Bundesliga: VfL Wolfsburg:Plätze frei im Meisterjahr

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Ein Engagement als Sponsor beim VfL Wolfsburg wirkte sich positiv auf die Geschäftsbeziehungen zu VW aus - wer aussteigen wollte, bekam Ärger. Die Wölfe haben offenbar eigene Gesetze. Es gilt, was VW will.

Klaus Ott

Von ausverkauften Logen im Stadion träumt jeder Bundesligist. Ohne die Geschäftsleute aus Wirtschaft und Industrie, deren Konzerne die Plätze buchen, ließen sich die Arenen nicht finanzieren. Entsetzt war man deshalb offenbar beim VfL Wolfsburg, als plötzlich einige Logen leer standen. Und das ausgerechnet in der Rückrunde der Saison 2008/2009, in der die Wölfe nach rasanter Aufholjagd erstmals Deutscher Meister wurden.

Spielort des VfL Wolfsburg: die VW-Arena. (Foto: AP)

Verwaiste Vip-Sitze in der Wolfsburger VW-Arena - das war keine Werbung für den gleichnamigen Autokonzern, dem der VfL gehört. Volkswagen soll damals ziemlich rigide vorgegangen sein gegen den abtrünnigen VfL-Sponsor, obwohl der, wirtschaftlich betrachtet, auch ein Schwergewicht war: Es handelte sich um ein Unternehmen aus dem Konzern der Deutschen Telekom, um T-Systems.

Die Telekom-Tochter, die Großkunden wie VW mit Kommunikations-Technik versorgt, wollte raus aus dem Stadion. Und raus aus dem bis Mitte 2010 laufenden Sponsorvertrag mit der VW-Tochter VfL Wolfsburg, der vier Millionen Euro pro Saison kostete.

T-Systems hatte ein paar Jahre zuvor Gedas gekauft, eine VW-eigene Gesellschaft für Informations-Technik, und zusammen mit Gedas deren Sponsoring beim VfL übernommen. Für die Telekom und T-Systems ergab dieses Werbepaket, zu dem zwei Logen gehörten, aber längst keinen Sinn mehr.

Man wolle die Logen nicht "auf Teufel komm raus" mit den meist immer selben Leuten füllen, notierte eine dafür zuständige T-Frau. Zwei Sportagenturen wurden beauftragt, das Sponsorpaket zu verkaufen. Und das während der Siegesserie, mit der Trainer Felix Magath seine Elf zum Titel führte. Beim VfL und dessen Eigentümer VW kam der Verstoß aus dem Hause Telekom ausgesprochen schlecht an.

VW habe sich beklagt, T-Systems mache mit seinem Vorgehen die Sponsoring-Preise beim VfL kaputt, sagte der Marketing-Chef der Telekom-Tochter vor wenigen Monaten als Zeuge in Stuttgart aus. Dort ermitteln Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft wegen Korruptionsverdacht bei späteren Geschäften zwischen T-Systems und VW rund um das VfL-Sponsoring.

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Der Marketing-Chef von T-Systems und einige seiner Mitarbeiter berichteten den schwäbischen Ermittlern von "heftigen Reaktionen" in Wolfsburg, als man beim VfL aussteigen wollte. Der VW-Vorstand habe sich über das Vorgehen der Telekom-Tochter beschwert. Das habe man vom VfL mitgeteilt bekommen; verbunden mit dem Hinweis, den Weiterverkauf des Sponsorpakets zu unterlassen.

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Die T-Systems-Manager erzählten den Ermittlern noch mehr. Bei geschäftlichen Gesprächen mit Volkswagen, die eigentlich nichts mit Fußball zu tun gehabt hätten, sei von den Autoleuten erklärt worden, wie wichtig der VfL für VW sei. Das habe alle fachlichen Themen überlagert. Eine Angestellte von T-Systems bekam von einem ihrer T-Kollegen gar gesagt, VW würde ihren "Kopf fordern"; wegen des Ärgers um das VfL-Sponsoring.

VW-Manager sollen den T-Leuten klar gesagt haben, dass sich ein Engagement beim VfL positiv auf die Geschäftsbeziehungen zu VW auswirke. Und die können, wie im Fall T-Systems, Hunderte von Millionen wert sein. T-Systems machte schließlich einen Rückzieher vom Rückzieher und blieb einstweilen Werbepartner des VfL, bis zum Ende des Vertrags Mitte 2010. VW und VfL wollten die Telekom-Tochter auch danach als Sponsor behalten.

Doch der Telekom-Vorstand entschied, solche PR-Maßnahmen seien auf den FC Bayern, die Bundesliga als Ganzes und den Deutschen Fußball-Bund beschränkt. Außerdem seien die vier Millionen Euro pro Saison für den VfL völlig überteuert; realistisch wären, so die Telekom intern, 2,5 Millionen Euro.

Diese Einschätzung bestätigte ein Marketing-Mann des VfL als Zeuge in Stuttgart. Und ein ehemaliger Marketing-Manager des VfL sagte bei den schwäbischen Ermittlern aus, seiner Ansicht nach sei das Sponsor-Paket von T-Systems maximal eine Million Euro pro Saison wert gewesen.

VW erklärt dazu, man habe niemanden zum Sponsoring und schon gar nicht zu überhöhten Zahlungen gedrängt. Die Telekom habe mit ihrem VfL-Sponsorpaket von vier Millionen Euro, laut Expertise einer Kölner Marketingfirma, einen mehr als doppelt so hohen Werbewert gehabt. Beim VfL haben das aber selbst die eigenen Marketing-Leute anders gesehen. Die Wölfe haben offenbar eigene Gesetze. Es gilt, was VW will.

© SZ vom 03.08.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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