Champions League:Real zertrümmert die Pariser Träume

Lesezeit: 3 min

  • Real Madrid wirft Paris St. Germain mit einem 2:1 in Paris aus der Champions League.
  • All die Investitionen der Franzosen bringen keinen Ertrag, als es drauf ankommt.
  • Hier die Statistiken zur Champions League.

Von Javier Cáceres, Paris

Am 116. Jahrestag seiner Gründung hat Real Madrid den Emporkömmling Paris Saint-Germain in die Schranken gewiesen. Nach dem 3:1-Hinspielerfolg gegen die von Katar finanzierte Milliardentruppe aus der französischen Hauptstadt kam der Titelverteidiger im Rückspiel des Achtelfinals der Königsklasse zu einem verdienten 2:1 (0:0)-Sieg. Damit hält sich Real Madrid die Möglichkeit offen, eine Saison zu retten, die wegen des deutlichen Rückstands in der spanischen Meisterschaft und des schmachvollen Scheiterns im Pokal schon als verkorkst galt.

Die Partie im Prinzenparkstadion stand vorab deutlich im Zeichen der verletzungsbedingten Abwesenheit von Neymar. Der brasilianische Stürmer, im Sommer 2017 für 222 Millionen Euro beim FC Barcelona abgelöst, war am Samstag in Brasilien wegen einer schweren Verletzung am fünften Mittelfußknochen des rechten Fußes operiert worden.

Dem Vernehmen nach verfolgte er das Spiel in einer Luxusvilla in Rio de Janeiro. Und womöglich hat er sich dort auch darüber gewundert, dass Madrids Trainer Zinédine Zidane zunächst auf den soeben genesenen deutschen Nationalspieler Toni Kroos ebenso verzichtete wie auf dessen Mittelfeldpartner Luca Modric, der zuletzt ebenfalls verletzt war.

Zidane wählte eine konservativere Aufstellung, mit zwei defensiven Mittelfeldspielern: Mateo Kovacic und Casemiro. Dazu gesellten sich Lucas Vázquez und Marco Asensio, die defensiv enorm arbeiteten. Es war, wie sich entpuppen sollte, die richtige Entscheidung. Sie rechtfertigte, dass auch Spieler wie Isco und Gareth Bale auf der Bank Platz nehmen mussten. Weniger Überraschungen gab es bei den Franzosen, bei denen DFB-Nationalspieler Julian Draxler lange auf der Bank saß.

"Es ist schwer zu akzeptieren, dass wir so sang- und klanglos ausgeschieden sind", sagte der 24 Jahre alte Profi später.

Paris Saint-Germain verströmte nur ansatzweise die Idee, das Spiel von Beginn unter Starkstrom zu setzen. Und je länger die Partie dauerte, desto deutlicher wurde, dass Einiges fehlte, um die 400 Volt zu erreichen. Vor allem: Ideen, um die Schnelligkeit von Kylian Mbappé und Ángel Di María in Szene zu setzen; Mittelstürmer Edinson Cavani sah erst recht keinen einzigen Ball, was auch daran lag, dass Real Madrid extrem kompakt stand.

Auf der anderen Seite konnten sich die Franzosen glücklich schätzen, dass Torwart Alphonse Areola einen überaus guten Tag erwischte: In der 18. Minute parierte er im Anschluss an eine kurz ausgeführte Ecke einen Schuss, den Reals Innenverteidiger Sergio Ramos aus sechs Metern abgab; in der 38. Minute verkürzte der Keeper geschickt den Winkel, als Reals Mittelstürmer Karim Benzema allein auf ihn zustürmte, nach einem langen, tollen Ball von Linksverteidiger Marcelo, an dem Dani Alves vorbeisegelte. Erst kurz vor der Pause kam Paris vors Tor der Madrilenen: Einem Schüsschen von Ángel Di María (41.) folgte eine Gelegenheit für Kylian Mbappé. Doch statt den völlig freistehenden Cavani zu bedienen, schloss der französische Jungstar ab - und fand in Keylor Navas seinen Meister.

Champions League
:Paris scheitert im Luxusduell

PSG helfen gegen ein abgeklärtes Real Madrid all die Investitionen nichts. Ohne Neymar fehlt im Achtelfinal-Rückspiel vorne der Pfiff - das 1:2 bedeutet das enttäuschende Aus.

Paris' Fans zünden ein Feuerwerk, das die eigenen Spieler aus dem Takt bringt

Nach dem Wechsel rächte sich, dass die Verantwortlichen von PSG ihre Ultras dazu angehalten hatten, ein infernales Ambiente zu schaffen. Wie schon zu Beginn der Partie zündeten sie massiv Feuerwerkskörper, der alles in allem gute Schiedsrichter Felix Brych unterbrach die Partie. Das nahm PSG den Schwung; und danach schlug Ronaldo zu. Marco Asensio nahm PSG-Rechtsverteidiger Dani Alves den Ball ab und bediente Lucas Vázquez, der wiederum eine wohltemperierte Flanke schlug, die Ronaldo per Flugkopfball zum 0:1 (50.) verwertete.

Das Spiel war damit so gut wie gelaufen - erst recht, nachdem Verratti sich wegen Meckerns die zweite Gelbe Karte einhandelte und des Feldes verwiesen wurde (65.). Wenn Real Madrid schon einen Ruhepuls von 60 aufwies, als Elf gegen Elf agierten - wie sollte es dann erst in Überzahl sein? Zwar kam PSG durch ein Flippertor von Edinson Cavani (71.) zum Ausgleich. Doch selbst dieses 1:1 hielt nicht lange. Denn in der 79. Minute fiel der Ball Casemiro im Strafraum vor die Füße. Sein Schuss wurde abgefälscht und landete, unerreichbar für Areola, im Netz und besiegelte die erste PSG-Heimniederlage der Saison. Nun sind die katarischen Eigner von Paris Saint-Germain um eine Lektion reicher: Erfolg lässt sich auch mit noch mehr Petrodollars nur bedingt kaufen.

© SZ vom 07.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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