Bundesliga:Stürmer sind die neuen Trainer

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Sechseinhalb Tore für den VfB erzielt: Stürmer Mario Gomez. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Stuttgart, Bremen und Freiburg sind dabei, sich von ihren Stürmern retten zu lassen. So wird dieser Abstiegskampf zum Lehrbeispiel für manchen Manager.

Kommentar von Christof Kneer

In der Winterpause haben sie in Wolfsburg einen interessanten Gedanken entwickelt. Sie waren dort der Meinung, dass man den Angreifer Mario Gomez guten Gewissens zum Abstiegsrivalen nach Stuttgart verkaufen könne, für gut drei Millionen, nach Wolfsburger Maßstäben also ablösefrei. Zwei beachtliche strategische Erwägungen lagen dieser Entscheidung zugrunde: zum einen die hinter vorgehaltener Hand geflüsterte Einschätzung, dass Gomez nicht zum Spielstil des Trainers Martin Schmidt passe; zum anderen die ebenfalls leise vorgetragene These, dass man ja den belgischen Nationalstürmer Divock Origi im Kader habe, der - wenn Gomez weg sei - endlich Mittelstürmer spielen könne.

Dazu, mit und ohne vorgehaltene Hand, folgende Anmerkungen: Der Trainer Schmidt ist längst entlassen. Und der Stürmer Origi hat ein einziges Mal getroffen seitdem, zurzeit sitzt er recht strategisch auf der Bank herum. Mario Gomez hingegen: Hat in der Rückrunde sechseinhalb Tore erzielt (inkl. eines provozierten Eigentors) und mit dem VfB 20 Punkte geholt. Der VfL Wolfsburg hat in dieser Zeit sechs Punkte geholt, an diesem Wochenende aber immerhin auch ein Eigentor geschafft. Man kann es nicht anders sagen: Im direkten Managerduell Michael Reschke (Stuttgart) gegen Olaf Rebbe (Wolfsburg) lautet das Ergebnis 6:0, 6:0.

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In Köln haben sie das Lehrbeispiel mit Verspätung begriffen

Die Geschichte vom Heimkehrer Gomez und seinem VfB darf man herzerwärmend finden, weil so viel wahrhaftiger Kitsch in ihr steckt. Sie ist aber auch die stellvertretende Geschichte des Abstiegskampfs, in dem all jene bestraft werden, die sich am Sinn des Spiels (= Tore schießen) versündigt haben. Wer die Tabelle von hinten liest, erwischt dabei all jene Klubs, die der klassischsten Fußballerposition - der Nummer neun - zuletzt viel zu wenig Liebe entgegengebracht haben.

Der 1. FC Köln: Hat den Abschied des 25-Tore-Stürmers Anthony Modeste dramatisch unterschätzt. Der HSV: Hat zu sehr auf den wechselhaften Bobby Wood vertraut und am Ende dem 17 Jahre alten Jann-Fiete Arp eine Last auferlegt, die dieser niemals tragen konnte. Mainz 05: Hat sich bei der Rückholaktion von Anthony Ujah von Nostalgie leiten lassen und dabei vergessen, dass der Stürmer zuletzt im wenig wettbewerbsharten China spielte. Und Wolfsburg: siehe oben.

Im Gegensatz dazu sind Stuttgarter (Gomez, siehe oben), Bremer (Max Kruse) und Freiburger (Nils Petersen) gerade dabei, sich von ihren Stürmern retten zu lassen, und so wird dieser Abstiegskampf zum Lehrbeispiel für Manager: Ja, man kann den Trainer wechseln, manchmal bringt das sogar was. Allerdings tut man neuen und alten Trainern am ehesten einen Gefallen, wenn man ihnen treffsichere Leute aufs Feld stellt, deren Verlässlichkeit beim Torschuss den Mitspielern mindestens so viel Zutrauen gibt wie der sog. neue Impuls eines Trainerwechsels.

In Köln haben sie das jetzt, mit Verspätung, begriffen. Sie haben im Winter den Torjäger Simon Terodde verpflichtet, der sie im Abstiegsfall womöglich gleich wieder hochschießen würde. Für Terodde hatten sie in Stuttgart übrigens keine Verwendung mehr. Denn es kam ja Gomez.

© SZ vom 19.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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