DFB-Elf vor dem Argentinien-Spiel:Ein Seufzer, eine Lösung

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Im Gespräch: Erik Durm (links) und Bundestrainer Joachim Löw. (Foto: REUTERS)

Die Zeit nach großen Turnieren ist eine Zeit des Umbruchs: Im DFB-Team lauern junge Spieler wie Erik Durm, die bald wichtige Rollen einnehmen wollen - und müssen. Den ersten Beweis können sie am Abend gegen Argentinien liefern.

Von Lisa Sonnabend, Düsseldorf

Es ist nur eine Trainingsübung, doch Erik Durm und Matthias Ginter gehen derart emsig in den Zweikampf, dass sich ihre Beine ineinander verkeilen. Beide kugeln über den Rasen, so viel Einsatz ist beim Training im Düsseldorfer Stadion nicht bei allen Nationalspielern zu beobachten.

Die etablierten DFB-Spieler sind dieser Tage vor allem damit beschäftigt, Fragen zu beantworten, wie sie es schaffen, sich nach der WM zu motivieren und neue Ziele zu setzen. Für junge Spieler wie Durm und Ginter sind diese Ziele klar: Sie waren zwar in Brasilien dabei und dürfen sich Weltmeister nennen. Nun wollen sie Stammspieler werden.

Die Chancen, auf sich aufmerksam zu machen, sind derzeit günstig. Die Zeit nach einem großen Turnier ist immer eine Zeit des Umbruchs. Wenn die Nationalelf an diesem Mittwochabend zum Freundschaftsspiel gegen Argentinien antritt, fehlen neun Weltmeister. Drei sind zurückgetreten (Philipp Lahm, Miroslav Klose, Per Mertesacker). Zudem haben nach Bastian Schweinsteiger und Shkodran Mustafi weitere Spieler Krankmeldungen eingereicht: Sami Khedira, Mesut Özil, Jérôme Boateng und Mats Hummels fehlen am Mittwoch, ein Einsatz am Sonntag beim ersten EM-Qualifikationsspiel gegen Schottland ist zumindest fraglich.

Dafür stehen bereit: Die Dortmunder Erik Durm, 22, und Matthias Ginter, 20, sowie der Gladbacher Christoph Kramer, 23, Stuttgarts Verteidiger Antonio Rüdiger, 21, und der Hoffenheimer Sebastian Rudy, 24, den Joachim Löw am Dienstag nachnominierte.

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Der Bundestrainer weiß, dass er nicht mehr ewig auf die Erfahrenen setzen kann; das Kapitänsamt an Bastian Schweinsteiger hat er demonstrativ nur für die nächsten zwei Jahre vergeben. Löw betont wieder und wieder, wie wichtig es sei, neue Spieler aufzubauen. Auch wenn er am Dienstag einräumte: "Der Umbruch wird aber nicht radikal, er wird behutsam sein."

Löw ist ein höflicher Mensch und so ließ er nicht unerwähnt, dass er gerne mit Lahm, Klose und Mertesacker weitergearbeitet hätte. Doch er sagt: "Das ist auch eine Chance für die jungen Spieler, für sie gibt es neue Möglichkeiten."

Von Beginn an spielen wird gegen Argentinien mit relativer Sicherheit der Dortmunder Durm. Löw adressierte ein überschwängliches Lob an den 22-Jährigen. Auf die Frage, wer künftig die vakante Stelle von Philipp Lahm einnehmen soll, seufzte Löw zwar erst laut auf - doch dann fiel sofort der Name Durm. "Erik soll und kann in den nächsten Monaten eine wichtigere Rolle einnehmen", sagte der Bundestrainer.

Auf der Außenverteidigerposition sind im DFB-Team derzeit gleich zwei Stellen vakant, denn Benedikt Höwedes dürfte zumindest mittelfristig wieder ins Abwehrzentrum rücken. Durm könnte links wie rechts spielen, er ist ein wahrlich vielseitiger Spieler. Jahrelang rannte er als Angreifer über den Fußballplatz, erst in Mainz, dann für die zweite Mannschaft vom BVB. Im Sommer 2013 schulte der Regionalliga-Stürmer um und nur wenige Wochen später stand er als Außenverteidiger auf dem Platz. In der Bundesliga.

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Beim BVB hat sich Durm mittlerweile einen Stammplatz erspielt, seinen Vertrag verlängerte er in dieser Woche bis 2019 - zu deutlich besseren Konditionen. Der Pirmasenser ist ein zweikampfstarker Verteidiger, der stets die Spielübersicht hat und nie nervös wird. Zudem nutzt er, was er in seiner Zeit als Stürmer gelernt hat: Er drängt nach vorne, hat eine enorme spielerische Qualität und schlägt gefährliche Flanken.

Doch Löw plant nicht nur mit Durm, sondern auch mit anderen Nachwuchskräften. Christoph Kramer ist gegen Argentinien im Mittelfeld gesetzt, Matthias Ginter dürfte als Innenverteidiger auflaufen. Antonio Rüdiger wird zumindest einen Kurzeinsatz bekommen.

"Rüdiger ist ein Spieler, den ich mir vorstellen kann", sagte Löw, "er ist schnell und gut im Eins gegen Eins." Auch ihn will der Bundestrainer behutsam heranführen. Ein paar fordernde Worte auf dem Weg können nicht schaden.

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