DHB-Vizepräsident Bob Hanning:"Der deutsche Handball hat es sich gemütlich gemacht"

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Bob Hanning: Will für neue Impulse beim DHB sorgen (Foto: Hannibal Hanschke/dpa)

In Dänemark beginnt an diesem Wochenende die Handball-EM - und die deutsche Mannschaft darf nur zugucken. Im SZ-Interview spricht DHB-Vizepräsident Bob Hanning über die Fehler nach dem WM-Titel 2007, seine Methoden für den angepeilten Olympiasieg 2020 und die Zukunft von Bundestrainer Heuberger.

Von Boris Herrmann und Klaus Hoeltzenbein

Die Spieler der deutschen Handball-Nationalmannschaft werden vorerst kein Tagegeld mehr erhalten, wenn sie auf Länderspielreise sind. Die Mannschaft habe zuletzt nichts dafür getan, um es sich zu verdienen, sagt Bob Hanning, der Vize-Präsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB) im Interview mit der SZ. Diese Maßnahme wird zwar keinen der Nationalspieler in finanzielle Schwierigkeiten bringen - es geht um insgesamt 120.000 Euro im Jahr - es ist aber eine Geste mit Symbolkraft. Und es ist Teil eines Maßnahmenkatalogs, mit dem Hanning eine der schwersten Krisen in der Geschichte der DHB-Auswahl beheben will.

Am Sonntag beginnt in Dänemark die Handball-EM der Männer. Deutschland, 2007 noch Weltmeister, ist wie schon für Olympia 2012 in London nicht qualifiziert. Misserfolge, die dazu beitrugen, dass vor circa hundert Tagen im DHB eine Revolution stattfand, aus der Hanning, 45, als neuer Leistungssport-Chef hervorging. Der Manager des Bundesligisten Füchse Berlin bastelt seither mit ungewöhnlichen Methoden und ohne Rücksicht auf Verluste an der Zukunft. Dazu gehört auch die Entwicklung eines sogenannten Deutschland-Buches, an dem die Nationalspieler mitarbeiten müssen und das dem Nachwuchs unter anderem die Frage beantworten soll: "Was sind die Werte, die wir verkörpern wollen?"

Über die akute Frage, ob er an Bundestrainer Martin Heuberger festhält, will Hanning im kommenden Juni entscheiden, wenn es in zwei Play-Off-Spielen um die Qualifikation für die WM 2015 in Katar geht. Hanning sagt: "Mir geht es um ein Gesamtgebilde. Wenn wir das haben, wozu auch die Resultate vom Juni gehören, werden wir im Präsidium entscheiden, ob wir mit Martin Heuberger weitermachen. Und ich sage ganz bewusst: Wir werden dieses Gespräch nicht nur dann führen, wenn es schief geht mit der WM-Qualifikation, sondern auch, wenn es klappt."

"Jetzt gibt's was Neues"

Die gegenwärtige Krise führt Hanning auf eine schiefe Selbstwahrnehmung nach dem Gewinn der Handball-WM 2007 im eigenen Land zurück. "Da hat es sich der deutsche Handball in einem Kokon gemütlich gemacht und keinen Gedanken mehr an die Zukunft verschwendet", sagt er. Deshalb sei der Verband jetzt in vielen Dingen provinziell aufgestellt. Hanning kritisiert unter anderem, dass die beiden Junioren-Nationaltrainer Markus Baur und Christian Schwarzer ihren Teams nur als Teilzeitkräfte zur Verfügung stünden. "Da sage ich unabhängig von der jeweiligen Qualität des Trainers: Das kann nicht funktionieren."

Hanning scheut auch nicht die Auseinandersetzung mit Weltmeister-Coach Heiner Brand, dessen Co-Trainer bei der Nationalmannschaft er einst war. Brands Vertrag als Sportdirektor wird laut Hanning nicht verlängert: "Man kann das ja ganz offen sagen: Heiner hat das Selbstverständnis, dass er sagt, er kann unter einem ehemaligen Co-Trainer nicht arbeiten." Brand soll deshalb aus dem operativen Geschäft ausscheiden und eine repräsentative Rolle im Präsidium erhalten. "Heiner Brand hat extreme Verdienste. Aber jetzt gibt's was Neues", sagt Hanning.

Das Neue soll sich aber auch am Bewährten orientieren. Ähnlich wie bei den Füchsen Berlin, wo Hanning binnen weniger Jahre das erfolgreichste deutsche Jugend-Zentrum aufbaute, soll künftig auch bei der Nationalmannschaft der Fokus auf Nachhaltigkeit und Nachwuchsförderung liegen. "Ich habe auch zum Bundestrainer gesagt: Ich erwarte von dir jedes Jahr mindestens einen neuen Spieler in der Nationalmannschaft aus dem Nachwuchsbereich!", verkündet Hanning. Er verspricht, dass Deutschland mit diesem Ansatz spätestens 2019, zur WM, die der DHB gemeinsam mit Dänemark veranstaltet, wieder eine schlagkräftige Mannschaft stellen wird. Und er gibt darüber hinaus ein hohes Ziel aus: Olympiagold 2020.

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