Chile beim Confed Cup:Bravo, Claudio Bravo!

Portugal v Chile: Semi-Final - FIFA Confederations Cup Russia 2017

Nicht schlecht: Claudio Bravo pariert im Elfmeterschießen drei Strafstöße.

(Foto: Getty Images)

Von Johannes Aumüller, Kasan

Voller Stolz sprang Claudio Bravo in die Luft und mit weit ausgestreckten Armen lud er alle ein, zu ihm zu kommen. Und natürlich dauerte es nur ein paar Sekunden, da war die gesamte chilenische Combo im Strafraum und warf sich freudetrunken auf ihren Torhüter, dem sie diesen ungewöhnlichen Sieg im Elfmeterschießen gegen Portugal zu verdanken hatte. Drei Portugiesen versuchten es, dreimal parierte Bravo. Erst gegen Quaresma, dann gegen Moutinho, dann auch noch gegen Nani. Und weil zuvor die chilenischen Schützen jeweils verwandelt hatten, war die ganze Sache nach nur drei Schützen auch schon vorbei. Kürzer kann ein Elfmeterschießen nicht sein, und so steht Chile nun im Finale des Confed Cup (Sonntag, 20 Uhr, Sankt Petersburg).

Es war unterm Strich ein verdienter Sieg in einem lange dahinplätschernden Spiel. Der Auftakt war noch recht inspirierend: Nach einem vorzüglichen Pass von Alexis Sanchez kam Chiles Eduardo Vargas alleine vor Portugals Torwart Rui Patricio zum Abschluss, vergab aber (7.). Keine Minute später kam nach einem nicht minder vorzüglichen Pass von Cristiano Ronaldo auf der anderen Seite Andre Silva nicht minder frei vor Claudio Bravo zum Abschluss, vergab aber ebenso.

Danach aber war alle Inspiration fürs Erste dahin, beide Defensivreihen agierten ziemlich resolut und fehlerfrei - und die Einheimischen unter den Besuchern nutzten diese schöpferische Pause des Spiels, um noch mal auf den Austragungsort hinzuweisen und lautstark "Ros-si-ja" zu brüllen. Aber die schöpferische Pause der Aktiven dauerte zu lange, um das durchzuhalten.

Chile trifft binnen weniger Sekunden zweimal Aluminium

Chile hatte immerhin noch zwei Mini-Szenen durch Leverkusens Charles Aránguiz. Und Ronaldo? Der zeigte sich zwar eifrig und klärte einmal sogar nahe des eigenen Strafraumes. Aber nach vorne gelang ihm in der ersten Hälfte nicht mehr viel, was ihn irgendwann sichtlich frustrierte und kurz vor der Halbzeit zu einer längeren Diskussion mit Herrn Alireza Faghani aus Iran führte. Der war der Schiedsrichter dieser Partie und dachte gar nicht daran, dem großen Cristiano eine kleine Meckerei durchgehen zu lassen, nur weil der zufällig ein paar Mal Weltfußballer ist und von Alireza Faghani wohl noch nie etwas gehört hat.

Nach der Pause kam Ronaldo dann als Erster aufs Feld, als sei er besonders motiviert, und tatsächlich lief das Spiel ein klitzekleines bisschen anders ab. Statt starker Defensivarbeit, weitgehender Ereignislosigkeit und zwei guten vergebenen Chancen gab es jetzt starke Defensivarbeit, weitgehende Ereignislosigkeit und fünf gute vergebene Chancen (großzügige Zählung). Arturo Vidal köpfelte aufs Tor (54.) und Vargas bot einen sehenswerten Fallrückzieher dar, den Patricio parierte (58.). Danach folgten endlich Ronaldos Momente: Doch seinen ersten Torschuss hielt Bravo (59.), sein zweiter wurde so abgefälscht, dass er in einer krummen Flugbahn neben dem Pfosten landete (72.) und sein Kopfball ging ebenfalls daneben (85.).

In der Verlängerung wiederum hatte zunächst Chiles Sanchez die einzige wirklich gute Gelegenheit (Kopfball, 94.). Erst als es schon so aussah, als schaukelten sich alle gemütlich dem Elfmeterschießen entgegen, gab es noch ein paar spektakuläre Szenen: Zunächst hätte es nach einem Foul am eingewechselten Francisco Silva Elfmeter für Chile geben müssen, doch weder Haupt- noch Video- noch sonst ein an diesem Abend in Kasan von der Fifa eingesetzter Schiedsrichter sah das so. Dann schaffte es Chiles Offensive, binnen weniger Sekunden gleich zweimal das Aluminium zu treffen: Erst traf Vidal den Pfosten, dann setzte Martin Rodriguez den Nachschuss an die Latte.

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