Champions League:BVB blamiert sich schon wieder

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Zweites Spiel gegen Nikosia in dieser Saison, zweites 1:1: Für den BVB ist die Champions League so gut wie passé. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Der BVB spielt in der Champions League erneut nur 1:1 gegen Nikosia.
  • Für das Team von Peter Bosz gibt es kaum noch eine Chance aufs Achtelfinale.
  • Am Samstag gegen den FC Bayern wird sich zeigen, ob der BVB seine tollkühnen Pressingattacken beibehält.

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Der Mannschaftsbus stand dort, wo er immer steht. Das gelb-schwarze Gefährt rollt vor jedem Heimspiel an der Ostseite ins Stadion und spuckt die Spieler aus. Dort blieb der Bus auch diesmal. Er stand nach dem Anpfiff nicht auf dem Fußballrasen vor dem Tor von Borussia Dortmund, um den Einschlag von Bällen zu blockieren. Genau so hatte es der Trainer Peter Bosz ja versprochen.

Man werde nicht den Bus vor dem Tor parken, hatte der Niederländer spöttelnd gesagt, um allen Kritikern seines offensiven Spiels zu signalisieren, dass man nach allerhand mäßigen Ergebnissen keinen Vollschwenk auf eine totale Defensive vollziehe. Zumindest Letzteres lässt sich weiterhin leidenschaftlich diskutieren. Beim neuerlichen blamablen 1:1 (1:0)-Unentschieden am Mittwochabend in der Champions League gegen das destruktive Apoel Nikosia wäre ein Bus vielleicht doch eine gute Idee gewesen, wenigstens ein Kleinwagen vor dem BVB-Tor hätte geholfen, denn wieder ließen überlegene Dortmunder gegen maue Zyprioten ein relevantes Gegentor zu. Am Samstag gegen den FC Bayern München wird sich zeigen, ob der BVB seine tollkühnen Pressingattacken beibehält.

"In der Champions League sollte man defensiv spielen und seine wenigen Torchancen nutzen", hatte der Trainer vor dem Spiel gesagt - aber das war Nikosias Giorgos Donis gewesen. Die Dortmunder jedoch demonstrierten zuletzt das Gegenteil zypriotischer Philosophie. Sie spielten offensiv und nutzten ihre Torchancen nicht. Auch gegen den Achten der ersten zypriotischen Liga bestand für den BVB die Gefahr einer Blamage - und genau die gab es am Ende auch. Dortmund verpasste seinen ersten Sieg in einem Europapokalspiel seit fast acht Monaten und zunächst auch die Sicherung der Trostrunde Europa League. Das Achtelfinale der Champions League ist ohnehin so gut wie passé. "Wir hatten 26 Torschüsse, da müssen wir mehr als einen reinmachen", klagte Abwehrspieler Ömer Toprak anschließend. "Wir haben das Selbstvertrauen, aber die Bälle gehen nicht rein", analysierte er: Das sei "im Moment schwierig, aber gemeinsam stehen wir das durch". Marcel Schmelzer zeigte sich nach Abpfiff ebenfalls unerschütterlich: "Wenn wir hart arbeiten und zusammenstehen, dann kommt das Glück wieder zurück."

Bosz hatte seine Startelf auf fünf Positionen verändert. Ömer Toprak, Raphael Guerreiro, Julian Weigl, Shinji Kagawa und Maximilian Philipp rückten neu in die Anfangsformation, aber das Dortmunder Spiel sah wieder aus wie zuletzt. Die Defensivspieler schossen sich halsbrecherische Querpässe zu, als versuchten sie das vielkritisierte Ballbesitzspiel zu persiflieren und die Kritiker zu verhöhnen.

Nach einem halbstündigen Feldversuch durch zehn Apoel-Feldspieler in Form einer Rudelbildung vor dem eigenen Strafraum gelang Dortmund in der 29. Minute die Führung, als Shinji Kagawa den Portugiesen Raphael Guerreiro perfekt in den Rücken der Abwehr schickte. Unverbesserliche Skeptiker monierten natürlich, dass dies das elfte Dortmunder Pflichtspieltor hintereinander war, das nicht von Pierre-Emerick Aubameyang erzielt wurde.

Die zweite Halbzeit lieferte Skeptikern gar noch mehr Futter, denn in der 51. Minute glich Mickael Poté zum 1:1 aus. Das ist jener Spieler, der dem BVB schon zwei Wochen zuvor in Nikosia das 1:1 zum peinlichen Endstand zugefügt hatte. Dortmunds Abwehr bleibt eine Baustelle.

Am zweiten Problembereich, der Spiel- und Torgestaltung, arbeiteten sie umso eifriger. In der 77. Minute traf Aubameyang nur die Latte. Aber wie sie Nikosias Tor berannten und den Ball nicht hineinbringen wollten - das war ein Trauerspiel.

© SZ vom 02.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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