Bayern-Basketballer unterliegen Artland:Bryce Taylor hat das letzte Wort

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Selbst der Trainerwechsel scheint nichts zu bringen: Die Basketballer des FC Bayern verlieren auch ihr zweites Heimspiel, diesmal 85:87 gegen Quakenbrück. Der Saisonstart des unruhigen Klubs ist damit erst einmal nicht mehr zu retten - zudem fehlt nun Nationalspieler Jan Jagla wochenlang.

Andreas Burkert

Enttäuschte Verlierer: Steffen Hamann, Brandon Thomas und Chevon Troutman verloren mit dem FC Bayern gegen Quakenbrück.  (Foto: Bongarts/Getty Images)

In Zivil stand Jan Jagla während der letzten Auszeit hinter dem Kreis, den seine Teamkollegen um ihren Coach bildeten. Noch zwei Sekunden verblieben in diesem Krimi der Bayern-Basketballer gegen die Artland Dragons aus Quakenbrück auf der Uhr, es stand pari, und Yannis Christopoulos schrie auf seine Männer ein. Viel kann man da nicht mehr sagen, bloß kein Foul im letzten Wurf, und unbedingt die Passwege zustellen, so etwas vielleicht.

Jagla konnte nicht helfen, der Nationalspieler hat sich irgendwann in der vergangenen Woche beim Training am Knie einen Haarriss am Wadenbeinkopf zugezogen (die Partie in Gießen machte er damit noch mit); er fällt wohl einen Monat aus. Jagla war also machtlos wie letztlich auch Christopoulos, der einen schnellen Einwurf der Gäste sah, einen Pass rechts unten ins Eck und einen letzten Wurf von Bryce Taylor, der renommierten Neuverpflichtung aus Berlin.

Nicht nur Jagla schaut entsetzt

Drin, das 87:85, Taylor verschwindet unter seinen Kollegen, die ihn bestürmen. Nicht nur Jagla schaut entsetzt.

Nun ist also das eingetreten, was die Bayern hatten vermeiden wollen. Ihr Saisonstart nach der Entlassung von Trainer Dirk Bauermann ist erst mal nicht mehr zu retten. Nach dem 81:71 in Gießen folgte gleich die zweite Niederlage im dritten Spiel, womit sich der Grieche Christopoulos, 38, womöglich am nächsten Montag bei Aufsteiger Mitteldeutscher BC keine Niederlage mehr leisten darf, sofern er weitere Zeit zur Neuordnung eines selbst erklärten Titelkandidaten erhalten möchte.

Die Bayern wirkten in den ersten Minuten aggressiv gegen jenes Team, das sie im Mai in der ersten Playoff-Runde in ein immer noch anhaltendes Stimmungstief stürzte. Doch die schnelle Führung von 5:2 sollte für längere Zeit die letzte bleiben. Denn die Dragons begannen zu punkten, und bei den Gastgebern wurde wieder mal deutlich, wo in der Offensive eine Schwäche liegt: beim Distanzwurf.

Unruhe im Verein

Vergangene Saison gab es Spiele und Momente, in denen Jonathan Wallace und der im Sommer gefeuerte Go-to-guy Je'kel Foster heiße Hände bekamen. Beide sind aber nicht mehr da, und die Münchner Zugänge wie Brandon Thomas oder Yotam Halperin wirken bisher bestenfalls verunsichert angesichts der Unruhe im Verein; Robin Benzing fällt zudem die Rolle als Leitfigur weiterhin schwer - und der im Sommer beim Nationalteam aufgeblühte Jagla ist malad.

Der Power Forward fehlt den Bayern gegen Artland auch in der Rotation in Brettnähe, weshalb Christopoulos früh den erst 19-jährigen Nachwuchscenter Bogdan Radosavljevic bringen musste. Der Junioren-Nationalspieler führte sich mit vier Punkten gut ein, doch die Gäste setzten sich allmählich ab. Konsequent verteidigten sie in der Zonendeckung, in Erwartung des nächsten Münchner Fehlwurfs von draußen (Quote bis zur Pause: 1 von 10). Als wiederum der Lette Kristaps Valters ziemlich unbedrängt einen Dreier verwandeln durfte, lagen die Quakenbrücker erstmals mit zehn Punkten vorn (33:22). Der quirlige Linkshänder Tyrese Rice (16 Punkte) war es, der mit einigen Einzelaktionen sein Team wieder heranführte, auch Routinier Demond Greene (13) ergriff Initiative.

Auch nach dem Wechsel änderte sich wenig am Geschehen. Die Bayern visierten zwar weiterhin mutig den Korb an, doch mehr Erfolg hatten sie zunächst bei der Einbeziehung ihrer Centergarde. Jared Homan rieb sich in seinem Wirkungskreis auf, der mit Foulproblemen belastete Neuling Lawrence Roberts ebenso. Roberts war es auch, der die Bayern mit seinem Dreier zum 60:60 (29.) erstmals wieder auf Augenhöhe zu den Drachen hievte.

Lärmende Heimatmosphäre

Noch zehn Minuten, die Bayern hatten sich jetzt ein enges Spiel um den ersten Heimsieg erkämpft. Die diesmal 4419 Zuschauer in der erneut nicht voll besetzten Halle reagierten dankbar und erzeugten erstmals lärmende Heimatmosphäre, man wird bescheiden. Und souverän trat Artland nun ja auch längst nicht mehr auf, der verstärkte und wieder hoch gewetteten Mannschaft drohte die dritte Niederlage im dritten Spiel. Doch ihre Nerven hielten.

MarQuez Haynes lief heiß (20 Punkte), Anthony King erhöhte mit Ablauf der Angriffszeit auf 71:66, Valters legte prompt noch einen Dreier drauf (34.). Halperin gab nun jedoch seine Zurückhaltung auf, er streute plötzlich Dreier zum 76:76 und 79:78 ein - die erste Führung seit Ewigkeiten. Doch am Ende entschied ein Ballverlust von Chevon Troutman und Taylors letztes Wort.

"Wir haben viele freie Würfe vergeben, das geht nicht", haderte Christopoulos hinterher, und damit hatte er recht.

© SZ vom 11.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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