FC Bayern besiegt Bamberg:Kaum zu glauben

Brose Baskets Bamberg - Bayern München

Münchens Jared Homan: Schwierigkeiten beim Freiwurf.

(Foto: dpa)

Die Basketballer des FC Bayern gewinnen in einer verrückten und spannenden Partie mit 77:69 bei Titelverteidiger Bamberg und stehen damit im Berliner Top-4-Turnier um den deutschen Pokal. Die Baskets verlieren das Spiel bereits in der ersten Hälfte, die Münchner zeigen sich am Ende nervenstark.

Von Andreas Burkert, Bamberg

Wolfgang Heyder und Marko Pesic werden keine dicken Freude mehr werden in diesem Jahrhundert, die beiden Manager erfüllen die noch junge Feindschaft zwischen den Basketballern der Brose Baskets aus Bamberg und dem FC Bayern vorbildlich mit Leben. Ohne wirkliche Konversation verfolgten sie das Pokal-Viertelfinale ihrer Teams, obwohl sie in Höhe der Mittellinie nur ein Meter trennte.

Vielleicht verschlug es ihnen aber auch nur die Sprache bei dem, was sie vor sich auf dem Parkett sahen. Bambergs Patron Heyder litt besonders vor der Pause, er befürchtete wohl, da werde soeben sein Lebenswerk begraben; in tiefe Falten legte er seine hohe Stirn. Marko Pesic konnte sowieso nicht reden. Mit diesem breiten Grinsen.

Die jeweiligen Emotionen waren angemessen, denn die Bayern feierten mit dem am Ende noch recht knappen 77:69 (45:22) in der ausverkauften Bamberger Arena den unbestritten größten Sieg in ihren bald zwei Jahren als vermögender Erstligist. Die Bamberger wiederum sind fürs Erste entthront als nationaler Seriensieger aller Klassen.

Dreimal hintereinander haben sie zuletzt das Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions Cup gewonnen - in diesem Jahr kann ihnen das nicht mehr gelingen. An der Pokalendrunde der besten vier Teams in Berlin nehmen neben den Gastgebern, Ulm und Quakenbrück die Bayern teil. "Das war eine exzellente Leistung unserer Mannschaft, die ersten 20 Minuten waren fast perfekt", sagte ein ziemlich stolzer Chefcoach Svetislav Pesic.

Seine Bayern begannen hochkonzentriert und gingen sofort in Führung. Svetislav Pesic vertraute der in der Vorwoche bevorzugten Starting Five mit Steffen Hamann als Spielmacher und Demond Greene auf dem Flügel. Beide hatten beim knappen Erfolg in der Liga gegen Frankfurt die krankheitsbedingten Ausfälle von Tyrese Rice und Brandon Thomas für Reklame in eigener Sache genutzt und entscheidende Punkte erzielt. Zugleich sind die Routiniers exzellente Verteidiger - und mit der aggressiven Münchner Manndeckung hatten die Baskets große Probleme.

Ungenauigkeiten zu Beginn

Drei Angriffe, zwei Fehlpässe, diese Ungenauigkeit zu Beginn zeugte gleich vom Druck, der in diesem Derby auf dem Favoriten lastete. Die Bayern überzeugten mit sicherem Positionsspiel, das vor allem Chevon Troutman veredelte. Sein Dreier zum 7:3 gab die Richtung vor, 20:9 führten die Gäste nach sechs Minuten nach einem weiteren Dreier, diesmal von Rice.

Der unangefochtene BBL-Tabellenführer tat sich dagegen bei jeder Übung schwer, sogar die Freiwürfe bereiteten Bamberg Probleme. Es ist offensichtlich, dass die Misserfolge in der Top16-Runde der Euroleague (sechs Spiele, null Siege) Spuren hinterlassen haben im Gefüge des neuformierten Titelverteidigers. Anton Gavel (15 Punkte) und Casey Jacobsen (20), die altbewährten Kräfte, rieben sich wie gewohnt auf, doch der Rest offenbarte eine erstaunliche Verunsicherung.

Von der gelegentlichen Hochform des slowenischen Topscorers Bostjan Nachbar war wenig zu sehen, dem Center Maik Zirbes verstellte die Münchner Möbelpacker-Garde um Jared Homan und Lawrence Roberts knallhart den Zugang zum Brett. Da die Baskets sich ihre Schwäche, den Rebound, auch mit neuem Personal bewahrt haben, verstärkte sich ihre Nervosität mit jedem Fehlwurf.

Während die Bayern im Stile einer Spitzenmannschaft ihre Aktionen setzten, provozierte das Heimteam mit einem verheerenden zweiten Viertel (7:20) zur Pause ein Pfeifkonzert der 6800 Fans. Auf mickrige 28 Prozent war ihre Quote abgestürzt, 13 Ballverluste kündigten ein Debakel an. Zwei Dreier von Greene brachten die Bayern auf eine sagenhafte 45:22-Führung.

Aber diese denkwürdige Halbzeit mit nur 22 Punkten ließen die Oberfranken nicht auf sich sitzen, das Team nicht und auch nicht das Publikum. Wie die Ochsen schufteten die Baskets jetzt in der Deckung, den Bayern kam die Sicherheit abhanden - während die Bamberger das Punkten begannen. Das Signal kam natürlich von Gavel, sein Dreier brachte Bamberg auf 39:54 (27.) heran, Philipp Neumann verkürzte erstmals auf nur noch zehn Zähler (45:55) - ehe Neuling Jeremiah Massey mit einem Buzzer Beater vor dem letzten Wechsel auf 49:57 verkürzte.

Und so stürmten die Baskets ins letzte Viertel: 62:67, 65:69, der Rückstand schmolz - ehe ein umstrittenes Offensivfoul (Massey), das Ende der Kräfte und auch die Cleverness der überzeugenden Bayern um Spielmacher Rice (16 Punkte) ein irres Comeback stoppten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: