FC Bayern in der Einzelkritik:Alonso spielt mit leuchtender Noblesse

Bayerns Spanier gibt wieder einmal den erhabenen Lenker, Rafinha empfiehlt sich als Außenstürmer und Linksverteidiger und Arturo Vidal wird nie zum Zen-Buddhist. Die Bayern beim 1:0 in Hannover in der Einzelkritik.

Von Matthias Schmid, Hannover

Manuel Neuer

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Mehr als einen kleinen Kulturbeutel hatte Manuel Neuer nicht dabei, als er zu seinem Jubiläumsspiel in der Arena zu Hannover eintraf. Er zog sich zum 300. Mal in der Bundesliga ein Torwartjersey über und hatte sich in der Anfangsphase mit Sicherheit weniger Aufregung gewünscht zum Festtag. In der 8. Minute bekam er gerade noch seine Fingerspitzen an den Kopfball von Leon Andreasen, sodass der Ball an die Latte knallte. Anschließend blieb er tatsächlich unbehelligt, es hätte keinen Unterschied gemacht, wenn er sich im Hannoveraner Winterfrühling ein Eis geholt hätte oder nebenan in den Maschsee gesprungen wäre. Das haben an diesem 19. Dezember tatsächlich welche gemacht. Neuer beendete seinen am Ende doch ruhigen Jubiläumstag ohne Gegentreffer - zum 143. Mal wohlgemerkt.

Rafinha

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(Foto: dpa)

Wechselte für sein 258. Spiel in der Bundesliga sein Schuhwerk: Bei seinem Auftritt zuletzt im Sportstudio war er mutig aufgefallen. Schwarze Sneakers mit goldenen Schnallen. In Hannover zog er grüne Kickstiefel vor. Und noch was überraschte: Er spielte nicht als rechter Außenverteidiger, sondern als rechter Außenstürmer. Grätschte trotzdem so kunstvoll wie die Förster-Brüder in den achtziger Jahren. Lauter feine Hinweise für Joachim Löw. Rafinha, der seit kurzem den deutschen Pass besitzt, will unbedingt mit der deutschen Mannschaft zur EM nach Frankreich fahren. Beendete das Spiel übrigens als Linksverteidiger.

Jerome Boateng

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(Foto: AFP)

Spielte chefig und fehlerlos mit Martinez in der Zweierkette. Hat kein Interesse für einen anderen Klub zu spielen und unterschrieb deshalb einen neuen Vertrag bis Sommer 2021. Ob Guardiola bleibt oder den Klub verlässt, ist ihm egal. Er weiß, dass er mit dem formidablen Martinez neben sich kaum Gegentore bekommen wird. Hannovers Stürmer prallten regelmäßig an ihm ab. Kennt man ja bei ihm.

Holger Badstuber

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(Foto: dpa)

Nur drei Feldspieler saßen in Hannover auf der Bank - Guardiola war deshalb froh, dass Holger Badstuber den Busausstieg und das Aufwärmen verletzungsfrei überstand. Viermal spielte der Verteidiger nach seiner langen Leidenszeit in dieser Saison mit, viermal gewannen die Münchner. Die Serie hielt auch in Hannover. Nachdem er als linker Verteidiger einer Dreierkette begonnen hatte, musste er nach einer halben Stunde als linker Außenstürmer ran. Diese Position behagt ihm nicht ganz - er ist eben kein Wirbelflummi wie Costa oder Coman. Grätschen mag er lieber als Übersteiger, das war auch diesmal zu erkennen. Durfte in der zweiten Hälfte wieder defensiver spielen, klärte einmal eine Flanke auf waghalsige Weise, ehe ausgewechselt wurde. Unverletzt, immerhin.

Javi Martinez

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(Foto: AP)

Spielte chefig und fehlerlos mit Boateng in der Zweierkette. Hat kein Interesse für einen anderen Klub zu spielen und unterschrieb deshalb einen neuen Vertrag bis Sommer 2021. Ob Guardiola bleibt oder den Klub verlässt, ist ihm egal. Er weiß, dass er mit formidablen Boateng neben sich kaum Gegentore bekommen wird. Auch bei ihm gilt: Gegner prallen meist an ihm ab.

Xabi Alonso

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(Foto: dpa)

Feierte in Hannover kein Jubiläum, lief aber schon zum 632. als Profi in einem Ligaspiel auf. Spielte wieder mit dieser leuchtenden Noblesse und Gelassenheit, die nur ihm zu Eigen ist. Hat deshalb auch seine Anmeldung für das Zen-Buddhismus-Studium noch mal zurückgezogen, er wird als Fußballer beim FC Bayern dringender gebraucht als in einem indischen Kloster - auch, wenn er in München öfters sprinten muss als gemächlich zu schlurfen.

Arturo Vidal

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Wird nie ein Zenkloster besuchen, eher eine Boxschule. Spielte wieder mit dieser leuchtenden Härte und Aggressivität, die nur ihm zu eigen ist. Deshalb gefiel im auch, dass er nach einer halben Stunde wegen einer Wunde am Hals mit einem großen Pflaster weiter spielen konnte. Er sah aus wie ein Käfigfighter - seine Paraderolle. Dass er aber auch viel Gefühl im Füßchen hat, zeigte er bei seinem Zuspiel auf Thiago in der fünften Minute. Musste kurz vor dem Ende runter, bekam ein Tritt zu viel, da half auch kein Pflaster mehr.

Thiago

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(Foto: dpa)

Schimpfte und grantelte in der ersten Hälfte wie ein Münchner Taxifahrer, den man morgens um halb vier fragt, ober denn nicht gut drauf sei. Thiago war in Giftstimmung, weil ihm in der fünften Minute durch eine Milenniumsparade von Ron-Robert Zieler das 0:1 verwehrt geblieben war. War ansonsten überall zu finden - fast so, als würde er eine Extraprämie für gelaufene Meter erhalten. Er rannte vorne den gegnerischen Torwart an und gab hinten vor dem eigenen Kasten den Libero. Wie früher "Motzki" Sammer.

Thomas Müller

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(Foto: Stuart Franklin/Getty Images)

Wenn sein neuer Vertrag im Sommer 2021 endet, ist Thomas Müller erst 31 Jahre alt. Er könnte also noch einmal einen langfristigen Vertrag beim FC Bayern unterschreiben. Bis 2030, dann wäre er halt 40 Jahre alt, aber immer noch jung genug für einen Anschlussvertrag beim TSV Pähl, seinem Heimatverein, A-Klasse Zugspitze 5. Aber vorher ist Müller als wichtiger Torschütze beim FC Bayern gefragt, den Elfmeter zum 1:0 verwandelte er mit der Lässigkeit eines beschwingten Oberkellners. Ob Müller mit 40 doch lieber ins Zenkloster geht als in die Kreisliga?

Kingsley Coman

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(Foto: dpa)

Der 19-Jährige ist noch weit weg von der Rente. Nachdem er in Hannover auf der linken Seite begonnen und zunächst die ungewohnte Rolle des Unscheinbaren perfektioniert hatte, wechselte er nach einer halben Stunde nach rechts. Dort dribbelte er und übersteigerte er, dass Hannovers Linksverteidiger Sakai wegen Schwindelgefühlen kurz draußen behandelt werden musste. Bereitete so auch das 1:0 vor, weil Christian Schulz Comans Flanke nur noch mit einer Volleyballbewegung klären konnte. In der zweiten Hälfte wieder auf links zu finden, wieder so unauffällig wie am Anfang.

Robert Lewandowski

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(Foto: dpa)

Hat weder ein Jubiläum noch einen Torrekord zu feiern, es war eine ganz normale, unaufgeregte Dienstreise für Lewandowski. Fast. Er traf zwar den Pfosten, aber nichts ins Tor. Ungewöhnlich für einen der 106 Tore in 178 Spielen erzielt hat.

Joshua Kimmich

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Durfte auch noch eine Viertelstunde mitsielen, wieder als Rechtsverteidiger. Erledigte auch diese Aufgabe so unaufgeregt und fachgerecht, als hätte er nie etwas anderes in seinem Leben gemacht.

Sebastian Rode

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Kurz vor dem Ende für den angeschlagenen Vidal eingewechselt - machte nichts mehr falsch.

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