DFB-Elf in der Einzelkritik:Götzinho kehrt zurück

Mario Götze versprüht brasilianischen Zauber, Jérôme Boateng kopiert Xabi Alonso und Jonas Hector macht das Außenverteidiger-Problem vergessen. Die DFB-Elf beim 3:1 gegen Polen in der Einzelkritik.

Von Thomas Hummel, Frankfurt

Manuel Neuer

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(Foto: Ina Fassbender/Reuters)

Rettete kurz vor der Pause seinen Ruf. Hatte den Ball zum Gegner gepasst, woraufhin Robert Lewandowski alleine auf ihn zukam. Doch dessen Schuss lenkte er mit einer fabelhaften Reaktion über die Latte. Ein Manuel Neuer macht in einem wichtigen Spiel trotz seiner riskanten Spielweise keinen Fehler. Und wenn, dann macht er ihn wieder gut. Hatte nach der Pause Glück, als er einen Schuss gegen den Polen Grosicki faustete und der Ball neben das Tor kullerte. Musste einige Male eingreifen, was er ja auch München kaum gewohnt ist. Musste mal ein richtiger Torwart sein. Meisterte diese ungewohnte Aufgabe.

Emre Can

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(Foto: AFP)

Was für ein Abend: Ausgerechnet in der Heimatstadt das Debüt in der Nationalmannschaft. Der 21-jährige ist in Frankfurt geboren und aufgewachsen, nach seiner Ausreise landete er nun in Liverpool. Allerdings spielt er dort nicht rechts in der Viererkette, was auch Bundestrainer Joachim Löw weiß. Und so sah das dann auch aus. Als würde er sich bisweilen verlaufen, hier, zu Hause in Frankfurt. Hatte große Probleme mit dem Polen Grosicki, fand sich in der anspruchsvoll offensiven Auslegung der Position selten zurecht. Bisweilen missglückten selbst einfache Dinge.

Mats Hummels

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(Foto: AFP)

Ist schlank und rank wie nie. Wusste sicher auch, dass es gegen Lewandowski unangenehm würde. Kennt ihn ja auch aus Dortmunder Zeiten. Ließ den Stürmer beim 1:2 einen halben Meter entwischen. Hatte neben vielen sicheren Szenen im eigenen Strafraum bisweilen Orientierungsprobleme. Schraubte sich vorne dafür ein paar Mal wie ein Hubschrauber in die Lüfte.

Jérôme Boateng

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(Foto: Martin Meissner/AP)

Hatte vor den Spiel in der FAZ gesagt, er sei im Moment so gut wie nie. Kündigte aber auch an, dass es unangenehm werden würde gegen Robert Lewandowski. Das Spiel bestätigte beide Thesen. Boateng war oft genug die letzte Barriere, die die Polen nicht überwinden konnten. Spielte zudem den wichtigen Flankenwechsel vor dem 1:0. Hat er sich wohl von Xabi Alonso abgeschaut.

Jonas Hector

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(Foto: AP)

Einziger Linksverteidiger im Kader und deshalb wie selbstverständlich in der Startelf. Doch so wie der Kölner spielte, muss Löw auch weiterhin keine Konkurrenz nominieren. Alle Angriffe in der ersten Halbzeit liefen über die linke Seite, was vor allem an Jonas Hector lag. Bereitete das 1:0 herrlich vor. Hätte beinahe sein erstes Länderspiel-Tor erzielt, es stand aber ein Verteidiger im Weg. Hat Deutschland ein Außenverteidiger-Problem?

Bastian Schweinsteiger

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(Foto: AFP)

Feierte auch ein Debüt. Erstes Länderspiel nicht als Spieler des FC Bayern. Ist nun einer aus der märchenhaft reichen Premier League. Spielte dann aber wie der alte Schweinsteiger. Versuchte wie im WM-Finale die Dinge vor allem selbst zu regeln. Verteidigte links hinten, bot sich rund um die Mittellinie überall an, spielte schlaue Pässe. Kämpfte gegen Lewandowski im Kopfball. Konnte aber die teilweise rasanten Angriffe der Polen zu selten stoppen. Das Schweinsteiger-Tempo reichte manchmal nicht. Rackerte wie in Rio, es fehlte eigentlich nur eine blutende Wunde.

Toni Kroos

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(Foto: AFP)

Spielte bei den Kontern der Polen ebenfalls im Kroos-Tempo, was nicht viel schneller ist als das Schweinsteiger-Tempo. War deshalb ebenfalls keine wehrhafte Barriere. Gab bei Ballbesitz dafür die Drehscheibe im Mittelfeld, die bekannte Passmaschine. Ohne den Geistesblitz, aber auch ohne auffällige Fehler.

Karim Bellarabi

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(Foto: AFP)

Zeigte einmal, wie man auf zwei Quadratmetern neben der Eckfahne vier Gegenspieler umkurvt. Bewies in diesen Szenen eine herrliche Körperbeherrschung. Bewies allerdings auch einen nicht ganz so herrlichen Torabschluss. Das Toreschießen ist nicht seine Sache, schon gar nicht gegen Polen, wo er im Hinspiel schon ein halbes Dutzend Möglichkeiten versiebte. Auch diesmal flog der Ball zu oft vorbei. Als Erster ausgewechselt.

Mesut Özil

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(Foto: dpa)

Könnte sich für diverse Experimente zur Verfügung stellen. Zum Beispiel: Wie viele Polen benötigt es, um einen Pass zum Mitspieler zu verhindern? In diesem Spiel jedenfalls waren die elf Gästespieler zu wenig. Spielte weit vorne und damit im Dickicht der polnischen Beine, doch wie mit einem Geisterfuß passte er den Ball immer durch alle hindurch. Wenn die Deutschen zu einer Chance kamen, hatte zuvor fast immer Özil den Fuß im Spiel gehabt.

Thomas Müller

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(Foto: REUTERS)

"Vorbei" ist bei Thomas Müller eher keine Option. Schoss gleich mal ein Tor, wie fast immer. Das war aber nach Hectors Vorlage auch nicht mehr allzu schwer. Kurz zuvor hatte man noch um seine dünnen Haxen gebangt, als ihn Maciej Rybus mit Anlauf förmlich gefällt hatte. Doch Müllers Haxen sind unverwüstlich. Weil zusammen mit Can nicht viel lief über rechts, wechselte er immer wieder in die Mitte, wo er auf die nächste Chance wartete. Bereitete das wichtige 3:1 vor.

Mario Götze

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(Foto: Martin Meissner/AP)

Das soll Mario Götze sein? Also klar, früher mal, vielleicht. Aber das ist schon lange her. Ein Mario Götze, der sich energisch durchsetzt, der mit Tempo die Gegner umdribbelt und schnell zum Abschluss kommt. War plötzlich der Mario Götze, auf den man seit Jahren wartet. Hatte seine Freude und seine Lust aus der Pressekonferenz vom Donnerstag direkt mit ins Spiel genommen. Schoss unwiderstehlich das 2:0, traf nach der Pause den Pfosten. Wirkte bisweilen wie aufgedreht. Oder wie Löw angekündigt hatte: "Er will zeigen, was in ihm steckt." Leitete den Angriff zum 3:1 ein und staubte selbst ab. Die Rückkehr von Götzinho?

Ilkay Gündogan (eingewechselt)

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(Foto: dpa)

Hatte sofort ein paar wunderbare Szenen. Wuselte über den Platz, dass die Polen nur staunen konnten. Und auch die eigenen Mitspieler, denn die vergaben seine Vorlagen. Mit so einem Einwechselspieler wäre sicher nicht nur Polen überfordert.

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