FC Bayern in der Champions League:Müller stochert, Robben schmollt

Champions League Round of 16 First Leg - Bayern Munich vs Besiktas

Wenn Müller sich krümmt, wird's oft ein Tor: Im Bild das 1:0 des Bayern-Spielers gegen Besiktas.

(Foto: REUTERS)
  • Der FC Bayern startet mit einem 5:0-Sieg gegen Besiktas Istanbul in die K.o.-Runde und erspielt sich eine sehr gute Ausgangsposition für das Rückspiel.
  • Thomas Müller (2), Kingsley Coman und Robert Lewandowski (2) schießen die Tore im Achtelfinal-Hinspiel.
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Aus dem Stadion von Benedikt Warmbrunn

Dass er nicht großzügig sein kann, das muss sich Thomas Müller nicht nachsagen lassen. Den dritten Jubel zum Beispiel, den überließ er nahezu vollständig dem Mann, den er ja eigentlich ersetzt hatte. Müller sprang hoch, er ballte die Faust, er brüllte laut. Das war es. Arjen Robben dagegen imitierte einen seiner berühmten Sprints im Trippelschritt, allerdings zog er nicht nach innen, er sprintete nach außen, in die Arme von Joshua Kimmich, dem Vorlagengeber zu diesem dritten Tor. Es war eine Jubelszene, in der beide gut aussahen, Müller und Robben.

Das Tor aber hatte Thomas Müller schon selbst erzielt in dieser 66. Minute. So großzügig, dieses Tor einem anderen zu überlassen, war er nun auch wieder nicht.

Der FC Bayern hat am Dienstagabend sein Hinspiel im Achtelfinale der Champions League gegen Besiktas Istanbul 5:0 gewonnen, die Elf war überlegen, bestimmte trotz einer "etwas fahrigen ersten Hälfte" (so Trainer Heynckes) die gesamte Partie. "Mit dem Ergebnis können wir zufrieden sein. Nach einem schwierigen Start haben wir besser in den Rhythmus gefunden", sagte Präsident Uli Hoeneß. Man habe aber auch gewusst, "dass wir liefern müssen", ergänzte Thomas Müller. Die Atmosphäre im Stadion von Besiktas ist gefürchtet, weshalb die Bayern dringend mit einem guten Ergebnis anreisen wollten. Dass Bayern siegte, lag auch an einer Idee von Heynckes. Die Idee war: Müller und Kingsley Coman spielen. Wie gut die Idee war, zeigte sich an den Schützen der ersten drei Tore: Müller.

Coman. Müller. Vor der Partie war Heynckes gefragt worden, wie er der Routine von Besiktas begegnen werde, im Kern drehte sich diese Frage darum, ob er selbst mit seinen Oberroutiniers antreten werde, also Franck Ribéry und Arjen Robben, oder falls nur mit einem Oberroutinier, mit welchem. Heynckes entschied sich für: keinen der beiden. Stattdessen spielte eben links der junge Coman und rechts der mitteljunge Müller.

Robben und Ribéry in einem wichtigen Champions-League-Spiel draußen zu lassen, das hatte schon einmal ein Trainer in dieser Saison gewagt, Carlo Ancelotti, beim 0:3 im September in Paris. Einen Tag später war er seinen Job los.

Heynckes ist aber nicht Ancelotti, was sich daran erkennen lässt, dass er mit den Spielern spricht, vor allem mit Rib & Rob. Und so ließ sich an diesem Abend beobachten, wie Heynckes die Aufgabe angeht, den Übergang bei Bayern zu moderieren. So sehr hat er die Altmeister gelobt, dass er es sich erlauben kann, sie draußen zu lassen, ohne mit Murren rechnen zu müssen.

Zumal der Plan ja aufging. Es waren gerade einmal neun Minuten gespielt, da hatte die Mannschaft die Aufstellung des Trainers schon gerechtfertigt. Die erste Chance der Partie hatte Müller, dessen Kopfball nach einer Flanke von David Alaba das Tor knapp verfehlte (6.). Die zweite Chance hatte Coman, der einen spiegelverkehrten Robben-Move machte, indem er von der linken Strafraumkante in die Mitte zog und von dort schoss - Besiktas-Torwart Fabri parierte (9.).

Die Formstärksten spielen gegen Besiktas

Coman und Müller in der Startelf, das hieß, dass die Formstärksten spielen dürfen. Und das hieß, dass eine Elf begann, die es versteht, Offensivaktionen als gesamtheitliche Aufgabe zu sehen, und nicht als eine Aneinanderreihung von Einzelaktion. Der Altersroutine setzte Heynckes eine systemische Routine entgegen. Das führte sofort zu einem deutlichen Chancenplus.

Freistoß Joshua Kimmich, Kopfball Arturo Vidal, vorbei (11.). Drei Minuten später probierte es die neue Flügelzange mit einer ersten Koproduktion: Nach einer Flanke von Coman verfehlte Müller mit einem Kopfball erneut das Tor. In der 16. Minute passte Besiktas-Kapitän Atiba Hutchinson den Ball versehentlich zu Robert Lewandowski, den Domagoj Vida kurz vor dem Strafraum noch stoppen konnte, allerdings nur mit Hilfe einer Notbremse, für die ihn Schiedsrichter Hategan vom Platz stellte. "Der Platzverweis hat uns super in die Karten gespielt", räumte Thomas Müller später ein. Den folgenden Freistoß löffelte James knapp am Tor vorbei. Im direkten Gegenzug zeigte dann Besiktas, dass auch sie schnellen und frechen Fußball spielen können: Vagner Love tunnelte Jérôme Boateng, er schoss über das Tor (19.).

James muss wegen einer Wadenverletzung raus

Seine Überzahl nutzte der FC Bayern, indem er geduldig blieb, das reichte schon für Möglichkeiten: Javier Martínez scheiterte mit einem Schüsschen (27.). Müller traf, allerdings nur den Kopf von James (27.). Die beste Gelegenheit hatte Mats Hummels, dessen Kopfball Fabri mit einem irren Reflex parierte (30.).

Kurz vor der Pause hatte Besiktas dann die beste Phase in der Partie: Der ansonsten beschäftigungslos Torwart Sven Ulreich rettete gegen Ryan Babel (39.), zwei Minuten später flog ein Distanzschuss von Pepe über das Tor. In diese kurze aufmüpfige Phase hinein setzte Bayern sein Führungstor, benötigte dazu aber eine nummerische Ausgeglichenheit: In der 42. Minute musste James wegen einer Wadenverletzung raus ("nicht so schlimm", wie Heynckes später sagte), für ihn sollte Robben kommen, er musste sich aber erst umziehen. Eine Minute später, Robben war noch nicht auf dem Feld, flankte Coman, Alaba legte er unfreiwillig auf, und dann traf Müller (43.).

Nach der Pause war der FC Bayern dann bemüht, das Ergebnis so zu gestalten, dass das berüchtigt stimmungsvolle Stadion in Istanbul kein Faktor mehr sein sollte. Lewandowski traf mit einem Freistoß den Pfosten (50.). Eine Minute später flankte der Angreifer in die Mitte, Coman war wieder nach innen gezogen, das 2:0.

Ribéry darf noch ein paar Minuten spielen

Den entscheidenden Treffer erzielte wieder Müller, indem er nach der Flanke von Kimmich den Ball elegant mit seinem Storchenbein ins Tor drückte (66.). Anschließend jubelte Robben überzeugend und mannschaftsdienlich, aber seine knappen Sätze nach dem Spiel ließen schon erkennen, dass er nicht ganz glücklich war mit seinem Platz auf der Bank. Es gebe "nur einen Chef", und das sei der Trainer, brummte Robben. In der 81. Minute wechselte der Trainer dann auch noch Ribéry ein, für Coman, der als ein Gewinner dieses Abends großen Applaus bekam.

Die letzten beiden Tore (79., 88.), die erzielte übrigens weder Müller noch Coman. Sondern Lewandowski.

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