Bundesliga:13 von 18 gegen den Abstieg

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Fünf Niederlagen in Serie. Lukas Hradecky und Eintracht Frankfurt. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Mehr als zwei Drittel der Klubs in der Fußball-Bundesliga müssen sich vor dem Absturz fürchten. Das entschädigt den Zuschauer für den ausfallenden Titelkampf.

Kommentar von Philipp Selldorf

Die Bundesligasaison befindet sich im letzten Drittel. Jetzt zieht die Zeit heran, in der die Zeitungen die verbleibenden Spiele jener Mannschaften abdrucken, die noch um die Meisterschaft und gegen den Abstieg spielen. Derzeit ergibt sich hierbei ein Bild, das weite Teile der Nation in verstörende Unruhe versetzen muss: Auf der einen Seite steht einsam das Restprogramm für Bayern München, während auf der anderen Seite lediglich die Restprogramme der Klubs aus Leipzig, Dortmund, Hoffenheim und Berlin fehlen.

13 der 18 Klubs müssen den Blick nach unten richten

Der aktuelle Stand der Tabelle enthüllt die erschütternde Tatsache, dass mehr als zwei Drittel der Bundesligaklubs begründeten Anlass zu mehr oder minder akuten Abstiegssorgen haben. Fürsprecher von Eintracht Frankfurt, die diese Einschätzung als entehrend auffassen, weil ihr großartiger Klub derzeit auf einem Platz für Europa-League-Teilnehmer steht, sollten von Protesten absehen. Fünf Niederlagen hintereinander verunstalteten zuletzt die Bilanz von Niko Kovac' Team - eine hervorragende Empfehlung für eine erstklassige Frühjahrskrise, die bis in den frühen Sommer dauern könnte.

St. Pauli hat dafür 2011 ein Beispiel gegeben, woran man sich gerade in Frankfurt erinnern könnte. Am 24. Spieltag hatten damals die Hamburger 28 Punkte und fühlte sich damit im Mittelfeld der Liga sehr wohl. Am 34. Spieltag war aber bloß noch ein Punkt dazugekommen, der Abstieg folgte. In Liga zwei begleitet wurde St. Pauli von - Eintracht Frankfurt. In der gesamten Rückrunde hatte die SGE trotz der Zuhilfenahme von Magier Christoph Daum bloß acht Punkte erbeutet.

Schuld an der landesweiten Ausbreitung von Abstiegsängsten ist der Hamburger SV. Überall war man sich nach dem ersten Dutzend Saisonspiele einig darüber, dass der HSV diesmal seinem verdienten Schicksal nicht entkommen werde. Lachhafte vier Punkte hatte er damals auf dem Konto, nun sind es 26, Hamburger Bundesliga-Siege sind gewöhnlich geworden und für die Verlierer keine Schande mehr.

Weiterhin lässt sich zwar mit allem moralischen Recht darüber schimpfen, dass der HSV im Winter mal wieder zu seinem reichen Onkel gelaufen ist, damit ihm dieser ein paar neue Spieler spendiert. Aber man sollte so etwas nicht zu laut sagen. Sonst trifft einen womöglich der böse Blick von Kyriakos Papadopulous.

Selbstredend reicht es auch nicht, allein den HSV für die willkürlich zwischen den Extremen pendelnde Liga verantwortlich zu machen. Wer möchte, darf auch die soziale Deklassierung der Traditionsvereine beklagen und kulturpessimistisch den Wandel der Zeiten prophezeien: Einerseits ist in der Liga kein Platz für Kleine mehr, weshalb Darmstadt und Ingolstadt gehen müssen; andererseits belegen mit Leipzig und Hoffenheim zwei finanzstarke Emporkömmlinge die besseren Ränge im Gefolge der unantastbaren Bayern und in der Gesellschaft der ähnlich unvermeidlichen Dortmunder.

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Aber bloß weil es ein Durcheinander gibt, muss keine ökonomische Gesetzmäßigkeit vorliegen. Einstweilen ist nur folgendes sicher: Auch in diesem Jahr ist der Abstiegskampf, der in Wahrheit eher ein Kampf darum ist, Platz 16 zu entgehen, das ideale Ersatzprogramm für den ausgefallenen Titelkampf.

© SZ vom 14.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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