Champions League:Nur ein Mal muss Bayern bangen

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Der FC Bayern steht im Halbfinale der Champions League. (Foto: dpa)
  • Der FC Bayern erreicht durch ein 0:0 im Rückspiel gegen Sevilla das Halbfinale der Champions League.
  • Die Münchner demonstrieren auch nach einem Lattentreffer, dass sie sich derzeit nicht verunsichern lassen.
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Aus dem Stadion von Benedikt Warmbrunn, München

Franck Ribéry warf die Arme in die Luft, er drehte sich um die eigene Achse, noch einmal die Arme nach oben, es sah aus wie eine dieser Choreografien aus dem Festzelt. Aber Ribéry tanzte nicht. Ribéry feierte nicht. Ribéry schimpfte. Mit einem wuchtigen Volleyquerpass hatte er gerade einen aussichtsreichen Konter eingeleitet, er war nach vorne gesprintet, und jetzt musste Arjen Robben ihm im Grunde nur noch den Ball zuspielen. Robben aber sah Ribéry nicht, er schoss, weit drüber. Also schimpfte der Franzose.

Dann erst sah Robben sein Pendant von der linken Seite. Entschuldigend hob er die Hände in die Höhe.

Es war eine kleine Szene in der 40. Minute im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League des FC Bayern München gegen den FC Sevilla, es war eine Szene, die gefährlicher hätte enden können. Und wie Franck Ribéry da an der Strafraumkante fluchte, das verriet viel darüber, warum der FC Bayern am Mittwochabend das Halbfinale erreichte.

Bayern spielt nicht berauschend, aber abgeklärt

Die Mannschaft ruhte sich nicht aus auf dem 2:1 aus dem Hinspiel in Sevilla, sie war über weite Phasen der Partie aktiver und dominanter. "Sevilla ist eine gute Mannschaft, wir haben lange im Mittelfeld keinen Zugriff bekommen", sagte Arjen Robben im ZDF: "Aber wir haben zu null gespielt, das war wichtig." Letztlich war zu sehen, dass zwischen den Teams doch ein Unterschied in der individuellen Klasse besteht. Sevilla hatte zwar gute Abschnitte, die Gäste kamen gerade dann in die Nähe der gefährlichen Zone, wenn sie schnell über Außen attackierten. Doch das war zu wenig. Und Bayern wollte unbedingt weiterkommen, das war zu spüren, nicht nur in der Szene, in der sich Ribéry ärgerte. Es war kein berauschender Abend des FC Bayern, aber ein abgeklärter. Das 0:0 reichte fürs Halbfinale, das am Freitag ausgelost wird. Mögliche Gegner sind der FC Liverpool, AS Rom und Titelverteidiger Real Madrid. "Es gibt keine Mannschaft, die man lieber hat", sagte Kapitän Thomas Müller. "Es wird nicht einfacher, es wird schwieriger", fügte Robben hinzu. Die gute Nachricht: Keiner der sechs vorbelasteten FC-Bayern-Profis sah Gelb, und nun werden die Verwarnungen gestrichen.

Im Hinspiel vor einer Woche war Sevilla gerade in der ersten Halbzeit ein unangenehmer Gegner gewesen, das Team hätte höher führen können als mit einem Tor. Bevor es erneut so weit kam, ging der FC Bayern schon früh in die Offensive. James Rodríguez verfehlte das Tor mit einem Freistoß (4.). Robben dribbelte in die Mitte, sein Schuss flog am linken Pfosten vorbei (6.), einen Kopfball von Robert Lewandowski klärte Sevillas Torwart David Soria mit einer Hand (7.). Es sah nach einem ruhigen Abend für die Münchner aus. Dann jedoch begann die stärkste Phase der Gäste.

FC Bayern in der Einzelkritik
:Das Stadion erhebt sich für Ribéry

Der Franzose spielt wie zuletzt 2007, Boatengs Pässe segeln ins Nirgendwo und Lewandowski muss leiden. Der FC Bayern beim 0:0 gegen Sevilla in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Martin Schneider

Der FC Bayern zog sich mitunter weit in die eigene Spielfeldhälfte zurück, teilweise standen alle Spieler gleichzeitig im hinteren Drittel des Feldes; sie überließen ihren Gästen großzügig die Gestaltung der Partie. Und Sevilla nahm dieses Angebot dankend an. Pablo Sarabia schoss über das Tor (12.), Franco Vázquez traf FCB-Torwart Sven Ulreich (17.). Neun Minuten später grätschte Sergio Escudero den Ball am Tor vorbei. Erst mit dieser Chance endeten die defensiven und zögerlichen Minuten des FC Bayern.

Anschließend bestimmte der Gastgeber wieder das Spiel, die Mannschaft rückte weiter auf, sie suchte gezielter die Abschlüsse. Angetrieben wurde sie dabei immer wieder von Franck Ribéry.

Innenverteidiger Mats Hummels verfehlte mit einem kunstvollen Linksschuss vom rechten Strafraumeck nur knapp das Tor (34.), Robben übersah Ribéry (40.), Jesús Navas klärte nach einem Querpass von Müller gerade noch vor Ribéry (41.). Dass es zur Halbzeitpause spannend blieb, lag vor allem daran, dass der Gastgeber seine Überlegenheit nicht zu nutzen wusste. In der 45. Minute trat dann sogar Javier Martínez in den Boden und verlor den Ball, Rafinha klärte gerade noch vor Sarabia.

Auch im zweiten Durchgang war der FC Bayern die dominante Mannschaft, er hatte weiterhin viele gute, kleine Gelegenheiten. Die guten, großen Gelegenheiten aber hatte zunächst Sevilla. In der 51. Minute stoppte Rafinha im eigenen Strafraum Wissam Ben Yedder, der Angreifer wäre sonst frei vor Ulreich gestanden, das war auch noch eine kleine Gelegenheit. Acht Minuten später aber hatte Joaquin Correa eine große Gelegenheit, die größte der Partie, er traf mit seinem Kopfball jedoch nur die Latte. Wenige Sekunden später probierte es Éver Banega mit einem Distanzschuss, der Ball flog knapp am Pfosten vorbei.

Die vielleicht größte Stärke des FC Bayern in diesen Frühlingswochen 2018 ist es jedoch, dass sich die Mannschaft nicht verunsichern lässt, niemals, von niemandem, und erst recht nicht von noch so großen Gelegenheiten des Gegners, die zu keinem Tor führen. Und so machte sie einfach so weiter, als wäre nichts geschehen. Sie wartete nun wieder ein bisschen weiter hinten in der eigenen Spielfeldhälfte, aber von dort aus startete sie auch Konter. Diese führten zwar nicht zu einem Tor, aber sie ließen Sevilla auch nie zu mutig werden. Kurz vor dem Abpfiff wechselte Trainer Jupp Heynckes noch Rafinha aus, für ihn kam Niklas Süle. Es war ein Zeichen des Trainers, jetzt nichts mehr zu riskieren.

Franck Ribéry hatte die Partie da schon längst verlassen, in der 70. Minute kam Thiago für ihn. Ribéry klatschte über dem Kopf in die Hände. Er war zufrieden.

© SZ vom 12.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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