FC Bayern:Rudy macht schon Späßle

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Sebastian Rudy: Kommt gut klar beim FC Bayern (Foto: Sven Hoppe/dpa)
  • Sebastian Rudy hat nach nicht mal zwei Monaten beim deutschen Meister bereits viel von seiner Zurückhaltung abgelegt.
  • Bereits in den ersten Partien hat er sich stark präsentiert und die Kritiker überrascht.
  • "Es fühlt sich sehr gut an, keine Frage. Aber ich hoffe, dass noch mehr geht", sagt Rudy selber. Das hängt vor allem von den Konkurrenten im Team ab.

Von Sebastian Fischer

Geschehnisse in den Kabinen von Profifußballklubs gehören zu den sehr gut gehüteten Geheimnissen auf der Welt, doch Sebastian Rudy hat nun eine Ausnahme gemacht. Er sprach darüber, wie er sich in der Kabine des FC Bayern verhält, mit durchaus überraschender Erkenntnis. Der Nationalspieler Rudy, 27, gehört ja zu den zurückhaltenden Vertretern seiner Branche. Doch er sagte über seinen Habitus im Kreise der Mannschaftskollegen: "Man sollte nicht nur dasitzen und nichts machen." Sondern: "mit jedem mal ein Späßle machen".

Unabhängig vom Inhalt dieser Späßle - über die nicht bekannt ist, ob sie vielleicht Witze über das Abschneiden der holländischen Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation im Beisein von Arjen Robben beinhalten, oder eher Ohrenflitschen mit Franck Ribéry - durfte man diese Aussage Rudys durchaus so interpretieren, dass da jemand nach nicht mal zwei Monaten beim deutschen Meister bereits einiges von seiner Zurückhaltung aufgegeben hat. Und man könnte ganz ohne Späßle hinzufügen: zu Recht.

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Als Rudy und der Verteidiger Niklas Süle im Sommer gemeinsam als Zugänge von der TSG Hoffenheim vorgestellt wurden, galten sie eher als Beiwerk zu Corentin Tolisso von Olympique Lyon, dem teuersten Zugang der Bundesliga-Geschichte. Sie verschwanden dann erst recht im Schatten von James Rodríguez von Real Madrid, der mit großem Pomp im Stadion vorgestellt wurde. Für Süle und Rudy reichte die kleine Bühne am Vereinsgelände an der Säbener Straße. Doch am Samstag, wenn der FC Bayern am dritten Bundesliga-Spieltag in Hoffenheim antritt, würde es wohl niemanden mehr großartig überraschen, würde Sebastian Rudy wieder von Beginn an auf der Sechserposition spielen.

Einer der großen Profiteure des Erfolgs beim Confed Cup

"Ich freue mich einfach nur, dass es für mich so gut läuft", sagte er am Donnerstag, als er wieder auf der kleinen Bühne an der Säbener Straße Platz nahm. Er wolle nicht ätzen gegen die Kritiker, die vor ein paar Wochen noch sagten, der FC Bayern brauche Rudy gar nicht, er werde der nächste Jan Kirchhoff oder Sebastian Rode, die nach München kamen und wieder gingen, ohne dass sie jemand so recht bemerkt hätte.

Rudy allerdings spielte am ersten Spieltag gegen Leverkusen 90 Minuten lang und bereitete ein Tor seines Kollegen Süle vor. Zwar fiel er nicht heroisch mit dem Zerstören gegnerischer Angriffe auf, doch er ordnete das Spiel mit vielen klugen Pässen. Und er kehrte nun als jener Nationalspieler nach München zurück, der für Deutschland auf der Sechserposition beim 6:0 gegen Norwegen überzeugte, er ist beim DFB einer der großen Profiteure des Erfolgs beim Confed Cup im Sommer.

"Wenn wir elf gleiche Spieler haben, die auffallen und sich in den Vordergrund spielen wollen, ist das nicht gut für die Mannschaft", sagt Rudy, er ist sehr zufrieden mit seiner Rolle, die nur jenen als besonders auffällt, die nicht nur die Höhepunkte des Spiels in der "Sportschau" ansehen. Rudy, der noch vor ein paar Monaten in der Nationalelf als Aushilfs-Rechtsverteidiger galt, wovon inzwischen niemand mehr spricht, hat sich unter Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann in der vergangenen Saison so stark entwickelt wie zu keinem Zeitpunkt zuvor in seiner Karriere, das wird nun offensichtlich. Nagelsmann sagt übrigens, es sei für ihn "ziemlich klar" gewesen, dass Rudy "relativ viele Spiele machen wird". Er sei zwar niemand, "der brutal auffällt, aber einer, der eine gute Struktur ins Spiel bringt".

Rudy sagt: "Ich kann meine Fähigkeiten am besten einsetzen, wenn ich den Ball habe. Der FC Bayern hat vorrangig den Ball." So einfach ist das. Zumindest scheint es derzeit so einfach zu sein. Ob es die bislang schönste Zeit seiner Karriere sei, wurde Rudy gefragt. "Es fühlt sich sehr gut an, keine Frage. Aber ich hoffe, dass noch mehr geht", antwortete er.

Was genau beim FC Bayern geht, ist noch nicht so ganz ersichtlich. Das Mittelfeld des Meisters ist seit dem Abschied von Chefstratege Xabi Alonso im Sommer ein kompliziertes Gebilde, in dem Trainer Carlo Ancelotti einen zentralen Mittelfeldspieler zu viel hat, wenn er nicht irre Experimente wagen möchte, wozu er nicht neigt. Derzeit ist der Leidtragende im offensiven Mittelfeld Thomas Müller, der allerdings in der Nationalelf mal wieder überzeugte. James Rodríguez ist wieder fit, er spielte nach seinem Muskelfaserriss im August erstmals wieder, für Kolumbien. Thiago ist auch fit. Arturo Vidal hat zwar angedeutet, demnächst nicht mehr für Chile spielen zu wollen, für den FC Bayern will er das im zentralen Mittelfeld aber sehr wohl noch. Genauso wie Tolisso.

Der Konkurrenzkampf sei sehr groß, sagte Sebastian Rudy, "es kann jetzt vielleicht ein bisschen härter zur Sache gehen." Doch er sah nicht so aus, als würde ihn das sorgen.

© SZ vom 08.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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