Dritter Investor beim FC Bayern:"Die Kluft wird noch ein Stück größer"

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Spieler des FC Bayern beglückwünschen sich zu einem Tor gegen chancenlose Frankfurter (Foto: Bongarts/Getty Images)

In einer eigenen Liga: Der Einstieg eines dritten Investors mit 110 Millionen Euro verschafft dem ohnehin dominierenden FC Bayern neue Möglichkeiten, sportlich wie finanziell. Während die Konkurrenz aus der Liga stöhnt, haben die Bayern die Marktführer aus Europa im Blick.

Das Paradies war nahe. Vor Jahren hatte Uli Hoeneß seinem FC Bayern märchenhafte Zustände prophezeit, sollte der Verein einmal die Allianz Arena abbezahlt haben. Durch den 110-Millionen-Euro-Deal mit dem Versicherungskonzerns Allianz ist dies offenbar nun Realität - zum Leidwesen der Konkurrenz.

"Diese Entwicklung war abzusehen. Ich kann die Bayern zu diesem Geschäft nur beglückwünschen - das ist Marktwirtschaft. Die Kluft zum Rest der Liga wird dadurch natürlich noch ein Stück größer", sagte Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke der Bild. Helmut Hack, Vorstandsmitglied im Ligaverband, forderte dagegen, es liege an den Konkurrenten, "alles dafür zu tun, dass wir eine wettbewerbsfähige Liga erhalten". Wirtschaftlich allerdings dürfte in absehbarer Zeit kein Klub in die Nähe der reichen Münchner kommen.

Neuer Anteilseigner
:Allianz steigt beim FC Bayern ein

Der Versicherer Allianz übernimmt für etwa 110 Millionen Euro mehr als acht Prozent der Anteile am FC Bayern. Der Konzern sichert sich damit auch bis 2041 die Namensrechte an der Arena. Die Millionen wollen die Bayern-Bosse aber nicht in neue Spieler investieren.

Von Herbert Fromme

Der deutsche Fußball-Rekordmeister spielt momentan bereits in einer eigenen Liga, sportlich wie finanziell. Für das zurückliegende Geschäftsjahr vermeldete der FCB einen Rekordumsatz von 432,8 Millionen Euro - Tendenz steigend. Durch den Einstieg eines dritten Investors nach Adidas und Audi werden die Münchner ihre Spitzenposition wohl nicht nur in Deutschland ausbauen. Rund 30 Millionen Euro stehen dem nun schuldenfreien Triple-Sieger künftig pro Jahr mehr zur Verfügung.

Es werde "nicht mehr so einfach, uns zu schlagen", hatte Hoeneß angekündigt. Das war 2011.

Mittlerweile haben die Bayern 45 Spiele in Serie in der Liga nicht mehr verloren. Der Klub könnte mit dem frei werdenden Geld auch international die Lücke, die durch die unterschiedlichen Fernseh-Einnahmen entsteht, etwas schließen. Noch steht Klubs wie Real Madrid und dem FC Barcelona aus diesem Bereich mehr Geld zur Verfügung, auch die Spitzenvereine aus England wie Arsenal, Chelsea oder Manchester sind deutlich weiter.

Die Münchner erhielten aus der zentralen Vermarktung zuletzt etwa 30 Millionen, Man United kommt dagegen auf rund 100 Millionen pro Jahr. Die 110 Millionen Euro, die die Allianz AG nun für 8,33 Prozent der Anteile an der FC Bayern München AG bezahlt, will der Klub-Weltmeister zur Tilgung der Restschulden für die eigene Arena benutzen. Die belaufen sich dem Vernehmen nach noch auf rund 100 Millionen.

Mit dem Rest wird der Bau eines Nachwuchs-Leistungszentrums im Münchner Norden in der Nähe der Fröttmaninger Arena realisiert. "Wir investieren in Steine und nicht in Beine, das ist derzeit unser vordringliches Ziel", hatte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge in der vergangenen Woche auf dem Sportkongress SpobiS in Düsseldorf angekündigt. Der Umzug der Akademie vom Vereinssitz an der Säbener Straße ist für 2015 geplant.

FC Bayern in der Einzelkritik
:Ohne riskante Investitionen

David Alaba agiert wie der Angestellte der örtlichen Kreissparkasse. Philipp Lahm gewinnt im Nürnberger Strafraum ein Kopfballduell. Arjen Robben ist darüber so überrascht, dass er die Vorlage verstolpert. Der FC Bayern beim 2:0 in Nürnberg in der Einzelkritik.

Von Johannes Knuth, Nürnberg

Die Allianz hat sich zudem die Namensrechte am Stadion bis 2041 gesichert. Die drei Investoren halten nun 25 Prozent der Anteile, den Rest gehört satzungsgemäß dem FC Bayern e. V. Dass Hoeneß nach dem Abschluss von einem "Traum" und einem "großen Tag" für den Rekordmeister sprach, ist angesichts der neuen Möglichkeiten, die die Bayern jetzt haben, kaum verwunderlich. Dies zeige "die Stärke des Vereins", den der Präsident in Anspielung auf die Geldgeber als "Triple-A" bezeichnete.

Adidas hatte im Jahr 2001 noch 75 Millionen Euro für zehn Prozent der Anteile gezahlt. Audi folgte 2009 mit 90 Millionen für 9,09 Prozent. Dass die Allianz mehr Geld für weniger Anteile bezahlt, liegt am seit 2001 gestiegenen Wert des Bundesliga-Tabellenführers. Mit dem Allianz-Einstieg erfolgt eine Kapitalerhöhung - die drei Konzerne halten künftig je 8,33 Prozent am FC Bayern.

Dreesen neuer stellvertretender Vorstand

Unterdessen ist Jan-Christian Dreesen vom Aufsichtsrat des Klubs zum neuen stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden gewählt worden. Der 47-Jährige ist Finanz-Vorstand der FC Bayern AG und hatte im Februar 2013 Karl Hopfner im Vorstand abgelöst.

"Mit Jan-Christian Dreesen verstärkt uns seit Anfang letzten Jahres ein ausgewiesener Fachmann auf dem Gebiet der Finanzen und Organisation. Wir freuen uns, ihn in unserem Kreis zu haben", sagte Hoeneß. Vorstandsvorsitzender beim FC Bayern ist Karl-Heinz Rummenigge. Neben Dreesen gehören Sportvorstand Matthias Sammer, Andreas Jung (zuständig für Sponsoring und Events) und Jörg Wacker (Internationalisierung und internationale Vermarktung) dem Gremium an.

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