DFB-Team nach Werbedreh-Unfall:Schlimme Bilder im Kopf

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Nah dabei beim Unfall: der Schalker Benedikt Höwedes. (Foto: AFP)

Benedikt Höwedes leistete Erste Hilfe, Sami Khedira findet nachdenkliche Worte: Die Nationalmannschaft steht noch unter dem Eindruck des schweren Unfalls beim Werbedreh im WM-Trainingslager. Der DFB versucht, die bislang eher unglückliche Kommunikation zu retten.

Von Benedikt Warmbrunn, St. Leonhard

Am Mittwoch meldete sich zumindest die Sonne zurück im Passeiertal. Das Wetter ist tatsächlich ein wichtiges Thema in diesem kuriosen Trainingslager der deutschen Nationalmannschaft, die beiden Tage zuvor hatte es noch heftig geregnet. Das Wetter stand zu Wochenbeginn auch für die Stimmung im Team. Nun also: wieder Sonne. Die Stimmung war jedoch weiter verhalten. Die Nationalmannschaft stand noch unter dem Eindruck des Unfalls vom Dienstagmittag.

Bei einem Werbetermin war der DTM-Pilot Pascal Wehrlein auf einer schmalen, kurvigen Bergstraße in einen deutschen Urlauber und einen Streckenposten gefahren. Wehrlein musste offenbar auf der eigentlich abgesperrten Strecke ausweichen, weil vor ihm Formel-1-Fahrer Nico Rosberg abrupt gebremst hatte; angeblich wurde er von einem Zuschauer irritiert.

Auf den Beifahrersitzen saßen die Nationalspieler Julian Draxler und Benedikt Höwedes, sie blieben wie die Rennfahrer unverletzt. Der schwer verletzte deutsche Urlauber musste mit dem Helikopter ins Krankenhaus nach Bozen geflogen werden, der leicht verletzte Streckenposten wurde in ein Krankenhaus im näher gelegenen Meran gefahren. Am Mittwochvormittag kam die Meldung, dass der Urlauber nicht mehr in Lebensgefahr schwebe.

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Pascal Wehrlein saß am Steuer des Wagens, der bei einem Werbetermin der Nationalmannschaft einen Unfall verursachte. Bei dem 19-Jährigen DTM-Fahrer von Mercedes sitzt der Schock tief - der verletzte Urlauber ist aber außer Lebensgefahr. DFB-Teammanager Oliver Bierhoff kündigt an, derartige Aktionen künftig auf den Prüfstand zu stellen.

Am Mittag gab der Deutsche Fußball-Bund (DFB) eine außerplanmäßige Pressekonferenz, es war der Versuch, die bislang eher unglückliche Kommunikation zu retten. Am Dienstagmittag noch hatte Teammanger Oliver Bierhoff den Termin mit den Rennfahrern mit den Worten angekündigt, dass Fußballer "auch gerne schnell Auto fahren".

Am Abend nach dem Unfall verschickte der DFB lediglich eine achtzeilige Mitteilung. Am Mittwoch saß also wieder Bierhoff bei der Pressekonferenz. Er war nachdenklich. Bierhoff sprach von einem "schlimmen Ereignis". Es sei "ein Bedürfnis aller" gewesen, dass Wehrlein und Rosberg zu den angefahrenen Männern ins Krankenhaus gefahren seien.

Bierhoffs kleines Eingeständnis

Der Teammanger kündigte zudem an, dass der DFB zukünftig den Sinn solcher Werbeaktionen "noch genauer bewerten" wolle. Bierhoff sagte: "Die Lust auf eine solche Aktion ist momentan nicht vorhanden." Es war ein kleines Eingeständnis nach dem tragischen Verlauf des Werbetermins. Wie es genau zu dem Unfall kam, dazu äußerte sich niemand, aufgrund der laufenden Ermittlungen. Hauptkommissar Johann Ramoser von der Polizei in Bozen sagte: "Die Strecke war sicher, war abgesperrt." Eine Sprecherin des Sponsors versprach, dass dieser die Ermittlungen auch mit den Kameraaufnahmen aus den Autos unterstützen werde.

Die Schalker Profis Draxler und Höwedes hatten noch am Dienstag den DFB-Psychologen Hans-Dieter Hermann getroffen. Auch mit ihren Mitspielern redeten sie, insgesamt versuchte die Mannschaft jedoch, den Unfall nicht allzu sehr an sich herankommen zu lassen. Höwedes ließ am Mittwochmittag mitteilen, dass es ihm "körperlich" gut gehe, er sei angeschnallt gewesen, habe Erste Hilfe geleistet. Höwedes sagte aber auch: "Natürlich war die Situation auch für mich ein Schock. Ich glaube, dass die Bilder noch eine Zeit lang in meinem Kopf bleiben werden."

Weiterhin beschäftigen die Nationalmannschaft auch die verletzten Spieler. Kapitän Philipp Lahm konnte am Mittwoch den zweiten Tag hintereinander laufen, und auch Sami Khedira meldete sich zurück. Der Champions-League-Sieger von Real Madrid musste am Dienstag, am Tag nach seiner Ankunft, noch mit dem Training aussetzen, weil er erkältet war. Am Mittwoch sagte Khedira: "Mein Weg geht weiter bergauf." Er sei zuversichtlich, dass er im ersten Gruppenspiel gegen Portugal "im Vollbesitz meiner Kräfte" sein werde. Nach seinem Kreuzbandriss genieße er "jede Sekunde auf dem Platz. Schließlich ist es keine Selbstverständlichkeit, dass ich hier bin." Es waren nachdenkliche Worte an einem nachdenklichen Tag.

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