- und Defensivmann nicht feinfüßig genug. Can stand beim Audi Cup nicht einmal im 22er-Kader der Bayern. Am Freitag gab der FC Bayern den Wechsel Cans zu Bayer Leverkusen bekannt.

Ein ähnliches Geschäft bahnt sich seit Tagen bei Diego Contento an. Der 23-Jährige saß am Mittwoch und Donnerstag mit einem dicken Verband am rechten Knie auf der Haupttribüne neben dem umschwärmten Mario Götze. Doch Verband hin oder her, an Linksverteidiger David Alaba kommt Linksverteidiger Contento nicht vorbei. Sein Berater äußerte bereits, dass er künftig häufiger zum Einsatz kommen wolle. Und das geht nur bei einem Klubwechsel. Werder Bremen ist stark interessiert, doch ob sich die klammen Norddeutschen mit den reichen Bayern finanziell einigen können, ist unklar.

Am Ende des Kaders fallen also die ersten herunter und suchen neue Ziele. So weit, so erwartbar. Doch auch mittendrin bahnt sich der erste offene Konflikt an: die schlechte Laune von Mario Mandzukic war an den beiden Abenden in München kaum zu übersehen.

Nach seinem Tor gegen São Paulo am Mittwoch schien er ein paar derbe Worte Richtung Trainerbank zu richten, auch nach seinem Tor gegen Manchester City drehte er sich mit rausgestreckter Brust zur Seitenlinie hin, zu Guardiola. Der Mittelstürmer soll sich intern bereits beschwert haben über zu wenig Anerkennung durch den Trainer. Was daran liegen könnte, dass dieser Trainer reinen Mittelstürmern generell wenig Anerkennung entgegenbringt.

Befragt zu Mandzukic sagte Guardiola am Mittwoch, der Kroate sei ein Matador der Lüfte, übersetzt ins Fußballdeutsche ein Kopfballungeheuer. Aus Barcelona ist nicht überliefert, dass Guardiola das Kopfballspiel besonders schätzt. Am Donnerstag musste der Trainer immerhin anerkennen: "Mit Mandzu waren wir nach seiner Einwechslung ein bisschen mehr im Strafraum." Tatsächlich fehlte den Bayern mit der Sturmreihe Ribéry, Robben, Müller die Zuspitzung vor dem Tor, erst als Mandzukic hereinkam, fielen die Treffer.

Der stolze Kroate wählte auch am Donnerstag den Seitenausgang, um unbefragt nach Hause fahren zu können. Er ahnt, dass mit dem baldigen Einstieg von Mario Götze die Wahrscheinlichkeit weiter sinkt, dass vorne ein echter Neuner aufläuft. Und das unverhohlene Werben seines Klubs um den Dortmunder Mittelstürmer Robert Lewandowski hat bestimmt nicht nur Mario Gomez genervt.

Die Verantwortlichen des Klubs wittern den Konflikt und gehen wie immer offensiv dagegen an. "Sie werden auch beim FC Bayern keinen Spieler finden, der mit seiner Rolle auf der Bank zufrieden ist. Mandzukic hat sehr gut gespielt, wir wissen, welchen Wert er hat", erklärte Rummenigge.

Solange das Ergebnis stimmt, haben es Einzelschicksale in München schwer. Mit dem Audi Cup, dem Uli-Hoeneß-Cup und dem Telekom-Cup hat Guardiola sein erstes Triple eingefahren. Nächste Station ist die erste Runde im DFB-Pokal beim Viertligisten BSV Schwarz-Weiß Rehden. Konfliktpotenzial? Unwahrscheinlich.

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