Bundesliga: Elf des Spieltags:Von Würsten und Unsichtbaren

Max Eberl belebt die Stammtisch-Kultur, Michael Ballack bleibt in München unbemerkt, Andries Jonker macht Journalisten froh und Mario Gomez ist der effektivste Spieler des Jahres.

Die Elf des Spieltages

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Max Eberl belebt die Stammtisch-Kultur, Michael Ballack bleibt in München unbemerkt, Andries Jonker macht Journalisten froh und Mario Gomez ist der effektivste Spieler des Jahres. Die Elf des Spieltags Dass Thomas Müller sich während 90 Minuten Fußball spielen durchaus der Halbmarathon-Laufstrecke nähert, ist ebenso bekannt wie die Tatsache, dass Müller gerne aggressiv Bälle erobert und an vielen Toren beteiligt ist. All das stellte er auch gegen Leverkusen unter Beweis. Was kaum jemand wusste: Thomas Müller hat nicht nur bei Louis van Gaal die Garantie auf Einsatzzeiten. Sollte er so agieren wie gegen Leverkusen, dann braucht er diese Garantie gar nicht, weil ihn dann jeder Trainer der Welt aufstellen wird.

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Mario Gomez erzielte beim Spiel gegen Bayer Leverkusen einen Hattrick, was allein schon eine Nominierung für die "Elf des Spieltags" rechtfertigen würde. Schaffte jedoch das Kunststück, diesen Hattrick mit drei Torschüssen zu erzielen, was ihn zum effektivsten Spieler des Jahres (Jahrzehnts?) macht. Weil er neben diesen drei Treffern keine einzige nennenswerte Situation vorweisen konnte, war er auch noch der ökonomischste Akteur dieses Wochenendes.

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Der Sportdirektor des Noch-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach machte sich nach dem 0:1 gegen Mainz um die deutsche Sprache verdient. Genauer gesagt wirkte er dem Aussterben einer gefährdeten Beleidigung entgegen: "Er kann nicht auf der einen Seite konsequent pfeifen und auf der anderen wie eine Wurst", sagte Max Eberl im Hinblick auf Schiedsrichter Deniz Aytekin. Der hatte den Gladbachern eine rote Karte beschert (gegen Mike Hanke) und einen Foulelfmeter verwehrt, was Eberl für die Niederlage verantwortlich machte. Andere Spieler, Trainer und Funktionäre sind für Schiedsrichter-Beleidigungen schon mit empfindlichen Strafen belegt worden, aber "Wurst", das ist wohl selbst den Gralshütern des DFB zu niedlich.

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Die Borussen hüpften und sangen nach ihrem 3:0-Sieg gegen Freiburg, nur Nuri Sahin nicht. Der 22-jährige Spielmacher hatte sich früh im Spiel eine leichte Knieverletzung zugezogen, und so verfolgte er die Feierlichkeiten aus einiger Distanz. Womöglich war das ganz gut für Sahin, denn die Fans auf der Südtribüne hissten ein gewaltiges Spruchband mit der Aufschrift: "Nächste Saison mit Nuri in der Champions League". Das jedoch könnte ein frommer Wunsch sein, wenn man aktuellen Transfergerüchten glauben darf: Demnach ist Sahin so gut wie weg aus Dortmund. Real Madrid soll bereit sein, mehrere Millionen Euro für den türkischen Nationalspieler zu zahlen. Nach der erfolgreichen Integration von Mesut Özil (vormals Werder Bremen) scheinen die Spanier auf den Geschmack gekommen zu sein, was in Deutschland ausgebildete Mittelfeldregisseure angeht. Der BVB hat angeblich schon vorgebaut und Ilkay Gündogan vom 1. FC Nürnberg auf dem Zettel. Auch Gündogan ist ein guter Fußballer, auch hüpfen und singen soll er gut können. Ob das die BVB-Fans besänftigen kann? Ungewiss. Es sei denn, Gündogan schießt nächste Saison Tore in der Champions League. Zum Beispiel gegen Real Madrid.

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft, das hat Lukas Podolski in beeindruckender Art verinnerlicht. "Die Mannschaft war leblos. Momentan ist kein Zusammenhalt drin", wetterte er nach dem 1:3 gegen Stuttgart. Dass die sechs Heimspiele zuvor alle gewonnen wurden und Köln zwischenzeitlich auf den elften Tabellenrang geklettert war, das war in diesem Moment Lichtjahre her. Zwischen hervorragend und leblos liegen im Abstiegskampf eben nur einige Tage. Und sollte Köln bei sechs Punkten Vorsprung auf die Abstiegs-Relegation tatsächlich noch einmal in Schwierigkeiten geraten, könnte Podolski immerhin behaupten, es immer gewusst zu haben.

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Der Trainer des FC St. Pauli hatte unter der Woche ein gehöriges Fass aufgemacht, als er unter Tränen seinen Abschied zum Saisonende verkündete. Es ist nicht anzunehmen, dass Holger Stanislawski die sportlichen Konsequenzen seiner epischen Trauerrede vorher berechnet hatte - dazu ist der Hamburger wohl eine zu ehrliche Haut. Aber es half: Seine Mannschaft dominierte die Partie gegen Wolfsburg und hätte statt des 2:2-Unentschiedens auch einen Sieg verdient gehabt. Abstiegsgefährdet bleiben die Hamburger damit allerdings weiterhin, und so könnte Stanislawski überlegen, ob er vor der Partie gegen Bremen erneut zu ungewöhnlichen Maßnahmen greift. Etwa: Sein Team einen wirklich traurigen Film gucken lassen.

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Genau genommen ist es nicht Manuel Neuer, sondern der Transfer-Hickhack um seine Person, der in die Elf des Tages gehört. Der Diskussionen um seine Zukunft überdrüssig, erklärte der Noch-Schalker und womöglich Bald-Bayer, eine Entscheidung sei gefallen. "Die Leute, die was wissen müssen, wissen Bescheid", sagte Neuer. Wer diese Leute sind, ließ er offen. Journalisten gehören jedenfalls nicht dazu. Und Schalkes Sportchef offenbar auch nicht: "Es gibt Tendenzen. Es ist aber noch nichts endgültig entschieden", sagte Horst Heldt. Damit wäre die Verwirrung komplett, um nicht zu sagen: Elf-des-Tages-würdig.

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Auch für die Sportjournaille ging am Sonntag vor einer Woche eine schwierige Phase zu Ende. Louis van Gaal hatte sie meist mit Spott, hin und wieder auch mit Schimpftiraden überzogen. Sein Übergangs-Nachfolger Andries Jonker präsentierte sich im Umgang mit der Presse ganz anders, nämlich freundlich, und das fiel ihm angesichts des 5:1-Sieges seiner Elf vermutlich auch nicht schwer. "Es war auch für mich eine Überraschung, zur Pause mit 4:0 zu führen", sagte Jonker, der dem Verein wohl auch nach seinem Interregnum erhalten bleiben wird. Den Cheftrainerposten übernimmt dann bekanntlich Jupp Heynckes, der als Noch-Leverkusen-Trainer auch ein hübsches Zitat zur aktuellen Berichterstattung beisteuerte: "Wir haben in der ersten Halbzeit alles falsch gemacht, was man nur falsch machen kann", sagte Heynckes. In München waren sie ihm dafür alles andere als böse.

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(Foto: dpa)

Die Bayern-Fans hatten den Mann im schwarzen Trikot einst gefeiert, ja vergöttert. Der Verein hatte ihn zum torgefährlichsten Mittelfeldspieler der Welt erklärt und ihm viel, viel Geld geboten. Doch Michael Ballack entschied sich damals für Chelsea London, und er machte später nie den Eindruck, als habe er das bereut. Ob das allerdings auch für seinen Wechsel zu Bayer Leverkusen gilt, ist nicht so sicher. Am Sonntag kam Ballack als Bayer-Profi zum FC Bayern zurück, er stand sogar in der Startelf. Aber die symptomatische Szene für seinen Auftritt war jene, als Ballack seinen Nationalmannschaftskollegen Bastian Schweinsteiger nach einem Foul zurechtweisen wollte - und Schweinsteiger einfach weiterging. Auch die Fans nahmen kaum eine Notiz von Ballack, und oben auf der Tribüne saß Bundestrainer Joachim Löw und vermied Aussagen darüber, ob er Ballack weiterhin aufstellen wolle. Bejubelt, gefeiert, vergöttert? Das war einmal.

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(Foto: dpa)

Der Transfer war früh bekanntgegeben worden, er löste ein Riesentheater aus. Die Fans schimpften, der vormals so souveräne Spieler traf vor lauter Verunsicherung das Tor nicht mehr. Das Schicksal des jetzigen Kaiserslauterer und baldigen Wolfsburger Fußball-Profis Lakic war ein gutes Beispiel dafür, was passieren kann, wenn Fans einen vermeintlichen Söldner abstrafen - und sich damit selbst schädigen. Beim Spiel der Mainzer gegen Gladbach war das Gegenteil zu beobachten: Die Fans des FSV haben André Schürrle seinen früh angekündigten Abgang in Richtung Leverkusen nie vorgeworfen. Gegen Gladbach erzielte Schürrle jetzt das Siegtor - und gab seinem Verein neuen Schwung im Kampf um die Europa-League-Plätze. Kaiserslautern ist hingegen immer noch abstiegsgefährdet - wobei so eine Gefahr ja auch als Denkanstoß dienen kann.

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(Foto: REUTERS)

Seine Spieler sollten sich nur auf die Partie gegen St. Pauli konzentrieren, auf nichts anderes. Das sagte Felix Magath - und schickte sein Team dann in ein Kurz-Trainingslager, dessen Ort (ein Kloster nahe Braunschweig) so lange geheim gehalten wurde, dass angeblich selbst der Busfahrer erst bei der Abfahrt davon erfuhr. "Nicht, dass die Spieler noch ans Einkaufen denken", spöttelte Magath. Zuvor hatte er seinen Spielern bereits Blut abzapfen lassen - der Laktattest sollte über die Fitness Auskunft geben. "Im Moment ist jedes Mittel recht - Hauptsache, wir gewinnen", sagte Magaths Kapitän Arne Friedrich. Taten sie aber nicht: Gegen St. Pauli reichte es nur zu einem 2:2, Wolfsburg bleibt in der Abstiegszone. Und Magath wird womöglich ans Einkaufen gedacht haben - ans Einkaufen neuer Spieler.

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