Dachauer Bayernliga-Torhüter:Eigentor für die Ewigkeit

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Maximilian Mayer, Keeper beim TSV 1865 Dachau, war nicht bewusst, welche Folgen sein Lapsus haben würde. (Foto: Toni Heigl)

Der Torwart des TSV Dachau patzt bei einem Bayernliga-Spiel derart grandios, dass er zur Internet-Berühmtheit wird. Seine Mannschaftskameraden piesacken ihn mit einem berühmten Spitznamen.

Von Benjamin Emonts, Dachau

Zlatan Ibrahimovic, dieser Weltstar des Fußballs, hatte kürzlich wieder einen seiner legendären Ausraster. Ziele seines verbalen Ergusses waren ein Schiedsrichter und schließlich dieses "Scheißland" Frankreich, in dem er sein Geld verdient. Das mediale Echo war wie immer groß: Bei bild.de schaffte Ibrahimovics Anfall es unter die drei meist geklickten Videoclips. Angesichts der Bekanntheit des schwedischen Skandal-Fußballers ("Gott? Sie sprechen gerade mit ihm.") mag das nicht verwundern.

Gleich neben dem Video von Zlatan, dem Großen, war ein Film mit Maximilian Mayer online zu sehen. Mayer, 1,75 Meter groß, ist der Torwart des Bayernligisten TSV 1865 Dachau. Der 25-Jährige ist innerhalb eines Jahres vom Kreisligaspieler in Dachaus Reserve zum Stammtorhüter in der Bayernliga aufgestiegen. Seine Leistungskurve zeigt steil nach oben. Spiele wie vor zwei Wochen gegen Unterföhring entscheidet er quasi im Alleingang, wie sein Trainer Marcel Richter lobte. Trotzdem: eigentlich kein Fall für Bild . Nun aber - dieses peinliche Video.

Am nächsten Morgen, beim Blick aufs Handy, der nächste Schock

Der Clip stammt von einem Amateurfilmer, der sich am vergangenen Wochenende das Spiel der Dachauer gegen den VfB Eichstätt ansah. Bild- und Tonqualität sind mäßig, doch man erkennt, wie diese Bogenlampe Richtung Dachauer Tor fliegt, ein abgefälschter Ball mit viel Spin, der lange und hoch in der Luft ist. Mayer springt breitbeinig ab, er will den Ball fangen. Doch dann - schwups - flutscht ihm die Kugel durch die Hände und kullert hinter ihm über die Linie. Ein grober Schnitzer, keine Frage.

Am nächsten Morgen, beim Blick auf sein Handy, der nächste Schock für Mayer: "Wie einst Piplica. Irres Eigentor in der 5. Liga", schreibt der Spartensender Sport 1 und zeigt das Filmchen auf seiner Internetseite. Einige Stunden später steht der Clip schon auf der Videoplattform Youtube: "Das Eigentor des Jahres - Irrer Torwartpatzer in der Bayernliga." Noch im Laufe des Dienstags zieht Bild schließlich nach. Der Clip schafft es unter die Top-Videos, es erscheint direkt neben dem Eklat um Ibrahimovic. "Irres Eigentor. Keeper patzt wie Piplica."

"Ich hätte nicht gedacht, dass ich es einmal so weit bringen würde"

Tatsächlich sieht Mayers Patzer der bis heute unvergessenen Slapstick-Einlage des ehemaligen Bundesligatorhüters Tomislav Piplica, seinerzeit Publikumsliebling bei Energie Cottbus, zum Verwechseln ähnlich. Piplica, das zur Erinnerung, ließ sich im Jahr 2002 eine ähnliche Bogenlampe tölpelhaft auf seine zottelige Mähne fallen und lenkte den Ball mit dem Hinterkopf ins eigene Tor, um dann rückwärts auf den Hosenboden zu plumpsen. Ein Eigentor für die Ewigkeit.

Tiraden von Ibrahimovic
:Frankreich debattiert über Zlatans Wut

"Noch nie so einen Schiedsrichter gesehen wie in diesem Scheißland": Zlatan Ibrahimovic rastet nach dem 2:3 seiner Mannschaft in Bordeaux aus - Marine Le Pen fordert den Schweden zum Verlassen des Landes auf.

Nun hatte Max Mayer das Pech, dass im Zeitalter des Internets und der sozialen Medien selbst Kuriositäten aus Amateurligen ihren Weg an die Öffentlichkeit finden. "Ich wurde von der medialen Welle praktisch erschlagen", sagt er. Zum Lachen fand er das anfangs nicht. "Dadurch, dass wir gegen den Abstieg spielen und durch meinen Fehler verloren haben, hat das Ganze einen ziemlich faden Beigeschmack." Inzwischen aber, "nach gefühlt 100 aufmunternden Textnachrichten", kann er über seinen zweifelhaften Ruhm schmunzeln. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich es einmal so weit bringen würde", sagt Mayer. Bei seinen Mannschaftskameraden heißt er jetzt nur noch: Piplica.

© SZ vom 20.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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