BVB vor dem Bundesligastart:Schwarz-gelb soll wieder strahlen

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Marco Reus, Pierre-Emerick Aubameyang und Ilkay Gündogan feiern einen Treffer. (Foto: Bongarts/Getty Images)

In der neuen Saison wird beim BVB alles anders - aber auch alles besser? Der Liga würde es gut tun, wenn das Team von Thomas Tuchel den FC Bayern endlich wieder angreift.

Ein Kommentar von Freddie Röckenhaus

Wenn man Ciro Immobile glaubt, ist er einem herzlosen Horror-Szenario entronnen. Die ganze Kälte Deutschlands muss ihm entgegengeschlagen sein, ausgerechnet bei Borussia Dortmund, wo die Marketing-Abteilung "Echte Liebe" zum Vereinsmotto erklärt hat. Am Ende hatten sie dem Torjäger aus Italien sogar den Dolmetscher weggenommen. Wer soll das aushalten?

In der neuen Saison wird jetzt alles besser. Für Immobile, der den ganzen Frust von Dortmunds voriger Saison zu personifizieren scheint und jetzt beim FC Sevilla neu anfängt - und für Dortmund sowieso. Alles reibt sich beim BVB gerade etwas verwundert die Augen, dass Thomas Tuchel zwar selten Pointen produziert, dafür aber eine Menge neuer Ideen fürs Kerngeschäft Fußball mitbringt. Hauptdarsteller wie Marco Reus und Mats Hummels, Henrikh Mkhitaryan und Ilkay Gündogan schwärmen vom Trainer und seiner deutlich anderen Spiel-Philosophie. Irgendwie scheint aber selbst das Schwärmen jetzt eher in der Diktion von Tuchel zu verlaufen und nicht mehr in dem wuchtigen Charme seines Vorgängers.

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Von Guido Schröter

Der Überfigur Jürgen Klopp trauern sie in Dortmund nach, aber zugleich ist der Mythos erstaunlich schnell verblasst. Niemand weiß, wie sich das alles entwickelt, wenn es zum Saisonauftakt nicht so laufen sollte, wie sie es beim BVB als standesgemäß empfinden - erfolgsverwöhnt in der siebenjährigen Ära Klopp. Aber fürs Erste fühlen sich alle wieder so stark: Platz zwei - hinter den Bayern - gilt als legitimes Saisonziel, zudem soll eine starke Rolle in der Europa League gespielt werden, zumal die Trophäe die einzige ist, die der BVB noch nicht gewonnen hat. Der BVB ist eben kein typischer Tabellensiebter. In der Uefa-Rangliste der europäischen Klubs ist Dortmund zufällig auch gerade auf Platz sieben geklettert.

Es wird sich schnell weisen, wie der Systemwandel funktioniert

Dortmund ist es im Sommer, ausgerechnet nach der verkorksten letzten Klopp-Saison, erstmals gelungen, sein begehrtes Personal komplett zu behalten - Aubameyang, Reus, Gündogan haben ihre Verträge sogar verlängert. So, wie Klopp einige Jahre lang das spannendste Experiment im deutschen Fußball geleitet hat, so scheinen Dortmunds Spieler jetzt von der Arbeit mit Tuchel so etwas wie eine Wiedergeburt zu erwarten. Gerade die Techniker beim BVB begeistern sich an der neuen Ballbesitz-Parole und an raffinierten taktischen Details. Jedes Lob für den neuen Stil wird zwar gerade als Seitenhieb gegen Klopp interpretiert. Auch wenn das im Teamkreis keine Rolle zu spielen scheint, sondern nur alle nach frischen Impulsen gelechzt haben.

In der vorigen Rückrunde hat sich der BVB noch vom letzten auf den siebten Platz vorgearbeitet. Gegen die vier Klubs, die die Champions-League-Plätze erreichten, gegen die Bayern, Wolfsburg, Gladbach und Leverkusen, hat Klopps Truppe aber auch da nicht mehr gewinnen können. Tuchel hat das schnell herausgearbeitet. Man sei jetzt der "Herausforderer" dieses führenden Quartetts.

Es wird sich bald herausstellen, wie schnell der Systemwandel unter Tuchel funktioniert. Der Liga täte es jedenfalls gut, wenn der BVB die Distanz zu den Münchnern auf weniger als die zuletzt üblichen 20 bis 30 Punkte verkürzen könnte. Die mit Werksgeldern aufgepumpten Klubs in Wolfsburg (VW) und Leverkusen (Bayer) werden kaum als emotionale Magneten funktionieren können. Mönchengladbachs Wiederaufstieg ist noch etwas unberechenbar, auch Schalke 04 ist schwer einzuschätzen. Das Tuchel-Projekt verspricht deshalb die ganz besondere Spannung - auch wenn man Jürgen Klopps Art und sein Dauer-Entertainment vermissen wird.

© SZ vom 14.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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