WM-Quali:Löws Sprecher in Baku: "Meinungsfreiheit ist wichtig"

Football Soccer - Azerbaijan v Germany - World Cup 2018 Qualifiers

Joachim Löw während des Spiels in Baku.

(Foto: REUTERS)
  • Zum Abschluss der Pressekonferenz in Baku tritt Jens Grittner, der Sprecher der Nationalmannschaft, für Meinungs- und Pressefreiheit ein.
  • Das Land Aserbaidschan wird von verschiedenen Organisationen wegen der Menschenrechtslage und der mangelnden bis fehlenden Pressefreiheit kritisiert.
  • Deutschland hatte das WM-Qualifikationsspiel zuvor 4:1 gewonnen.

Von Claudio Catuogno, Baku

Bundestrainer Joachim Löw und die deutsche Fußball-Nationalmannschaft haben sich mit einem Appell für Meinungs- und Pressefreiheit aus Aserbaidschan verabschiedet. Nach dem 4:1-Sieg der deutschen Elf im EM-Qualifikationsspiel am Sonntagabend in Baku beantwortete Löw zunächst fast eine halbe Stunde lang fußballfachliche Fragen von deutschen und aserbaidschanischen Medienvertretern. Dann schloss Jens Grittner, der Pressechef der Nationalelf, die Pressekonferenz mit den Worten: "Sie haben gemerkt: Der Bundestrainer hat gerne alle Fragen beantwortet, damit sich wirklich jeder eine Meinung bilden kann. Es ist gut, wenn sich jeder eine Meinung bilden kann. Meinungs- und Pressefreiheit sind wichtig." Anschließend bedankten sich Löw und Grittner für die Gastfreundschaft der Aserbaidschaner.

Mit dem öffentlichen Eintreten für Meinungsfreiheit während eines Gastspiels in einem autokratisch regierten Land hat sich das Team um Löw einmal mehr weiter vorgewagt als der Führungsstab des Deutschen Fußball-Bunds (DFB). DFB-Präsident Reinhard Grindel hatte während der Baku-Reise nach eigener Aussage "keine Zeit" für ein Treffen mit Vertretern von gesellschaftlichen Gruppen gefunden. Auf Anfrage, wie der DFB die kritische Menschenrechtslage in Aserbaidschan kommentiere, hatte der Verband lediglich auf ein Statement von Bundesaußenminister Sigmar Gabriel verwiesen, wonach Deutschland "die Bemühungen Aserbaidschans um die demokratische Entwicklung auch weiterhin unterstützen werde".

Eine solche Entwicklung ist allerdings nicht zu erkennen. In der "Rangliste der Pressefreiheit 2016" der Organisation "Reporter ohne Grenzen" rangiert Aserbaidschan an Rang 160 von 180 untersuchten Staaten. Laut Amnesty International sind Drangsalierungen und Inhaftierungen von Menschenrechtsaktivisten und Journalisten in dem von Präsident Ilham Alijev autoritär regierten Land an der Tagesordnung. Inwieweit der Dolmetscher Grittners Appell in seiner Übersetzung ins Aserbaidschanische erwähnt hat, war nicht zu erfahren.

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