Bundesliga:Erste Vorboten der Schalker Sinnkrise

Eintracht Frankfurt - FC Schalke 04

Erste Spiel, erstre Niederlage: Schalkes Cheftrainer Markus Weinzierl (rechts) und Nabil Bentaleb schauen nach dem 0:1 in Frankfurt entgeistert drein.

(Foto: dpa)

In Gelsenkirchen ist wieder einmal alles neu. Die Aufbruchstimmung ist nach dem 0:1 in Frankfurt aber schon dahin. Und Trainer Markus Weinzierl schimpft - auf drastische Weise.

Von Tobias Schächter, Frankfurt

Wird endlich alles besser beim FC Schalke 04? Oder bleibt auch in der neuen Saison alles beim Alten bei Königsblau - egal, ob der Manager Horst Heldt und der Trainer André Breitenreiter oder wie seit Beginn dieser Runde Christian Heidel und Markus Weinzierl heißen? Eine endgültige Antwort darauf zu erwarten, wäre nach nur einem Spieltag ziemlich vermessen. Aber der FC Schalke ist der FC Schalke und nach dem ernüchternden 0:1 bei Eintracht Frankfurt lässt sich sicher behaupten: In diesem Anfang lag kein Zauber. Vielmehr ist die Angst ein bisschen gewachsen, dass diese Mannschaft erneut die große Sehnsucht nach Konstanz, Erfolg und Ruhe nur schwer wird erfüllen können.

Vor allem die ersten 20 Spielminuten in Frankfurt waren aus Schalker Sicht "katastrophal", wie Weinzierl zugeben musste. "Wir haben uns den Schneid abkaufen lassen und das Spiel im Kopf und im Zweikampf verschlafen", meckerte er. Statt 1:0 für die Eintracht (Tor: Alexander Meier, 13.) hätte es nach einer Viertelstunde auch 4:0 für Frankfurt heißen können.

Besonders katastrophal agierte der neue Innenverteidiger Naldo, der vor Meiers Tor zweimal stümperhaft versuchte, den Ball aus der Gefahrenzone zu befördern und auch sonst ein Unsicherheitsfaktor für Schalke war wie sonst niemand auf dem Platz. Naldo, der schon in den letzten beiden Spielzeiten in Wolfsburg abfallende Form zeigte, wird sich stark steigern müssen neben Benedikt Höwedes in der Innenverteidigung. Es war entlarvend, als Frankfurts Trainer Niko Kovac nach dem Abpfiff fast beiläufig sein Erfolgsrezept verriet: "Wir wussten, dass die Schalker Verteidiger unbeweglich sind, wenn es in die Tiefe geht." Jeder einfache Ball in die Tiefe generierte tatsächlich eine Großchance für Frankfurt.

Huntelaar so unauffällig wie ein nicht eingesetzter Einwechselspieler

Ein bisschen besser wurde das Schalker Spiel erst nach einer Trinkpause in Minute 23, die Schiedsrichter Wolfgang Stark den Akteuren wegen der Hitze gönnte. Aber eben nur ein bisschen. So richtig besser wurde es erst, nachdem Meier mit einem Strafstoß an Torwart Ralf Fährmann gescheitert war (Caicara hatte Gacinovic gefoult, 68.) und in der Schlussphase die Neuzugänge Breel Embolo (46. für Di Santo), Abdul Rahman Baba (62. für Kolasinac) und Nabil Bentaleb (74. für Aogo) zusammen auf dem Platz gestanden hatten. Da mussten die Frankfurter aber auch schon mit zehn Feldspielern den Vorsprung verteidigen, Eintracht-Innenverteidiger Michael Hector flog wie eine Woche zuvor im Pokal erneut mit Rot vom Platz.

Rekordtransfer Embolo kommt von der Bank

Der Jamaikaner bremste Schalkes Stürmer Klaas-Jan Huntelaar in höchster Not mit einem Foul (79.). Und Huntelaar, der sonst so unauffällig spielte wie ein Ersatzspieler, der nicht eingewechselt wurde, scheiterte auch mit der besten Ausgleichschance an Frankfurts Torwart Lukas Hradecky (80.).

Vielleicht ist also die einzige positive Nachricht dieses verlorenen Tages für die Schalker Anhänger: Die eingewechselten Neuen taten dem Spiel der Schalker gut. Das fand auch Trainer Weinzierl. Vor allem Bentaleb, der nur ein Mal mit der Mannschaft trainiert hatte nach seiner Ausleihe von Tottenham Hotspur, forderte immer wieder den Ball im defensiven Mittelfeld, wo zuvor der eigentliche Linksverteidiger Dennis Aogo mit dem Spielaufbau überfordert war.

Nächster Schalke-Gegner ist der FC Bayern

Dass Rekordtransfer Embolo, für 22 Millionen Euro aus Basel gekommen, zunächst auf der Bank saß, wird nicht so bleiben - Franco Di Santo enttäuschte erneut als Rechtsaußen. Und Baba, gekommen von Chelsea und Weinzierl aus gemeinsamen Augsburger Zeiten bestens bekannt, war der dynamischste Schalker in Frankfurt. Mit Benjamin Stambouli, am Donnerstag von Paris St. Germain verpflichtet, steht auch eine weitere Alternative für das defensive Mittelfeld bereit.

Es ist eine spannende Frage, ob diese neue Eintracht-Mannschaft, die sich ja auch im Umbruch befindet, die Schalker zum richtigen Zeitpunkt der Saison als Gegner erwischt hat. Noch sind die Neuen im Ruhrgebiet nicht integriert, noch gibt es viele Fragezeichen in Schalke. Und schnelle Besserung scheint zunächst auch nicht in Sicht: In der Länderspielpause sind viele Schalker mit ihren Nationalmannschaften am Start. Es sei nie gut, wenn Spieler weg sind, gibt Weinzierl zu. Aber er will keine Ausreden und sagt: "Es ist unsere Aufgabe, zusammenzuwachsen. Wir müssen schauen, dass wir funktionieren." Je schneller, desto besser. Der nächste Gegner der Schalker nach der Pause heißt nämlich FC Bayern München. Wenn sie nicht aufpassen in Schalke, ist die nächste Sinnkrise nicht weit.

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