Bundesliga:Und Tschüss!

Mit Roman Weidenfeller, Salif Sané, Dominik Kaiser und Zlatko Junuzovic haben sich vier prägende Fußballer der vergangenen Jahre von ihrem Heimpublikum verabschiedet - jeder auf seine ganz persönliche Art und Weise.

Roman Weidenfeller

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(Foto: Sascha Schuermann/AFP)

Plötzlich stand der um Versöhnung bemühte Torwart Roman Weidenfeller zwischen den Fronten. Vor ihm 25 000 Fans auf der Südtribüne, hinter ihm 18 Fußballer von Borussia Dortmund, die von den Fans schrill ausgepfiffen wurden, sobald sie sich nur näherten. Ausschließlich Weidenfeller, 37, wurde bejubelt, als er sich nach dem letzten Heimspiel des BVB von den Fans verabschiedete. Eigentlich hätte er kurz vor dem Ende des Spiels gegen Mainz ehrenhalber noch einmal eingewechselt werden sollen. Doch dies verhinderten die Dortmunder Spieler, indem sie eine so schwache Leistung zeigten, dass sie mit 1:2 verloren und dem Trainer Peter Stöger durch den knappen Spielverlauf nicht gestatteten, Weidenfeller noch einmal kurz aufs Feld zu entsenden. Und das brachte die BVB-Fans zur Weißglut. Schon zwei Wochen zuvor hatten sie zur Huldigung vor der Südtribüne ausschließlich den Leverkusener Ex-Borussen Sven Bender zugelassen und die eigenen Spieler pfeifend verjagt. Das skurrile Schauspiel wiederholte sich nun, was Weidenfeller sichtlich unangenehm war, weil er seinen Abschied von den Fans gern Hand in den Hand mit den anderen Spielern zelebrieren wollte. Und so gestikulierte er verzweifelt, man möge zu seinem Wohle die Schelte der Mannschaft doch bitte kurz aussetzen und mit allen gemeinsam La Ola machen. Der Wunsch wurde ihm gewährt. Weidenfellers Abschied kam den seit Wochen immer aggressiver wetternden Fans gelegen, um den Spielern neuerlich die Identifikationsbereitschaft abzusprechen. "Wir sind alle Dortmunder Jungs", schmetterte die ganze Tribüne in einem Höllenlärm auch, um die eigene Mannschaft demonstrativ auszugrenzen. Sollte sie am kommenden Samstag die Qualifikation für die Champions League noch verspielen, indem sie mit mindestens zwei Toren Differenz in Hoffenheim verliert, während Leverkusen mit mindestens fünf Toren Differenz gegen Hannover gewinnt, dann wäre in Dortmund ein Teufel los, den selbst Weidenfeller als künftiger Vereinsbotschafter nur mühsam zur Räson bringen könnte. (uhn)

Salif Sané

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(Foto: Peter Steffen/dpa)

Es brauchte am Ende nur einen geeigneten Mediator, um zwischen zwei zerstrittenen Parteien zu vermitteln: den Fußballern von Hannover 96 und den Fans von Hannover 96. Die Saison, die nach dem 3:1 gegen Hertha BSC sportlich erfolgreich mit dem Klassenverbleib endete, war in unvergleichlicher Art und Weise von schlechter Stimmung geprägt, von Protesten der Ultras gegen Präsident Martin Kind und Protesten der anderen Fans gegen die Ultras. Aber als nun Salif Sané vor der Kurve stand, Abschiedstränen vergoss und ein paar Abschiedsworte sprach, da waren sich in ihrer Zuneigung alle Zuschauer und auch die Kollegen einig. Verteidiger Sané, 27, seit 2013 in Hannover, wird 96 im Sommer zum FC Schalke verlassen, für rund acht Millionen Euro Ablöse. In den vergangenen Jahren, auch nach dem Abstieg, hatte er oft auf einen möglichen Wechsel verzichtet, in dieser Saison war er wieder einer der Besten. Gegen Berlin erzielte er per Kopfball sein viertes Saisontor. "Ein Riesentyp", sagte Stürmer Niclas Füllkrug. (fse)

Dominik Kaiser

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Es war ja klar, dass es nicht ewig so weitergehen konnte. Dominik Kaiser hat sich seit Jahren nur verbessert, 2010 war er noch Oberligaspieler, 2012 wechselte er in die Regionalliga zu RB Leipzig, wurde Kapitän, stieg mit dem Klub bis in die Bundesliga auf, machte in dieser Saison sein erstes Champions-League-Spiel. "Ich musste mich immer durchkämpfen", hat er mal gesagt, er habe in den Jahren des Aufstiegs nie befürchtet, mal nicht mehr den Leipziger Ansprüchen zu genügen. Aber wie sein Verein, der im zweiten Bundesligajahr wohl die Qualifikation zur Champions League verpassen wird, macht auch Kaiser nun erstmals einen Schritt zurück. Er wird in diesem Jahr 30, er war längst kein Stammspieler mehr, sein Vertrag wird nicht verlängert. Beim 4:1 gegen Wolfsburg stand er noch mal in der Startelf, trug zum Abschied noch mal die Kapitänsbinde. Doch nun sucht er einen neuen Klub. "Hauptkriterium ist, wieder häufiger auf dem Platz zu stehen", sagt er. Auch einen Wechsel ins Ausland kann er sich vorstellen. (fse)

Zlatko Junuzovic

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(Foto: Thomas Starke/Bongarts/Getty Images)

Bremens Trainer Florian Kohfeldt hatte ein großartiges Fußballspiel zwischen zwei spielerisch starken Teams angekündigt. Doch vom mittelmäßigen 0:0 zwischen Werder und Bayer Leverkusen (die Rheinländer hoffen weiter auf die Teilnahme an der Champions League) blieben im Grunde nur ein paar "Momente, die ich nie vergessen werde". So hat es Zlatko Junuzovic, 30, formuliert nach seinem letzten Heimspiel für die Bremer nach sechseinhalb Jahren. Werders Kapitän wechselt wohl zu Red Bull Salzburg. Der erste Moment: Als er vor dem Anpfiff mit seinem 20 Monate alten Sohn auf dem Arm den Rasen des Weserstadions betrat und der Stadionsprecher ihn nicht nur als "echten Werderaner" adelte, sondern den 55-maligen österreichischen Nationalspieler mit einem Satz in der serbokroatischen Sprache seines Geburtslandes verabschiedete. Der zweite Moment: Die 89. Minute, als Kohfeldt ihn auswechselte, damit ihm die Menschen noch einmal Beifall spendeten. Schließlich kletterte er auf den Zaun vor der Ostkurve, um mit den Fans zu singen. Junuzovic hat bei Werder "nicht nur leichte Zeiten erlebt", wie er selbst sagte. Meist kämpfte er mit dem einstigen deutschen Meister gegen den Abstieg - weshalb der ehrgeizige Mittelfeldspieler manches Mal daran dachte, zu einem erfolgreicheren Klub weiterzuziehen. Doch Junozovic, der bei seiner Ankunft Ende Januar 2012 "Ösi-Özil" genannt wurde, ist geblieben. Auch, weil die Fans ihn mehr mochten als andere Profis. 2015 überzeugten sie ihn mit Masken, Plakaten und Gesängen. Da schob er die Wechselgedanken noch mal beiseite. Junuzovic war kein Artist wie seine Vorgänger Diego oder Özil. Er lebte, sagt sein damaliger Trainer Thomas Schaaf, besonders von einer "Lauf- und Kampfbereitschaft". Dennoch kann Junozuvic auch gut mit dem Ball umgehen. In der Saison 2014/15 verwandelte er fünf Freistöße direkt. "Es ist das Schönste, mit einem Lächeln zu gehen", sagte Junuzovic noch. Ein paar fußballerische Ziele hat er ja auch noch. Mit der besten österreichischen Mannschaft darf er endlich im Europapokal spielen. (jöma)

© SZ vom 07.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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