FC Bayern in der Einzelkritik:Mats Hummels macht den Boss-Move

Der Abwehrspieler rettet Manuel Neuer, Philipp Lahm überlebt einen Bodycheck - und Douglas Costa jubelt riskant. Die Bayern in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Saskia Aleythe

Manuel Neuer

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(Foto: Andreas Gebert/dpa)

Ist aus Sicht eines heraneilendes Stürmers mindestens drei Meter groß, wurde zuletzt trotzdem von Theo Walcott überspielt. Hatte vor der Partie individuelle Trainingseinheiten absolviert und war nun gegen Frankfurt wieder mindestens 3,20 Meter groß: Streckte sich nach einer Viertelstunde sehenswert zur Ballabwehr. Könnte auch 1,60 Meter groß sein, hat zur Not immer noch einen Mats Hummels um sich, der ihm zur Stelle eilt, wenn es brenzlig wird. (Archivbild)

Philipp Lahm

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(Foto: AFP)

Muss sich Sonderapplaus auf seiner Abschiedstour nun mit Xabi Alonso teilen. Erlebte sein letztes Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt, konnte das aber ganz allein genießen: Alonso stand gar nicht im Kader. Wurde nach 23 Minuten von Ante Rebic per Bodycheck Richtung Strafraum katapultiert, aber ein Lahm überlebt sowas. Schickte in der 55. Minuten Robben in den Strafraum, wirkte insgesamt offensiv glücklicher als defensiv, was nach Philipp-Lahm-Maßstäben aber auch nur Nuancen sind.

Javi Martínez

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(Foto: AP)

Hätte Carlo Ancelotti fast vor die Versuchung gestellt, zwölf statt elf Mann aufzustellen. War als Veletzungsvertretung für Jérôme Boateng in die Abwehr rotiert, machte seine Aufgabe so gut, dass der Trainer ins Schwitzen kam ob der zu treffenden Entscheidungen, wenn Boateng wiederkehrt. Boateng saß nun gegen Frankfurt auf der Bank, Martinez ließ sich von der Bayern-Trägheit anstecken, die immerhin 40 Minuten anhielt. Hier eine Schludrigkeit, da ein aggressiver Frankfurter, doch dann erwachte auch Martinez: Leitete per langem Ball das 1:0 ein. Ging in der 65. Minute für - na klar - Boateng.

Mats Hummels

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(Foto: imago/Jan Huebner)

Könnte auch mit verschränkten Armen und Kippchen im Mund am Strafraum stehen, würde trotzdem im entscheidenden Moment den Angreifer vom Ball trennen. Machte das genauso gegen Frankfurt: lässig und unbeeindruckt. Dabei hätte Branimir Hrgota nach 19 Minuten das 1:0 machen müssen: Der Frankfurter umkurvte Manuel Neuer, das Tor war leer - dann kam Hummels angerauscht. Und was bei manchem Profi in einer dreckigen Blutgrätsche enden würde, gelang Hummels nicht nur sauber, sondern rein: Er erwischte zielsicher den Ball. Hummels steht nun im Lexikon unter: Boss-Move, der.

David Alaba

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(Foto: AFP)

Erlebte vor ziemlich genau sieben Jahren dunkle Minuten gegen Eintracht Frankfurt: In der 87. Minute stand es noch 1:0 für den FC Bayern, dann verloren die Münchner noch - durch zwei Patzer des 17-jährigen Alaba. Leistete sich nun, als 24-jähriger Alaba, gleich zu Beginn einen Schnitzer im Strafraum, der gerade noch glimpflich ausging. Alaba war wachgerüttelt und sammelte Pluspunkte im Angriffsspiel wie andere Treuepunkte im Supermarkt, bekam als Prämie kein Pfannenset, sondern eine Torvorlage, die er zum 2:0 weiterleitete. Muss nach der Saison vermutlich nicht wieder nach Hoffenheim wie 2010.

Thiago

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(Foto: AFP)

Hatte zuletzt geglänzt wie ein Diamant im Sonnenschein. Wenn Thiago den Ball berührt, fangen Fußballästheten an, Gedichte zu schreiben. Thiago wirkte gegen Frankfurt nun eher im Schatten, war immer noch ein Diamant, natürlich wieder mit den meisten Ballkontakten. Er konnte von seiner Position kurz vor der Abwehrreihe trotzdem nicht sonderlich in die Spielgestaltung eingreifen. Bescherte den Poeten eine Pause zum Sinnieren.

Arturo Vidal

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(Foto: dpa)

Hat in München mittlerweile Beliebtheitspunkte gesammelt, die ihm bei seiner Ankunft vor zwei Jahren noch nicht so viele zugetraut hätten. Ein Rüpel-Image haftete an ihm, mittlerweile weiß jeder, dass unter dem Iro auch ein wuchtiger Fußballer mit nötigem Anstand steckt. Erwischte gegen Frankfurt einen Start wie in London - also keinen guten. Schoss den Gegner an, spielte einen gefährlichen Rückpass, der Ball hüpfte nach seiner Berührung in alle möglichen Richtungen, nur nicht in ertragreiche. Fiel nach einer halben Stunde in hitzige Gemütszustände zurück, geriet mit Omar Mascarell aneinander und holte sich Gelb ab. Erwischte ein Comeback wie gegen Arsenal: Spielte nach 40 Minuten einen Diagonalpass fast bis zum Gärtnerplatz, erwischte präzise David Alaba, der es ihm dankte.

Arjen Robben

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(Foto: AFP)

Zog gegen Frankfurt Kreise, als wollte er ein Mandala auf den Rasen malen. Das sah hübsch aus, in solchen Dingen ist Robben schließlich ein Schönheitskönig. Je länger der Nachmittag dauerte, desto müder wurden die Frankfurter und desto präziser auch Robben. In der 55. Minute flankte er von der rechten Seite in den Strafraum, und wie das so ist, stand da ein Lewandowski zum Einnetzen bereit.

Thomas Müller

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(Foto: AP)

Alles was von ihm von der Arsenal-Reise blieb, war sein Amüsement über Hummels Kaffeebecher-Missgeschick. Konnte sich dann 90 Minuten in London auf der Bank auskichern, wirkte gegen Frankfurt wieder von Beginn an mit. Sah Hummels Dinge tun, die ihm gute Laune machten, beglückte sich nach 38 Minuten selber: Gab Robert Lewandowski den Ball per Doppelpass zurück, der machte das 1:0 - Müllers elfte Vorlage in dieser Saison. Nach der Pause mit der Pointe, die ihn in dieser Saison verfolgt: Überlupfte zwar frech Lukas Hradecky, der Ball sprang trotzdem nicht ins Tor.

Douglas Costa

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Machte einen Österreicher an diesem Nachmittag ziemlich glücklich: Verwandelte eine Flanke von David Alaba zum 2:0, rotierte dann in der Luft einmal formschön um sich selber. Auf der Bayernbank sieht man das derzeit entspannter, so gesund wie im Moment war der Kader lange nicht, da sind auch riskante Jubeleien erlaubt.

Robert Lewandowski

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(Foto: AP)

Musste zuletzt gegen Köln miterleben, wie der FC Bayern einfach ohne ein Tor von ihm gewann, hatte aber Selbstbewusstsein genug, um gegen London wieder Alte zu sein. Schaffenskrise und der Name Lewandowski passen einfach nicht zusammen, und so tauchte er auch gegen Frankfurt einfach wieder in der Torstatistik auf. Verwandelte den Ball zum 1:0, war auch Verwandler beim 3:0. Carlo Ancelotti reichte das und gönnte ihm ab der 74. Minute eine Pause.

Einwechselspieler

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(Foto: REUTERS)

Jérôme Boateng: Heimste schon Applaus ein, als er sich nur von der Bank erhob: Nach über drei Monaten Verletzungspause mit Klatscheinlage an die Fans beim Aufwärmen, wurde bei der Einwechslung fast mehr gefeiert als das 3:0. Funktionierte mit Hummels gleich wieder gut, spielte einen Konterball der Frankfurter aus der Gefahrenzone. Kingsley Coman: Kam in der 74. Minute für Lewandowski. Schwitzte sich ein, wurde von Philipp Lahm bespaßt und ging als Sieger wieder vom Platz. Renato Sanches: Durfte in der 77. Minute für Vidal auf den Rasen und auch noch den Kopf in einen Angriff halten. Kurz vor dem Schlusspfiff wackelten die Rastas, der Ball aber flog am linken Pfosten vorbei.

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